Das virtuelle Ich lebt weiter – auch nach meinem Tod

Auf dem Barcamp Düsseldorf habe ich gemeinsam mit Astrid Christofori (@a_christofori) und Norbert Tuschen (@IT_Unke) eine Session zum Thema Digitaler Nachlass gemacht. Denn am Abend vorher (im Nachgang zur Suizid-Session) stellte sich uns die Frage, was passiert eigentlich mit unseren Online-Daten, wenn wir sterben. Im Prinzip kann einem das ja egal sein, wenn man tot ist. Und da die online-aktivste Gruppe ja in der Regel noch ein paar Jahrzehnte von einem natürlichen Tod entfernt ist, macht man sich da kaum Gedanken. Wir haben trotzdem es getan.

Klar, wenn man stirbt, haben die Angehörigen sicherlich zunächst mal andere Sorgen, als Facebook-Accounts und Co. zu kündigen – wenn sie überhaupt dran denken. Aber was soll mit einem Social Media-Account überhaupt passieren, wenn man stirbt? Nehmen wir an, ich sterbe und niemand kümmert sich um meinen Facebook-Account. Dann werden meine Gefällt mir-Angaben zu Seiten von Unternehmen oder Künstlern weiterhin angezeigt und evtl. sogar für Werbung genutzt. Wer nicht weiß, dass ich gestorben bin, schickt mir vielleicht Nachrichten und wundert sich, dass er keine Antwort bekommt.

Nun kann man bei Facebook Profile in einen Erinnerungs-Modus setzen lassen. Dann ist das Profil weiter online, aber nur für Menschen sichtbar, die schon zu Lebzeiten mit dem Toten befreundet waren. Es kann dann zum Beispiel als virtuelles Kondolenzbuch dienen. Eine Anleitung dazu habe ich hier gefunden. Aber das löst nicht das Problem, dass meine nächsten Angehörigen (derzeit meine Eltern) daran denken müssen, dass sie sich um meinen virtuellen Nachlass kümmern müssen.

Automatisierungen laufen weiter

Noch komischer ist das Ganze, bei vielen automatisierten Diensten, die man so nutzt und die ungefragt Statusmeldungen in sozialen Netzen absetzen können. Es könnte so theoretisch passieren, dass mein Twitter-Account nach meinem Tod selbsttätig weiter Tweets absetzt.

Nun stellt sich die Frage, wie man dem vorbeugt und wie man sicherstellt, dass auch das virtuelle Erbe angetreten wird. Auf diese Frage haben wir in der Session noch keine abschließende Antwort finden können. Norbert hat jedoch schon auf http://www.socialmedia-nachlass.de ein Projekt zu diesem Thema begonnen.

Wenn man zum Beispiel irgendwo seine Zugangsdaten zu seinen Accounts hinterlegt, damit im Todesfall eine Vertrauensperson Zugriff hat, muss man diese Liste auch permanent aktuell halten. Ich könnte wohl jeden Monat einmal neue Accounts hinzufügen und alte entfernen – viel Arbeit für den Ernstfall. Einer Firma, die solche Dienstleistungen anbietet, würde man sehr großes Vertrauen entgegen bringen – schließlich hätte das Unternehmen dann Zugriff auf fast meine komplette Kommunikation. Und wer garantiert denn, dass es das Unternehmen noch gibt, wenn ich sterbe.

Eigentlich hilft nur eine genaue Dokumentation der wichtigsten Accounts mit Anweisungen, was damit zu geschehen hat, und diese zum Testament zu nehmen. Nur wiederum unpraktisch, dass kaum jemand in meiner Generation schon ein Testament hat.