Ich blogge, also bin ich etwa blöd? – von Gastbeiträgen und „Kooperationen“

Gestern gab es wieder mal einen Gastbeitrag von Bettina Blaß. Von ihr nehme ich sehr gerne Gastbeiträge an, denn ich kenne Bettina seit vielen Jahren und weiß, dass ihre Beiträge sowohl sehr gut geschrieben als auch sauber recherchiert und in jeder Hinsicht unbedenklich sind.
Andere wollen ebenfalls gerne bei mir veröffentlichen: In schöner Regelmäßigkeit bekomme ich als Blogger E-Mails von mal mehr, mal weniger seriös wirkenden „Agenturen“, denen meine Blogs (neben meistensdigital Fit für Journalismus und einReisender) „sehr gut gefallen und sich gut eine Kooperation vorstellen können“.

Meistens handelt es sich um ziemlich plumpe Massenmails, die ich gar nicht beantworte, weil erkennbar ist, dass einfach E-Mail-Adressen von Blogs zusammengetragen wurden und niemand sich mehr als eine Sekunde mit den Themen der Blogs beschäftigt hat.
In letzter Zeit kamen ein paar „bessere“ Anfragen, bei denen sich jemand intensiv mit den Inhalten beschäftigt hat. So wie diese kurz vor Weihnachten:

Mein Kollege xxxx xxxx und ich bauen unter www.xxxxxx.de zur Zeit ein News-Portal zum Thema Smart Home auf.
Hierfür suchen wir nach etablierten Partnern und sind dabei auf Ihre Website gestoßen.

Gerne würden wir einen Gastartikel bei Ihnen veröffentlichen, z.B. im Bereich der Gebäudeautomation. Dieser würde selbstredend für Sie geschrieben und exklusiv bei Ihnen veröffentlicht werden. Wir denken hier an ca. 300-500 Wörter zu einem aktuellen Thema, welches Sie gerne vorgeben oder grob eingrenzen können sowie einer kurzen Autoren-Info samt Link auf unsere Seite.

Gebäudeautomation fand ich einigermaßen passend zu meistensdigital und weil die Anfrage eben nicht so plump war wie viele andere, habe ich geantwortet, dass ich gerne einen Gastbeitrag veröffentlichen würde. Mit folgender Einschränkung zum Text:

Solange es da nicht vor Werbung drin wimmelt, mache ich da keine Vorgaben. Vielleicht irgendwas zur Steuerung mit Smartphone/iPad… würde thematisch am Nächsten liegen…

Mir wurde dann ein Text zu einer LED-Lichterkette, die per App gesteuert werden kann, versprochen, der einen Tag später kam.

(Produktname): Sparsame Lichterkette mit App-Steuerung

(Produktname) heißt die frisch auf den Markt gebrachte, smarte Lichterkette von (Herstellername). Sie kann über das Smartphone gesteuert werden und in 16,7 Millionen Farben leuchten.
Ob Sie mit dem guten Stück Ihren Weihnachtsbaum optisch aufwerten oder draußen einen Strauch dekorieren – mit der (Produktname) Lichterkette haben Sie das ganze Jahr über Ihren Spaß. Per Smartphone steuern Sie Helligkeit und Farbe der LED-Beleuchtung, die auch bei schlechtem Wetter funktioniert – zertifiziert mit IP66 und IP44.

Bei aller Liebe, aber das war nun wirklich nicht, was ich mit unter einem Gastbeitrag so vorgestellt habe. Genauso gut hätte ich den Marketingtext des Herstellers 1:1 veröffentlichen können.
Ich habe das beim Autor angemerkt und er hat vollstes Verständnis gezeigt und mir eine neue Version des Textes geschickt, in der Herstellername und Produktname deutlich seltener verwendet worden wären.

(Produktname): Sparsame Lichterkette mit App-Steuerung

(Produktname) heißt die frisch auf den Markt gebrachte, smarte Lichterkette von (Herstellername). Sie kann über das Smartphone gesteuert werden und in 16,7 Millionen Farben leuchten.
Ob Sie mit dem guten Stück Ihren Weihnachtsbaum optisch aufwerten oder draußen einen Strauch dekorieren – mit der (Produktname) Lichterkette haben Sie das ganze Jahr über Ihren Spaß. Per Smartphone steuern Sie Helligkeit und Farbe der LED-Beleuchtung, die auch bei schlechtem Wetter funktioniert – zertifiziert mit IP66 und IP44.

Zumindest im ersten Absatz tauchten weder der Herstellername noch der Produktname seltener auf, der ganze Absatz war unverändert. Im weiteren Text wurde dann der Hersteller einmal weniger genannt und der Link war rausgenommen.

Und das war der Punkt an dem ich mich fragte: Halten die mich für blöd?
Jede 14-jährige Modebloggerin weiß doch, dass sie einen Betrag kriegt, der jedes monatliche Taschengeld armselig aussehen lässt, wenn sie einmal ein bestimmtes Modelabel nennt – ja, das ist übertrieben, weiß ich auch.
Aber hier versucht mich doch jemand zu verarschen. Oder er ist extrem unprofessionell, wenn er denkt, dass man einem Blogger mit Anspruch (ich bemühe mich zumindest), der außerdem noch Journalist ist und weiß, was Schleichwerbung bedeutet, einfach extrem werbliche Gastbeiträge ohne Bezahlung unterjubeln kann. Oder beides, was ich mittlerweile glaube.

Gesponserte Beiträge

Gegen ein Honorar mit der klaren Kennzeichnung als Sponsored Post hätte man drüber reden können. Solche Anfragen habe ich auch schon des Öfteren bekommen, meistens hat aber das Thema nicht gepasst. Gerade gestern kam wieder so eine Anfrage von Frau H. von der Agentur O.:

Guten Tag nach Köln, Herr Stoppacher,

sehr gern möchte ich für Ihre Seite fitfuerjournalismus.de einen interessanten Artikel verfassen lassen. Dieser Artikel wird natürlich einen Mehrwert für Ihre Leser bieten und ein externer Link wird zielgruppenorientiert und hilfreich gesetzt sein.

Im Gegenzug kann ich Ihnen einen Backlink für Ihre Seite anbieten. Alternativ bezahlen wir Sie auch gern für die Platzierung des Artikels und Links. Falls dies für Sie infrage kommt, senden Sie mir bitte folgende Infos:
• Wie hoch ist der Preis?
• Ist der Link „follow“?
• Ist der Artikel gekennzeichnet (z.B. als „Advertorial“ oder „Gesponsert“)?
• Können Sie mir eine Beispiel-URL für diese Art der Integration zusenden?

Liebe Frau H., wenn Sie sich mit Fit für Journalismus etwas mehr als 10 Sekunden beschäftigen würden, hätten Sie gemerkt, dass wir bislang keine gesponserten Beiträge veröffentlicht haben. Und da wir (Bettina und ich) uns als professionelle Journalisten verstehen, nicht mal im Ansatz auf die Idee kämen, einen solchen Beitrag ohne Kennzeichnung zu veröffentlichen.
Sehr professionell fand ich dagegen diese Anfrage:

Hallo Herr Stoppacher,

mein Name ist xxx xxxxx und ich arbeite im Auftrag der Online-Marketing Agentur xxxxx.
Ihre Website ist mir auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern positiv aufgefallen.
Wir wären an einer Zusammenarbeit interessiert, da die Inhalte gut zu unserem Kundenprofil passen.
Unsere Agentur ist auf Link- und Contentmarketing ausgerichtet und betreut dabei eine Vielzahl namhafter Kunden aus relevanten Themenbereichen.

Ich möchte Ihnen gut recherchierte, redaktionelle Beiträge zu aktuellen Themen anbieten.
Die Texte werden speziell für Ihr Portal erstellt und an bestehende angeglichen – thematisch, sowie stilistisch.
Im Detail wird es sich um Gast- beziehungsweise Fachartikel handeln, welche keinen werblichen Charakter aufweisen.
Sie erhalten also informativen Content und zusätzlich eine Vergütung für die Veröffentlichung.

Falls ich Ihr Interesse wecken konnte, schreiben Sie mir einfach eine kurze Mail, dann sende ich Ihnen weitere Details zu Vergütung und Ablauf.
Wir freuen uns auf eine Antwort und beantworten umgehend alle Ihre Fragen.

Auch meine Antwort empfand ich dem angemessen:

Hallo Herr xxxx,

danke für Ihre Anfrage. Ich habe bislang keine guten Erfahrungen mit Kooperationen in Form von Gastartikeln gemacht.
Aber vielleicht schaffen Sie es ja, mich zu überzeugen.
Machen Sie mir doch bitte zunächst einen oder zwei Themenvorschläge, damit ich sehen kann, ob unser Verständnis der Thematik des Blogs übereinstimmt.

Das ist jetzt ca. 4 Wochen her und er hat sich nicht mehr gemeldet. Finde nur ich das unprofessionell?

Warum?

Warum handeln Agenturen so? Ich fürchte, weil es genug Blogger gibt, die auf so was reinfallen, die sich über die paar Euro freuen, keine ethischen oder moralischen Bedenken haben oder sich im Presserecht nicht auskennen. Oder alles zusammen.
Schon vor ca. 1,5 Jahren habe ich für t3n ein Interview mit Lars Siebenhaar zu Blogger Relations geführt, der auf Allaboutsamsung bloggt. Damals war ich noch mehr oder weniger „Unbeteiligter“, mittlerweile kann ich aus eigener Erfahrung den Ärger nachvollziehen.

Fazit

Diese unprofessionellen Anfragen kosten Zeit und bringen nichts.

Gastbeitrag: Wie der Bewerberprozess immer digitaler wird

FullSizeRenderEigentlich überfliege ich Pressemitteilungen höchstens und lösche sie direkt. Doch bei „Die sechs wichtigsten Trends im Recruitung“ von der Anxo Management Consulting bleibt mein Blick am Wort „Suchmaschinen“ hängen. „Suchmaschinen und Personalsuche?“, staune ich – und lese weiter. Danach bitte ich um einen Interviewtermin. Das Ergebnis dieses Gesprächs lest Ihr hier.

 

DagmarStrehlau
Dagmar Strehlau. Bild: ANXO MANAGEMENT CONSULTING GmbH

Dagmar Strehlau ist Senior Consultant bei der Anxo Management Beratung in Hofheim im Taunus. Mit ihr spreche ich über die Recruiting-Trends des Jahres – und sie haben alle mit der digitalen Welt zu tun:

Sie sagen, der Bewerbungsprozess finde überwiegend im Internet statt. Was genau bedeutet das eigentlich?
Heute ruft niemand mehr in einer Firma an und bittet darum, eine Unternehmensbroschüre geschickt zu bekommen. Die gesamte Informationsbeschaffung läuft über das Internet. Bewerber suchen nach Stellen in den einschlägigen Plattformen. Sie gehen dann auf die Homepage des Unternehmens und schauen sich dort beispielsweise Videos an, in denen Mitarbeiter sich und ihre Arbeit vorstellen. Im nächsten Schritt geht der potenzielle Bewerber auf eine Bewertungsplattform: Wie zufrieden sind die Mitarbeiter mit dem Unternehmen? Wie ist dort das Arbeitsklima? Dann verschickt er seine Bewerbung per Mail oder über ein spezielles System, das in die Unternehmenswebpage integriert ist.

Moment. Deutschlands Wirtschaft ist vom Mittelstand getrieben. Lesen und hören wir nicht immer, dass der deutsche Mittelstand in Sachen Internet hinterherhinkt?
Richtig. Und das ist ein großes Problem. Denn gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es schwierig, gute Mitarbeiter zu finden. Stellt sich ein Unternehmen im Netz nicht zeitgemäß dar, wird es noch schwieriger. Der Mittelstand hat großen Nachholbedarf in Sachen Internet. Ich hatte erst neulich einen Kunden, der eine einzige Anzeige in genau einer Zeitung aufgeben wollte. Diese Zeiten sind vorbei. Eine Anzeige muss man auf mehreren Kanälen publizieren.

Welche Kanäle sollten das sein?
Das hängt stark davon ab, wen man sucht. Die richtige Plattform muss sowohl zur Branche als auch zur ausgeschriebenen Funktion passen.

Wir sprechen hier aber auch von sozialen Medien?
Absolut. Soziale Medien sind immer stärker eine Visitenkarte für beide Seiten. Nehmen wir das Beispiel Xing. Zu diesem Business-Netzwerk gehört Kununu, eine Plattform, um Arbeitgeber zu bewerten. Während Personaler auf Xing nach Bewerbern suchen, informieren diese sich bei Kununu über die möglichen Arbeitgeber. Das bedeutet, dass beide Seiten in den sozialen Medien sein müssen und sich dort gut präsentieren sollten.

Bewerber können ihr Xing-Konto mit Twitter, Facebook, einem Blog und vielen anderen Dingen verknüpfen. Wie sinnvoll ist das?
Man zeigt sich selbst damit, aber auch, was man kann. Und man zeigt, dass man mit neuen Medien umgehen kann – das ist besonders für ältere Bewerber relevant und für die, die im Vertrieb oder im Marketing arbeiten wollen. Denn dort geht es ums Verkaufen. Wer eine Stelle sucht, macht im Prinzip nichts anderes. Er sucht einen Käufer für seine Arbeitskraft.

Unternehmen wie beispielsweise Daimler haben eine eigene Facebook-Recruiting-Seite. Ist das der richtige Weg?
Das ist ein Weg, gerade wenn man zum Beispiel Nachwuchskräfte gewinnen muss. Es kommt immer darauf an, wen man ansprechen möchte. Suche ich beispielsweise international, komme ich derzeit nicht an LinkedIn vorbei, auch wenn Xing in Deutschland sehr erfolgreich agiert.

Was hat Suchmaschinenoptimierung mit Recruiting zu tun?
Eine ganze Menge: Sucht ein Student einen Praktikumsplatz bei einem Personalberater, gibt er bei Google sehr wahrscheinlich „Praktikum Personalberater“ ein. Das Unternehmen, das als erstes in der Trefferliste auftaucht, bekommt höchstwahrscheinlich mehr Bewerbungen möglicher Praktikanten als die Konkurrenz. Wir alle wissen, dass aus guten Praktikanten Mitarbeiter werden können. Und so schließt sich der Kreis. Das ganze lässt sich sehr einfach auf den Punkt bringen: Wer nicht im Netz ist, wird nicht gefunden. Unternehmen haben gelernt, dass ihre Homepage suchmaschinenoptimiert sein muss, um ihre Produkte zu verkaufen. Heute sind wir einen Schritt weiter: Wer Mitarbeiter sucht, muss die Homepage auch diesbezüglich optimieren.

Wie macht man das?
Unternehmen, die eine gute Onlinemarketingabteilung haben, schaffen das alleine. Allerdings müssen dazu die Personalabteilung und die Marketingabteilung enger zusammenarbeiten als bisher. Ist das nicht möglich, ist es sinnvoll einen externen Experten ins Boot zu holen.

Und dann wartet man als Unternehmen darauf, gefunden zu werden?
So einfach ist es leider nicht mehr. Personalabteilungen müssen umdenken, sie müssen aktiv nach Kandidaten suchen, und zwar in den sozialen Netzwerken. Deswegen ist es so wichtig, dass sie dort auch präsent und aktiv sind. Wir nennen das im Fachjargon „active sourcing“.

Das Internet wird immer mobiler. Welche Auswirkungen hat das auf den Bewerbungsprozess?
Er wird schneller. Bewerber recherchieren morgens in der Bahn, ob es eine freie Stelle gibt. Wer seine Unterlagen auf der zugehörigen Plattform gespeichert hat, kann sich sofort bewerben. Dadurch hat er einen Zeitvorsprung. Wir hören auch immer öfter, dass besonders junge Leute aufgrund einer Anzeige einfach in der Firma anrufen, sich mit ihren Kenntnissen vorstellen und fragen, ob sie passen könnten. Darauf müssen Unternehmen eingestellt sein.

Als Journalistin interessiert mich natürlich, ob das alles auch für die Medienbranche gilt. Sie hat in Sachen Internet doch einiges verschlafen.
Ich vermute, dass Journalisten, deren Aufgabe es ist, kritisch zu sein, darum viele Chancen in den vergangenen zwei Jahrzehnten verpasst haben, weil sie den neuen Medien gegenüber sehr kritisch waren und manchmal noch sind. Schließlich sind diese Medien selbst Wettbewerber, aber sie schaffen auch die Grundlage für andere, neue Konkurrenten. Das ändert allerdings nichts daran, dass auch Medienunternehmen und Journalisten lernen müssen, im Bewerbungsprozess mehr auf das Internet und soziale Medien zu setzen. Sie sollten mutiger sein, sich vielleicht ein Stück vom eCommerce abschneiden. Dort probiert man viel aus, vielleicht manchmal zu viel. Aber ein bisschen von dieser Mentalität täte manchen Medienunternehmen und Journalisten durchaus gut.

Wie der Markenaufbau für Journalisten funktioniert, erklären wir auf Fit für Journalismus.

Die Autorin Bettina Blaß ist selbstständige Wirtschafts-Journalistin, Dozentin und Buchautorin in Köln. Ihre Homepage: http://www.wirtschaft-verstehen.de

Bequeme Amazon-Bestellung mit unbequemen Folgen

Ich mag Amazon, nicht nur wegen des Kindles und den Möglichkeiten, selbst E-Books zu veröffentlichen. Das Angebot und der Service sind halt einfach praktisch.

Als Prime-Kunde habe ich dann für 49 Euro Jahresgebühr fast immer den Versand kostenlos, die Kindle-Leihbücherei und seit einem halben Jahr Instant Video, woraufhin ich Watchever gekündigt habe und Netflix nach dem Probemonat auch nicht verlängert habe.

1-clickAber das soll jetzt keine reine Lobeshymne auf Amazon werden. Denn nicht alles ist so, wie es sein könnte. Ich hatte mir am Sonntagabend Ohrstöpsel speziell fürs Schwimmen bestellt, weil ich neulich den halben Pool im Ohr mit nach Hause genommen habe. Die Stöpsel kosten ca. 10 Euro. Bestellt habe ich ganz bequem auf der Couch mit dem iPad und der Amazon-App. Die hat (wie auch die Webseite) die schöne Funktion 1-Click-Bestellung.

Wenn ich weiß, dass ich sonst nichts bestellen will, klicke ich auf den Button und muss nicht mehr in zig Dialogfenstern Details auswählen.

Mit diesem Button habe ich die Stöpsel bestellt und Dienstagmorgen kam das Paket. Richtig, ein Paket, für die Packung hätte auch ein dickerer Umschlag gereicht. Denn das Volumen steht zum Inhalt wohl in keinem Verhältnis.10415617_10152562756207858_5612745079282462165_n

Mittlerweile legt Amazon den Bestellungen keine ausgedruckte Rechnung mehr bei. Wenn ich etwas privat bestelle, brauche ich die auch nicht und sie würde im Altpapier landen, soweit so gut. Daher fiel mir erst bei der Abbuchung auf dem Konto auf, dass statt 10 Euro 15 Euro abgebucht wurden. Hatte ich mich im Preis geirrt? Nein, die Stöpsel kosten immer noch 10 Euro. Dann sah ich mir die Bestelldetails an. Ich hatte mit Morning-Express bestellt, was 5 Euro Aufpreis kostet. Aha. Hatte ich aber gar nicht, jedenfalls nicht bewusst.

Ein Anruf bei der Amazon-Hotline brachte das gleiche Ergebnis: Ich hatte mit Morning-Express bestellt, sagte mir die Dame am Telefon. Und ich sagte „Nein!“ und sie sagte „Doch!“ und ich sagte „Nein!“ und sie sagte „Doch!“ und das hätten wir noch ein paar Minuten weitermachen können, sind dann aber beide zur Besinnung gekommen.

Angeblich hätte ich in meinen 1-Click-Einstellungen irgendwo Morning-Express eingestellt. Ich bin dann während des Telefonats mein Bestellprofil durchgegangen – nirgendwo war Morning-Express eingestellt. Die Amazon-Dame hatte angeblich keinen Zugriff auf mein Bestellprofil, um das zu prüfen. Zitat:

„Ja, die 1-Click-Funktion ist schon gefährlich, da melden sich öfters Kunden, die da was falsch gemacht haben.“

Bitte??? Ich habe das dann mal am iPad nachgespielt. Ich kann während des Bestellprozesses (den es dank 1-Click gar nicht richtig gibt) nirgendwo Morning-Express auswählen. Mein Profil war dahingehend sauber, weil ich noch nie mit Morning-Express bestellt hatte. Ich kann nichts falsch gemacht haben.

Das wollte die Dame an der Hotline zwar nicht einsehen, war aber so nett, mir die 5 Euro zu erstatten. Denn das muss man Amazon lassen, kulant sind sie, das habe ich schon öfter gemerkt.

Gastbeitrag: Auf der Suche nach den wirklich tollen und innovativen Dingen auf der IFA

SONY DSCEs mag naiv von mir gewesen sein. Aber nach der Berichterstattung der Kollegen in der Presse und im Fernsehen, dachte ich, auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) alle Nase lang über eine unfassbar tolle neue technische Errungenschaft zu stolpern, die mein Leben in Zukunft dramatisch verändern würde. Jetzt habe ich gelernt, dass das nicht so ist. Vielmehr musste ich fast schon nach Dingen suchen, die mich begeistern.

Was es dagegen im Überfluss gibt, sind Hüllen für Smartphones und Tablets sowie Kopfhörer, Geräte, die den mobile devices laute Musik entlocken und externe Batterien. Die habe ich allerdings schon seit zwei Jahren. Auch Saugroboter begeistern mich nicht, denn einer ist schon seit über einem Jahr in unseren Räumen unterwegs. Smartwatches hauen mich ebenfalls nicht vom Hocker. Erstens sind sie nicht mehr neu, zweitens finde ich sie schlicht und ergreifend nicht schön. Da ist es mir dann auch egal, ob ich mit der Uhr telefonieren kann oder nicht. Ich hoffe, dass es sehr bald hübschere Modelle geben wird, dann wird das Thema Smartwatch mich sicher auch interessieren.

Fitnessarmbänder gab es ebenfalls an vielen Ständen, aber auch das trage ich schon. Mein Fazit: Da es nicht von selbst erkennt, wenn ich schlafe, und ich immer vergesse, ihm das rechtzeitig mitzuteilen, sind meine Daten und die, die unter Umständen an den Hersteller und die Werbewirtschaft übertragen werden, nie der Realität entsprechend. Allerdings: Fitness und Gesundheit sind ein Schwerpunkt der IFA in diesem Jahr. eHealth ist der Oberbegriff und dabei vernetzen sich Zusatzgeräte mit dem Smartphone und einigen Apps und messen beispielsweise den Puls oder das Gewicht. Im Gesundheitsbereich geht es jedoch um sensible Daten und nicht nur um Spielereien. Darum erwarte ich von Produkten in diesem Segment, dass sie einfach und zuverlässig funktionieren. Auch wenn ich sicher bin, dass in diesem Thema sehr viel Potenzial steckt, fühle ich mich bisher eher wie ein Betatester, der zu allem Überfluss viel Geld bezahlt, um ein unausgereiftes Produkt ausprobieren zu dürfen. Zumindest waren meine Erfahrungen mit vernetzten Waagen in diesem Jahr so schlecht, dass ich mich zum Schluss für eine herkömmliche Waage entschieden habe, die überhaupt nicht vor hat sich mit irgend etwas zu vernetzen.

Bessere Smartphone-Akkus sind notwendig

Das Gleiche gilt für den Brustgurt, den man trägt, um während des Laufens seinen Herzschlag unter Kontrolle zu haben: Ich hatte ein Produkt eines Anbieters, das sich via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden hat. Selbiges trägt man an einem Gurt um den Oberarm. Leider hat der Brustgurt sehr unregelmäßig an die App gesendet, so dass oft Daten fehlten. So lässt sich ein Training jedoch nicht zuverlässig auswerten. Außerdem hat die Kombination Brustgurt/Smartphone einen zweiten Nachteil: Der Akku in einem zweieinhalb Jahre alten Smartphone, das bis zum Erbrechen für alles Mögliche benutzt wurde, ist zu abgenudelt, um via Bluetooth für eine längere Zeit Daten aufzuzeichnen. Das übrigens ist aus meiner Sicht bei vielen Geräten der absolute Negativpunkt: Solange die Akkus nicht deutlich besser werden, ist es fast egal, wie gut die Zusatzprodukte sind. Man kann sie nur begrenzt nutzen

Ein zweiter Schwerpunkt auf der IFA ist das vernetzte Haus. Und über dieses Thema muss ich immer schmunzeln. Denn über dieses Thema habe ich schon im Jahr 2000 bei capital.de und WISO geschrieben:

„Für sie ist der denkende Kühlschrank eine Hilfe. Er überprüft Smart Labels an der Ware und stellt fest, was abgelaufen ist oder was im Supermarkt nachgeordert werden muss. Im besten Fall bestellt der Kühlschrank hier online beim Supermarkt den Einkauf und der Supermarkt liefert ins Büro oder zu einer bestimmten Zeit nach Hause.“

Es war damals schon kein neues Thema. Leider habe ich bis heute noch keinen Grund dafür gefunden, warum mir mein Kühlschrank beispielsweise ein Foto seines Innern schicken sollte – ich weiß, wie es dort aussieht. Ich frage mich auch, warum ich die Waschmaschine von unterwegs über das Handy einschalten sollte. Um dies zu machen, muss ich sie zumindest vorher beladen haben. Dann kann ich auch den Knopf direkt drücken, ohne eine App zu nutzen. Allerdings: Sollte die Waschmaschine auslaufen, während ich nicht zuhause bin, hätte die Versicherung sicherlich Einwände, wenn sie den Schaden regulieren sollte. Egal, ob ich die Waschmaschine per App oder manuell eingeschaltet habe. Ähnlich verhält es sich mit Herd und Backofen: Das Vorgängermodell meiner heutigen Gerätekombination ließ sich schon 1997 so programmieren, dass es nach einer bestimmten Zeit an- oder ausging. Allerdings habe ich diese Funktion maximal zweimal genutzt – es war mir zu gefährlich. Und es wird nicht weniger gefährlich, nur weil ich es jetzt per App machen kann.

Was mich auf der IFA beeindruckt hat

Trotzdem gab es vier Dinge auf der IFA, die mir sehr gut gefallen haben:

  1. Ich bin kein Fan des Fernsehers. Aber die Schärfe der neuen Fernseher und die dargestellten Farben sind ein ziemlicher Kracher. Ich hoffe, unser noch gar nicht so alter Fernseher geht bald kaputt. Allerdings sind die neuen Geräte noch sehr teuer.
  2. Von Rollei gibt es eine Minikamera, die man am Hals tragen kann. Sie filmt in Full HD, macht Bilder und wiegt nichts. Als Display kann man sein Smartphone nutzen. Praktisch – allerdings nur, wenn das Smartphone-Akku gut genug ist. Die Qualität des aufgenommenen Materials und die Benutzerführung kann ich allerdings nicht beurteilen. Das konnte ich (noch) nicht testen.

  3. Eine nicht mehr ganz neue Sache, aber von mir das erste Mal getestet: Bezahlen mit dem Handy über NFC mit SmartPass von Vodafone. Im Hintergrund liegt quasi eine Kreditkarte, auf die ein nur begrenzter Betrag geladen ist. Man hält das Handy über ein Terminal – und schon hat man bezahlt – keine Unterschrift, kein PIN. Besonders erfreulich: Es gibt schon eine ganze Reihe Kooperationspartnern, bei denen man mit SmartPass bezahlen kann. Ich hoffe, dass Mobile Payment sich bald durchsetzen wird.
  4. Auch nicht mehr ganz neu, aber das erste Mal selbst getestet: eine Augmented Reality Brille. Wahnsinn! Ich hatte etwa 30 Minuten Zeit, mir die Szene einzuprägen, denn so lange musste ich warten, bis ich die Brille endlich aufsetzen durfte: ein Brett, etwa 50 Zentimeter breit und zwei Meter lang, lag auf dem Boden. Dort war ein übergroßes Foto einer Stadt mit Hochhäusern von oben zu sehen. Ich dachte mir: Du wirst vermutlich mit Brille über einen Steg oder einen Balken gehen müssen, der Hausdächer verbindet. Ich setzte die Brille und die Kopfhörer auf und sah genau die Situation, die ich mir vorgestellt hat. Und obwohl ich mich darauf vorbereitet hatte, stand ich nun in dieser virtuellen Welt und balancierte über ein schmales Brett, mit den Händen das Gleichgewicht suchend – und wohl wissend, dass es diese Situation so nicht gibt. Das war mehr als mein persönliches IFA-Highlight, es war die Erfahrung des Wochenendes und vielleicht sogar des gesamten Monats oder noch mehr. Ähnlich müssen sich damals die Zuschauer gefühlt haben, die angeblich schreiend auseinanderstoben, als ein Zug im Film der Brüder Lumière in den Bahnhof einfuhr. Und wahrscheinlich werden folgende Generationen darüber lachen, wenn sie von meiner ersten echten AR-Erfahrung hören sollten. Sie auf jeden Fall war es wert, die IFA zu besuchen.

Die Autorin Bettina Blaß ist selbstständige Wirtschafts-Journalistin, Dozentin und Buchautorin in Köln. Ihre Homepage: http://www.wirtschaft-verstehen.de

meistensdigital 2013 als Kindle-E-Book

Das Jahr ist vorbei. Letztes Silvester hatte ich mir vorgenommen, mehr zu bloggen. Und auch wenn ich es nicht jede Woche geschafft habe, gab es doch viele Texte. Ich bin selbst erstaunt, wie viel es geworden ist. Das ist mir aber erst so richtig bewusst geworden, als ich die Texte des Jahres (und die wenigen von 2012) als E-Book zusammengefasst habe. Denn das sind ca. 100 Seiten! Das E-Book ist jetzt bei Amazon exklusiv für mein Lieblingsspielzeug Kindle erhältlich. Die nächsten 5 Tage sogar kostenlos. Prime-Mitglieder können es darüberhinaus auch kostenlos leihen.

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