Die Sache mit dem Verschenken von Sachen

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Zeug sich so in einer Wohnung ansammeln kann. Von meiner Festplatte will ich jetzt gar nicht erst anfangen.
Man hat so viel Kram, für den man keine Verwendung mehr hat. Oder man hat Dinge mal gekauft, die einem einfach nur gefallen haben – ohne, dass man je Verwendung für sie gehabt hätte. Kleinteile und Altkleider kann ich bequem mit der Post entsorgen, größere Sachen muss ich auf anderem Weg loswerden.

Ganz früher gab es Flohmärkte, früher gab es (und gibt es immer noch) eBay und mittlerweile kann man seinen überflüssigen Kram in unzähligen Facebook-Gruppen loswerden. NETT-Werke, in denen meistens der zweite Kommentar unter einem Beitrag schon nicht mehr nett ist, „Verkaufs in …“ und wie diese Gruppen alle heißen. Nach dem großen Ausmisten zum Jahresanfang war es dann soweit: ich habe wieder Sachen online angeboten. „Geschenkt, einfach so“ (unter anderem in der gleichnamigen Facebook-Gruppe). Es war nichts Besonderes, ein altes, aber teures Buch für die Uni, ein alter IKEA-Sessel und ein kleiner Fernseher.

fernseher

Alles war in wenigen Tagen weg, nur der Fernseher steht jetzt immer noch hier und an ihm möchte ich aufzeigen, woran der gute Gedanke, etwas Funktionierendes zu verschenken, statt es einfach auf den Müll zu werfen, leider oft ins Leere läuft.

Wie für fast alles, was man online anbietet, gibt es schnell Interessenten, vor allem wenn es kostenlos ist. Man darf nur nicht den Fehler machen, die Sachen morgens zu posten (Ausnahme Wochenende). Menschen, die arbeiten, arbeiten dann und die, die nicht arbeiten, scheinen dann noch zu schlafen. Also alle Postings nachmittags machen.

Auch für alle Sachen, die ich angeboten hatte, gab es schnell ein paar Interessenten. Meistens zwei oder drei. Da muss man dann schon kleine Wartelisten führen, denn nicht jeder Interessent bleibt bei der Stange.

Problem 1: Der Standort

Ich wohne in Porz-Wahn am Rand von Köln, ein Kilometer weiter und man ist aus Köln draußen. Deshalb schreibe ich immer in die Beschreibung, dass die Dinge in Wahn abzuholen sind. 9 von 10 Interessenten fragen also wo Porz-Wahn ist, danach springen die meisten wieder ab, weil es sich verständlicherweise für viele Sachen nicht lohnt, eine halbe Stunde pro Strecke mit dem Auto durch die Stadt zu gurken. Es bleiben die übrig, die den Weg auf sich nehmen wollen. Wobei „Weg“ wirklich relativ ist.

Problem 2: Das Auto

Sobald ein Interessent anmerkt, dass er erst an ein Auto kommen muss, weiß ich aus der Erfahrung: das wird nichts mehr. Man kann dann getrost in der Warteliste den nächsten ansprechen.

Problem 3: Die Uhrzeit

Als Freiberufler bin ich recht viel zuhause. Aber wenn jemand etwas um 5 Uhr morgens vor der Arbeit abholen möchte, muss ich passen.

Problem 4: Kurz vorher absagen

Ca. 5 Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt kommt eine Facebook-Nachricht, dass ganz plötzlich ein schlimmer Magen-Darm-Virus/Fieber/Trauerfall in der Familie eingetreten ist und man das Abholen verschieben müsse. Ab zum nächsten in der Warteliste. Aber dann weiß ich wenigstens, woran ich bin, anders als bei Problem 5.

Problem 5: Es kommt keiner und es wird nicht abgesagt

Alles ist vereinbart, Ort, Zeitpunkt usw. Ich sitze hier und warte. Oft genug habe ich meinen Tag nach dem Abholer geplant, weil ich das Zeug ja loswerden will. Ich sitze zwar nicht hier und drehe Däumchen, aber es ist ärgerlich wenn niemand auftaucht. Diese Menschen sind dann auch nicht mehr zu erreichen oder reagieren nicht auf Nachrichten usw.

Mit dem besagtem Fernseher sind ALLE fünf Probleme aufgetreten. Ja, er ist kein Flachbildschirm und ziemlich klein. Aber das steht ja in der Beschreibung bzw. man sieht es auf dem Foto. Nachdem auch das Schwarze Brett im Supermarkt um die Ecke weg ist, will ich nicht noch mehr Zeit und Energie darauf ver(sch)wenden, das Gerät an den Mann zu bringen. Jetzt bleibt nur noch der Elektroschrott. Der wird abgeholt und kann online mit wenigen Klicks bestellt werden.

Mit diesen Erfahrungen bin ich nicht allein. Schon oft habe ich in den genannten Gruppen ähnliche lautende Beschwerden gesehen. Ganz oft funktioniert das Verschenken übers Netz aber hervorragend. Sonst würde ich das nämlich gar nicht machen.

Persönlicher vs. Social-Media-Kontakt – was kommt zuerst?

Facebook und Twitter sind zwei unterschiedliche soziale Netzwerke mit völlig unterschiedlichen Konzepten dahinter. Trotzdem werden sie oft als beliebig und austauschbar hingenommen. No Go: Tweets automatisch in Facebook reinlaufen lassen und Facebook-Posts automatisch zu Tweets verstümmeln.

Mein Freundschaftsanfragen- bzw. Follower-Verhalten ist dabei auch völlig unterschiedlich. Meine Facebook-Freunde kenne ich bis auf ganz wenige Ausnahmen persönlich. Die meisten habe ich offline kennengelernt und wenn man sich dann sympathisch fand, fügt man sich als „Freund“ hinzu.

Bei Twitter lief es bislang in den meisten Fällen (Ausnahmen: Veranstaltungen wie Barcamps usw.) genau umkehrt. Ich folge Leuten auf Twitter, weil ich ihre Tweets interessant finde – da folge ich sogar Menschen, die ich unsympathisch finde. Und dann ist es immer lustig, wenn man jemanden trifft und feststellt, dass man ihm schon lange folgt oder er/sie mir folgt. Da merkt man dann oft die geballte Macht von Photoshop, denn die Twitter-Profilbilder haben oft nicht viel mit der Wirklichkeit gemeinsam.

Das virtuelle Ich lebt weiter – auch nach meinem Tod

Auf dem Barcamp Düsseldorf habe ich gemeinsam mit Astrid Christofori (@a_christofori) und Norbert Tuschen (@IT_Unke) eine Session zum Thema Digitaler Nachlass gemacht. Denn am Abend vorher (im Nachgang zur Suizid-Session) stellte sich uns die Frage, was passiert eigentlich mit unseren Online-Daten, wenn wir sterben. Im Prinzip kann einem das ja egal sein, wenn man tot ist. Und da die online-aktivste Gruppe ja in der Regel noch ein paar Jahrzehnte von einem natürlichen Tod entfernt ist, macht man sich da kaum Gedanken. Wir haben trotzdem es getan.

Klar, wenn man stirbt, haben die Angehörigen sicherlich zunächst mal andere Sorgen, als Facebook-Accounts und Co. zu kündigen – wenn sie überhaupt dran denken. Aber was soll mit einem Social Media-Account überhaupt passieren, wenn man stirbt? Nehmen wir an, ich sterbe und niemand kümmert sich um meinen Facebook-Account. Dann werden meine Gefällt mir-Angaben zu Seiten von Unternehmen oder Künstlern weiterhin angezeigt und evtl. sogar für Werbung genutzt. Wer nicht weiß, dass ich gestorben bin, schickt mir vielleicht Nachrichten und wundert sich, dass er keine Antwort bekommt.

Nun kann man bei Facebook Profile in einen Erinnerungs-Modus setzen lassen. Dann ist das Profil weiter online, aber nur für Menschen sichtbar, die schon zu Lebzeiten mit dem Toten befreundet waren. Es kann dann zum Beispiel als virtuelles Kondolenzbuch dienen. Eine Anleitung dazu habe ich hier gefunden. Aber das löst nicht das Problem, dass meine nächsten Angehörigen (derzeit meine Eltern) daran denken müssen, dass sie sich um meinen virtuellen Nachlass kümmern müssen.

Automatisierungen laufen weiter

Noch komischer ist das Ganze, bei vielen automatisierten Diensten, die man so nutzt und die ungefragt Statusmeldungen in sozialen Netzen absetzen können. Es könnte so theoretisch passieren, dass mein Twitter-Account nach meinem Tod selbsttätig weiter Tweets absetzt.

Nun stellt sich die Frage, wie man dem vorbeugt und wie man sicherstellt, dass auch das virtuelle Erbe angetreten wird. Auf diese Frage haben wir in der Session noch keine abschließende Antwort finden können. Norbert hat jedoch schon auf http://www.socialmedia-nachlass.de ein Projekt zu diesem Thema begonnen.

Wenn man zum Beispiel irgendwo seine Zugangsdaten zu seinen Accounts hinterlegt, damit im Todesfall eine Vertrauensperson Zugriff hat, muss man diese Liste auch permanent aktuell halten. Ich könnte wohl jeden Monat einmal neue Accounts hinzufügen und alte entfernen – viel Arbeit für den Ernstfall. Einer Firma, die solche Dienstleistungen anbietet, würde man sehr großes Vertrauen entgegen bringen – schließlich hätte das Unternehmen dann Zugriff auf fast meine komplette Kommunikation. Und wer garantiert denn, dass es das Unternehmen noch gibt, wenn ich sterbe.

Eigentlich hilft nur eine genaue Dokumentation der wichtigsten Accounts mit Anweisungen, was damit zu geschehen hat, und diese zum Testament zu nehmen. Nur wiederum unpraktisch, dass kaum jemand in meiner Generation schon ein Testament hat.

 

Der ESC – ein soziales Event #JoinUs

Der Eurovision Songcontest gilt als der größte Musikwettbewerb der Welt. Und vielleicht ist er auch der sozialste Event, zumindest seit diesem Jahr. Denn mir ist vorher nirgendwo ein Event aufgefallen, bei dem das Motto eine Zugehörigkeit zu Social Media anzeigt: #JoinUs. Das Hashtag soll dafür sorgen, alle Posts in sozialen Netzwerken zum ESC zu vereinen. Eine tolle Idee. Natürlich ist das nicht der erste Event, bei dem parallel dazu auf Twitter & Co. die Post(s) abgeht. Aber eben der erste, der das so offensichtlich zeigt.

Und damit vor allem die Live-Besucher auch fleißig die sozialen Netze nutzen, wurde in der Halle in Kopenhagen ein freies WLAN eingerichtet. Das lief die ganze Veranstaltung über zuverlässig, auch wenn es nicht das schnellste war.

Ein paar Wochen vorher in Köln sah das noch ganz anders aus: In der Lanxess Arena fand der deutsche ESC-Vorentscheid statt. Mit dem Hinweis auf die Live-TV-Übertragung wurden die Besucher gebeten, ihre Handys auszuschalten, um die Übertragungstechnik nicht zu stören. Natürlich haben das alle ganz brav befolgt…

In Kopenhagen dann das genaue Gegenteil. Der Aufforderung zum Posten wurde tausendfach befolgt. In allen wichtigen sozialen Netzwerken ist #JoinUs auch die ganze Woche über noch zu finden. Und dass, obwohl die Moderatoren des Abends über das ganze gehashtagge ein wenig spotteten.

Bei einer gezielten Nutzung von Hashtags durch den Veranstalter und der Kommunikation zeigt sich, wie stark die sozialen Netze unser Leben durchdrungen haben. Auch sonntags gehen beim Tatort auf Twitter unter #tatort die Diskussionen hoch her (über Social-TV habe ich ja schon geschrieben). Jeder Veranstalter eines Events mit einigermaßen netzaffinen Publikum sollte sich daher schon am Anfang der Planung Gedanken über ein griffiges Hashtag machen, das zu Beginn jeglicher Werbung für den Event eingesetzt werden kann. Und nicht wie bei der Tagung, auf der ich neulich war: es wurde kein offizielles Hashtag kommuniziert und die wenigen anwesenden Twitterer nutzen dann selbstausgedachte, aber quasi jeder ein eigenes.

Wer noch mehr über die Geschichte des Hashtags lesen möchte, kann das in meinem Artikel bei t3n.de tun.

meistensdigital 2013 als Kindle-E-Book

Das Jahr ist vorbei. Letztes Silvester hatte ich mir vorgenommen, mehr zu bloggen. Und auch wenn ich es nicht jede Woche geschafft habe, gab es doch viele Texte. Ich bin selbst erstaunt, wie viel es geworden ist. Das ist mir aber erst so richtig bewusst geworden, als ich die Texte des Jahres (und die wenigen von 2012) als E-Book zusammengefasst habe. Denn das sind ca. 100 Seiten! Das E-Book ist jetzt bei Amazon exklusiv für mein Lieblingsspielzeug Kindle erhältlich. Die nächsten 5 Tage sogar kostenlos. Prime-Mitglieder können es darüberhinaus auch kostenlos leihen.

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