Geschenkideen bei Facebook

Normalerweise bin ich kreativ genug, mir selbst Geschenkideen auszudenken. Die Gutscheinkarten, die man mittlerweile in jedem Supermarkt und an jeder Tankstelle kaufen kann, finde ich zum Beispiel total kreativ 😉
Wenn ich dann eine zündende Idee habe und es geht um etwas, wovon ich selbst keine Ahnung habe, habe ich mir angewöhnt, das Internet zu fragen. Speziell Facebook ist da eine hervorragende Anlaufstelle. Ich gebe einfach ein, wonach ich suche und es kommen tolle Hinweise. Natürlich nicht sofort wie bei Google. Aber im Laufe des Tages kommt da schon Einiges zusammen.

Mein erstes bewusstes Erlebnis dieser Art: Ich brauchte einen Whisky. Als Geschenk, ich selber bin mehr für Cocktails zu haben.
Timo Stoppacher - kann mir jemand einen guten Whisky zwischen..
Mein Glück in diesen Fall: der zu Beschenkende ist nicht bei Facebook. Dafür über 600 andere Menschen, mit denen ich „befreundet“ bin. Und ich war sehr überrascht, wie viele davon sich sehr gut mit Whisky auskennen.
Den ganzen Tag über liefen nun die Empfehlungen zusammen und mit den gesammelten Empfehlungen bin ich abends auf Einkaufstour. Der Beschenkte äußerte sich später sehr wohlwollend über die gewählte Sorte (für Kenner: ein Cardhu).

Die Macht der Algorithmen

Und hier kommen wieder mal die Algorithmen ins Spiel. Denn viele Leute antworteten auf den Beitrag. Dadurch wurde er für Facebook wichtiger und wurde wiederum mehr Leuten angezeigt. Ich glaube, ich habe noch nie auf einen Post so viele Rückmeldungen bekommen. Später wurde ich von mehreren Leuten angesprochen, ob das mit dem Whisky geklappt hätte. Also von Leuten, die ich später offline traf. Ich gehe davon aus, dass der Post bei sehr vielen Leuten angezeigt wurde, eben weil er viel diskutiert wurde. Danke nochmal allen, die mir geholfen haben.

Auch bei der nächsten Herausforderung half Facebook. Ein Geschenk für eine Baby-Shower. Wer das noch nicht kennt, hier lesen. Mamis haben den ganzen Tag Zeit und innerhalb kürzester Zeit hatte ich auch hier mein Geschenk und sogar jemanden, der es mir abends persönlich mitbrachte. Dagegen sieht Amazon alt aus.
Klar, kann ich mich bei Amazon durchs Sortiment klicken und die Rezensionen lesen, aber die Empfehlungen aus meinem Netzwerk haben ein ganz anderes Gewicht. Und Geschenke bei Amazon kaufen ist auch so eine Sache. Ich habe mal für meine Cousine was von Prinzessin Lillifee bestellt. Daraufhin hat mir Amazon natürlich munter weiter Artikel aus dem rosa Sortiment empfohlen. Da darf man halt nicht vergessen, den Button „Für Empfehlungen nicht berücksichtigen“ zu drücken.

Übrigens habe ich das mit dem Whiskey parallel bei Twitter probiert. Es gab keine einzige Reaktion. Soviel zum Thema #followerpower.

Vernetzt ohne Ende

Man lernt jemanden kennen. Nein, nicht den Mann oder die Frau fürs Leben, sondern einfach so. Zum Beispiel im beruflichen Kontext einen neuen Kollegen, Kunden, Lieferanten, Auftraggeber, was auch immer. Nun vernetzt man sich mit ihm, zum Beispiel bei Xing, dem Social Network fürs Business. Obwohl Xing in Deutschland ja eine große Nummer ist, findet man bei Xing wenig Verbindung zu anderen Netzen. Nur Facebook und Twitter.

Ganz anders sieht das beim großen internationalen Linkedin aus. Ein Linkedin-Profil lässt sich mit allem vernetzen, was im sozialen Teil des Internets en vogue ist. Ähnlich wie auch bei Facebook lässt sich der Linkedin-Account zum Einloggen bei anderen Diensten benutzen. Das ist schon praktisch. Hier muss Xing aufholen, wenn es in Deutschland weiterhin führend bleiben möchte.

Lernt man jemanden privat kennen, kommt Facebook ins Spiel und man befreundet sich dort. Ist derjenige auch auf Twitter aktiv und postet dort interessante Sachen, folgt man ihm auch dort. Und natürlich wird er oder sie in meine Google-Kreise aufgenommen, die Instagram-Bilder geliked und die Blogs abonniert.

Mit einem „Durchschnittskontakt“ bin ich also drei Mal verbunden. Das hat dann natürlich zur Folge, dass ich manche Infos auch mindestens drei Mal sehe. Wobei man eigentlich nur relevante Infos in das jeweilige Netzwerk geben soll. Macht keiner, macht auch nix. Durch die vielen Wiederholungen hat das fast schon Soap-Charakter, wo man durch Dialoge, die die Ereignisse der letzten Folgen zusammenfassen, nie den Anschluss verliert. So bleibt nur die selektive Wahrnehmung anschalten und weiter in den Timelines.

Social Media macht alleine keinen Spaß

Ja, ich weiß: eine bahnbrechende Erkenntnis. Wer keine Facebook-Freunde hat, dessen Timeline bleibt leer. Gleiches gilt bei Twitter usw. Social Media lebt von Beteiligung. Jeder freut sich über Kommentare und Likes. Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich ein Stück Schokolade (wirklich nur eins) gegessen. Und darüber bei Facebook und Twitter informiert:

 

Und es dauerte nur rein paar Sekunden, schon kam die erste Reaktion:

Mein Dank an die Versuchskaninchen 😉

Kein Informationsaustausch, kein Link-Geschacher, keine Werbung – einfach nur soziales Miteinander. Das beobachte ich auch immer wieder bei irgendwie vermeintlich netzaffinen Veranstaltungen. Zu einem bestimmten Hashtag zu twittern ist ja en vogue. #rp13 war super, ich musste nicht nach Berlin fahren und habe trotzdem viele spannende Diskussionen mitbekommen.

Ich war aber schon auf Veranstaltungen, wo 1. kein Hashtag kommuniziert wurde und man es mehr aus Zufall selbst herausfand und 2. kaum jemand an der Diskussion auf Twitter teilnahm. So war dann die aufgestellte Twitterwall vollkommen überflüssig, denn sie blieb leer.

Umgekehrt gilt: wo wenige Leute Social Media nutzen, sind manche Dinge einfacher. Da gibt’s dann keine Shitstorms. Das Dorf, in dem ich lebe (eigentlich ein Randstadtteil von Köln, aber fast ein Dorf), bzw. seine Bewohner sind noch nicht daran gewöhnt, dauernd bei Foursquare einzuchecken, um zu beweisen, an welchen angesagten, hippen Locations man sich gerade aufhält. Die Folge: ich habe hier überall das Mayorship. In allen Supermärkten, im Fitnessstudio usw. Und niemand hat Ambitionen mir das weg zu nehmen. Weil ich ja gerne diese Motivation fürs Einchecken habe, macht so Social Media alleine eben doch Spaß.

Ich präsentierte meine erste eigene App: DESKtastic

Ich sitze am Schreibtisch und kann mich nicht motivieren, statt alle fünf Minuten (oder noch öfter) in meine Facebook- oder meine Twitter-Timeline reinzuschauen, endlich mal die ToDo-Liste abzuarbeiten. Was ich brauche, ist Motivation. Jogger nutzen dafür Apps wie runtastic. Dabei postet die App auf Facebook, dass gerade mit dem Lauf begonnen wurde. Jeder Like verwandelt sich in eine akustische Motivation für den Läufer.

Das will ich auch. Also ab sofort heißt es: „Timo Stoppacher hat eine tolle Aktivität auf DESKtastic begonnen: Er sitzt an seinem Schreibtisch und schreibt einen neuen Artikel zu Thema xy. Drücke Gefällt mir, um ihm Motivation zu senden.“ Das wird der Knaller für alle Smartphone-Besitzer *g*.

Likes für meistensdigital motivieren übrigens auch.

Abzeichen sammeln für den Seelenstriptease

Menschen zu motivieren ist eine Kunst (bzw. Wissenschaft) für sich. Belohnung bei Erfüllung einer bestimmten Aufgabe oder Bestrafung bei Nicht-Erfüllung stehen zur Auswahl. Bei Systemen, in denen ich mich freiwillig einfüge, wird Belohnung wohl der wirkungsvollere Ansatz sein. Stellt Euch vor, Facebook würde Strafen einführen, wenn man nicht jeden Tag postet und den Seelenstriptease hinlegt.

Umgekehrt ist es wirkungsvoller. Belohnung für Leistung, das Prinzip ist altbekannt. Mehr und mehr Internetdienste, vor allem Social Media, motivieren ihre Nutzer mit Belohnungen. Die sind zum Teil banal. Der Check-In-Dienst Foresquare verteilt für jedes Einchecken an einem Ort Punkte. Für verschiedene Häufigkeiten von Check-Ins gibt es Abzeichen, die Badges. Zum Beispiel fürs Einchecken an verschiedenen Orten: ich habe den Trainspotter-Badge für ein paar verschiedene Bahnhöfe. Wenn ich an fünf weiteren Bahnhöfen einchecke, bekomme ich den Trainspotter Level 2.

2013-05-03 16.15.25
Anhand der Punkte trete ich in Konkurrenz zu meinen Foresquare-Freunden. Hier führt die Tabelle an, wer in den letzten sieben Tagen die meisten Punkte gesammelt hat. Und was bringt das alles? Nichts. Aber es macht trotzdem Spaß. Dem Bedürfnis des Menschen (in der Bedürfnispyramide bestimmt ganz unten) nach Wettkampf und dem Jagd- und Sammeltrieb des Urmenschen geschuldet, wirkt es einfach. Außerdem gibt es schlimmere Dinge, nach denen man süchtig sein kann oder?

Dieser Ansatz zur Nutzungsmotivation hat sich als „Gamification“ einen Namen gemacht. Wenn man Menschen dazu bringen will, etwas zu tun, muss es irgendwie Spaß machen. Diese Idee, aus einer Treppe ein Klavier zu machen, hat nachweislich dazu geführt, dass mehr Leute Treppen steigen.

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Für mehr Bewegung trage ich schon seit fast einem Jahr* meinen FitBit mit mir rum. Zunächst ist der Fitbit ein Schrittzähler. Er misst meine Schritte, die zurückgelegte Distanz in Kilometern, bewältigte Stockwerke beim Treppensteigen und versucht sich noch an verbrannten Kalorien. Auf Knopfdruck zeigt das kleine Display an, was ich bisher an einem Tag erreicht habe.

Soweit so gut. Spannend wird das Ganze natürlich erst durch die Internetanbindung. Regelmäßig werden nun meine Daten an die Webseite von Fitbit übertragen. Dort wird genau protokolliert, wie viel Bewegung ich gehabt habe. Und auch hier Wettbewerb und Gamification: Es gibt Abzeichen für 500 Etagen beim Treppensteigen usw. und in einer Rangliste kann mich mit Freunden vergleichen. Leider hat nur ein Freund auch den FitBit und weil ich einfach mehr unterwegs bin, kriege ich immer mehr Schritte zusammen als er. Die Motivation zum Wochensieg bleibt.

 

*Nur mal so: bis heute habe ich mit dem FitBit fast 3.000 Kilometer zurückgelegt!