Bequeme Amazon-Bestellung mit unbequemen Folgen

Ich mag Amazon, nicht nur wegen des Kindles und den Möglichkeiten, selbst E-Books zu veröffentlichen. Das Angebot und der Service sind halt einfach praktisch.

Als Prime-Kunde habe ich dann für 49 Euro Jahresgebühr fast immer den Versand kostenlos, die Kindle-Leihbücherei und seit einem halben Jahr Instant Video, woraufhin ich Watchever gekündigt habe und Netflix nach dem Probemonat auch nicht verlängert habe.

1-clickAber das soll jetzt keine reine Lobeshymne auf Amazon werden. Denn nicht alles ist so, wie es sein könnte. Ich hatte mir am Sonntagabend Ohrstöpsel speziell fürs Schwimmen bestellt, weil ich neulich den halben Pool im Ohr mit nach Hause genommen habe. Die Stöpsel kosten ca. 10 Euro. Bestellt habe ich ganz bequem auf der Couch mit dem iPad und der Amazon-App. Die hat (wie auch die Webseite) die schöne Funktion 1-Click-Bestellung.

Wenn ich weiß, dass ich sonst nichts bestellen will, klicke ich auf den Button und muss nicht mehr in zig Dialogfenstern Details auswählen.

Mit diesem Button habe ich die Stöpsel bestellt und Dienstagmorgen kam das Paket. Richtig, ein Paket, für die Packung hätte auch ein dickerer Umschlag gereicht. Denn das Volumen steht zum Inhalt wohl in keinem Verhältnis.10415617_10152562756207858_5612745079282462165_n

Mittlerweile legt Amazon den Bestellungen keine ausgedruckte Rechnung mehr bei. Wenn ich etwas privat bestelle, brauche ich die auch nicht und sie würde im Altpapier landen, soweit so gut. Daher fiel mir erst bei der Abbuchung auf dem Konto auf, dass statt 10 Euro 15 Euro abgebucht wurden. Hatte ich mich im Preis geirrt? Nein, die Stöpsel kosten immer noch 10 Euro. Dann sah ich mir die Bestelldetails an. Ich hatte mit Morning-Express bestellt, was 5 Euro Aufpreis kostet. Aha. Hatte ich aber gar nicht, jedenfalls nicht bewusst.

Ein Anruf bei der Amazon-Hotline brachte das gleiche Ergebnis: Ich hatte mit Morning-Express bestellt, sagte mir die Dame am Telefon. Und ich sagte „Nein!“ und sie sagte „Doch!“ und ich sagte „Nein!“ und sie sagte „Doch!“ und das hätten wir noch ein paar Minuten weitermachen können, sind dann aber beide zur Besinnung gekommen.

Angeblich hätte ich in meinen 1-Click-Einstellungen irgendwo Morning-Express eingestellt. Ich bin dann während des Telefonats mein Bestellprofil durchgegangen – nirgendwo war Morning-Express eingestellt. Die Amazon-Dame hatte angeblich keinen Zugriff auf mein Bestellprofil, um das zu prüfen. Zitat:

„Ja, die 1-Click-Funktion ist schon gefährlich, da melden sich öfters Kunden, die da was falsch gemacht haben.“

Bitte??? Ich habe das dann mal am iPad nachgespielt. Ich kann während des Bestellprozesses (den es dank 1-Click gar nicht richtig gibt) nirgendwo Morning-Express auswählen. Mein Profil war dahingehend sauber, weil ich noch nie mit Morning-Express bestellt hatte. Ich kann nichts falsch gemacht haben.

Das wollte die Dame an der Hotline zwar nicht einsehen, war aber so nett, mir die 5 Euro zu erstatten. Denn das muss man Amazon lassen, kulant sind sie, das habe ich schon öfter gemerkt.

Geschenkideen bei Facebook

Normalerweise bin ich kreativ genug, mir selbst Geschenkideen auszudenken. Die Gutscheinkarten, die man mittlerweile in jedem Supermarkt und an jeder Tankstelle kaufen kann, finde ich zum Beispiel total kreativ 😉
Wenn ich dann eine zündende Idee habe und es geht um etwas, wovon ich selbst keine Ahnung habe, habe ich mir angewöhnt, das Internet zu fragen. Speziell Facebook ist da eine hervorragende Anlaufstelle. Ich gebe einfach ein, wonach ich suche und es kommen tolle Hinweise. Natürlich nicht sofort wie bei Google. Aber im Laufe des Tages kommt da schon Einiges zusammen.

Mein erstes bewusstes Erlebnis dieser Art: Ich brauchte einen Whisky. Als Geschenk, ich selber bin mehr für Cocktails zu haben.
Timo Stoppacher - kann mir jemand einen guten Whisky zwischen..
Mein Glück in diesen Fall: der zu Beschenkende ist nicht bei Facebook. Dafür über 600 andere Menschen, mit denen ich „befreundet“ bin. Und ich war sehr überrascht, wie viele davon sich sehr gut mit Whisky auskennen.
Den ganzen Tag über liefen nun die Empfehlungen zusammen und mit den gesammelten Empfehlungen bin ich abends auf Einkaufstour. Der Beschenkte äußerte sich später sehr wohlwollend über die gewählte Sorte (für Kenner: ein Cardhu).

Die Macht der Algorithmen

Und hier kommen wieder mal die Algorithmen ins Spiel. Denn viele Leute antworteten auf den Beitrag. Dadurch wurde er für Facebook wichtiger und wurde wiederum mehr Leuten angezeigt. Ich glaube, ich habe noch nie auf einen Post so viele Rückmeldungen bekommen. Später wurde ich von mehreren Leuten angesprochen, ob das mit dem Whisky geklappt hätte. Also von Leuten, die ich später offline traf. Ich gehe davon aus, dass der Post bei sehr vielen Leuten angezeigt wurde, eben weil er viel diskutiert wurde. Danke nochmal allen, die mir geholfen haben.

Auch bei der nächsten Herausforderung half Facebook. Ein Geschenk für eine Baby-Shower. Wer das noch nicht kennt, hier lesen. Mamis haben den ganzen Tag Zeit und innerhalb kürzester Zeit hatte ich auch hier mein Geschenk und sogar jemanden, der es mir abends persönlich mitbrachte. Dagegen sieht Amazon alt aus.
Klar, kann ich mich bei Amazon durchs Sortiment klicken und die Rezensionen lesen, aber die Empfehlungen aus meinem Netzwerk haben ein ganz anderes Gewicht. Und Geschenke bei Amazon kaufen ist auch so eine Sache. Ich habe mal für meine Cousine was von Prinzessin Lillifee bestellt. Daraufhin hat mir Amazon natürlich munter weiter Artikel aus dem rosa Sortiment empfohlen. Da darf man halt nicht vergessen, den Button „Für Empfehlungen nicht berücksichtigen“ zu drücken.

Übrigens habe ich das mit dem Whiskey parallel bei Twitter probiert. Es gab keine einzige Reaktion. Soviel zum Thema #followerpower.