Die digitale Heimat

Dies ist ein Beitrag zur Blogparade „Was ist Eure Heimat“.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich gerade in einem ICE und werde mit 300 Stundenkilometern von Köln nach Frankfurt befördert. Von der einen Heimat in die nächste. Wieso zwei Heimaten? Geht das? Kommt auf den Betrachtungswinkel an.

Ich wurde in Frankfurt geboren. Als ich zehn war, zog meine Mutter mit mir in die Eifel in die Nähe von Köln. Die Eifel wurde mir nie Heimat, die Gegend ist mir persönlich zu weit ab vom Schuss und die Menschen eine Spur zu konservativ.

Meine zweite Heimat habe ich in Köln gefunden. Wobei ich Köln nicht auf die Stadt alleine beschränke, sondern einen großen Teil des Rheinlands wie zum Beispiel Bonn mit einbeziehe. Was macht nun Köln zu meiner Heimat?

Ich fühle mich in Köln wohl. Die meisten meiner Freunde leben hier. Mit meiner alten Heimat Frankfurt verbinden mich noch ein paar Familienbande und ein paar Freunde aus Köln sind mittlerweile auch nach Frankfurt gezogen. Neulich war ich ein Wochenende in meiner Geburtsstadt. Ich habe mich wohl gefühlt, aber heimisch?

Was ist denn Heimat? In einer Zeit, in der ich zwischen Heimat Nr. 1 und Nr. 2 in einer Stunde pendeln kann, verliert dieser Begriff eigentlich seine ursprüngliche Bedeutung. Ähnlich ist es mit „Zuhause“. Zuhause bin ich in meiner Wohnung. Wenn ich davon spreche, meine Mutter zu besuchen, fahre ich auch „nach Hause“. Strange, isn’t it?

Lassen wir das Internet ins Spiel kommen. Es verwischt die Grenzen zwischen beruflich und privat, öffentlich und persönlich und hebt Entfernungen auf. In meinem USA-Urlaub („Das gelobte Internet-Land“) hatte ich eine US-SIM-Karte in meinem Smartphone und war so immer mit der Heimat verbunden. Ich konnte mit meinen Freunden schreiben, Facebook etc. nutzen, wie ich auch in Deutschland mache. Die Heimat war immer nur einen Klick entfernt, obwohl ich ca. 6.000 Kilometer weit weg war. Beeindruckend oder?

Insofern würde ich Heimat nicht mehr an einem festen geografischen Ort fest machen. Heimat ist da, wo ich Anschluss ans Internet habe. Na gut, wohlfühlen sollte man sich an diesem Ort auch. Ich weiß auch nicht, ob ich ewig in Köln bleiben werde. Und selbst wenn nicht, die alte Heimat wäre immer nur einen Mausklick oder Tastendruck weit weg.