Ist digitaler Besitz eine Belastung?

Neulich habe ich mich in meiner Wohnung umgesehen und mir kam in den Sinn, was ich retten wollen würde, wenn es mal brennt oder besser: was nicht einfach wieder zu beschaffen wäre. Alle Möbel, Bücher, Klamotten, Geschirr, Küchenutensilien – zumindest bei mir gäbe es nichts, was unersetzlich wäre. Ich habe keine Erbstücke oder Staubfänger, mit denen ich Erinnerungen verknüpfe. Auch wenn es kitschig klingt: Die trage ich in meinem Herzen.

Dagegen möchte ich meinen digitalen Besitz nicht verlieren. Ja, theoretisch könnte ich alles in der Cloud sichern und die NSA mitlesen lassen. Meine Sicherungsplatte hat 500 Gigabyte. Bis ich die irgendwo in die Cloud übertragen habe, vergeht einige Zeit. Und auch das Herunterladen im Notfall würde schon ein paar Stunden dauern. Dann lieber eine kleine handliche USB 3.0-Platte, auf der man auch sichern kann, was ganz privat ist.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich selbständig bin, aber viele Daten möchte ich einfach sicher in meiner Nähe haben. Wenn mir meine Musiksammlung verloren geht, ist das ärgerlich. Wenn mir Texte, die ich mal geschrieben habe (und die nicht online veröffentlicht wurden), verloren gehen, bedeutet das im schlimmsten Fall, dass ich alles neu machen muss – sofern möglich.

Und im Gegensatz zu Musik, die ich wieder bekommen kann, wären Bilder unwiederbringlich futsch. Im Zeitalter der digitalen Fotografie lässt man ja kaum noch Abzüge machen. Brennt es dagegen mal bei meiner Mutter sind meine ganzen Kinderbilder weg. Unser schönes Weihnachtsritual, durch die alten Alben zu blättern, wäre auf einmal nicht mehr möglich. Diese Bilder zu digitalisieren ist jedoch auch sehr aufwändig. Diese Fotoalben belasten jedoch. Klar, solange sie im Regal stehen, stören sie nicht. Aber sie müssen ab und zu abgestaubt und bei einem Umzug ein- und ausgepackt werden.

Ich habe über viele Jahre „gesammelt“: Bücher, CDs, DVDs, Dekokram, Klamotten, Zeitschriften (Highlight: 5 Jahre Chip wegen der Software auf den CDs). Braucht man alles nicht, aber dieser Besitz belastet irgendwie. Er muss gepflegt werden und braucht Stauraum. Aber ob auf meiner Festplatte 15 oder 50 Filme und 1.000 oder 100.000 Bilder liegen, macht keinen Unterschied. Früher habe ich auch regelmäßig meine Festplatte aufgeräumt, heute spare ich mir die Zeit. Denn digitaler Besitz belastet (mich jedenfalls) nicht.

Und sorry für die lange Pause, aber ich war im Urlaub (und habe meinem digitalen Besitz weitere 1.000 Fotos hinzugefügt) – mehr dazu demnächst.

Social Cinema – das nächste große Ding

Zu Social TV habe ich mich ja erst kürzlich geäußert. Und nun das nächste große Ding: Social Cinema. Also in Kino den Film kommentieren bei Twitter. Was das bringen soll? Ja, das frage ich mich auch.

Aber neulich im Kino sah ich viele Zuschauer um mich herum, bei denen es regelmäßig in den Handflächen aufleuchtete und die fleißig andere Menschen auf dem Laufenden hielten. Natürlich kann ich nur mutmaßen, dass sie den Filminhalt weitergaben und nicht den neuesten Cliquen-Klatsch. Doch wenn ich zwischen 6 und 12 Euro für eine Kinokarte zahle, konzentriere ich mich auf en Film und nicht auf das Internet und das Gerät, dass es mit mir verbindet.

Vor allem ist es auch für andere störend, wenn irgendwo im Saal immer eine weitere Leuchtquelle ist. Und die gibt es immer. Ok, mich stört auch schon das Licht eines Notausgang-Schilds im dunklen Kino. Solange die Leute Ihre Smartphones auf lautlos stellen, ist es mir recht. Wenigstens filmen sie nicht mit dem Handy den Film ab, um ihn anschließend zu einer der Nachfolge-Seiten von kino.to hochzuladen.

Ähnliche Situation bei Konzerten:

„Zeigt mir Eure Hände“

Die beliebte Forderung einschlägiger Musiker ergibt keinen Sinn mehr. Die Hände sind schon oben und sie halten eine Digitalkamera oder ein Smartphone. Was bringt es mir, wenn ich ein Konzert die ganze Zeit durch das Mini-Display betrachte??? Will mir nicht in den Kopf. Wer unbedingt in Facebook zeigen will, wie cool er ist, weil er bei XY steht, soll ein (1) Foto machen und es posten. Das reicht doch. Dann gehen auch weniger Handys bei Konzerten zu Bruch, weil sie aus zwei Metern Höhe runterfallen und der Nebenmann unabsichtlich drauf tritt.

Und wer guckt sich die 90 Minute-Aufnahme eines Konzerts nachher auf seinem iPhone nochmal an? Zeigt man das seinen Freunden? Ich denke, eher wird sich der Filmer selbst das Werk noch einmal betrachten, damit er sieht, was er verpasst hat, als er auf sein Display konzentriert war.