Mein neues Mi Band

Seit ich als Freiberufler fast nur noch zuhause arbeite, habe ich zu wenig Bewegung. Um dem entgegen zu steuern, habe ich mir irgendwann mal einen Schrittzähler, den Fitbit gekauft und mit ihm streng darauf geachtet, mindestens 10.000 Schritte am Tag zu gehen. Unglücklicherweise habe ich ihn neulich verloren, sodass ein neuer Kontrollapparat beschafft werden musste.

Nach einem Bericht in der c’t fiel die Wahl dann auf das Mi Band des chinesischen Herstellers Mi. Das Hauptargument war der sehr günstige Preis von ca. 22 Euro (eBay). Mein Fitbit hatte damals ca. 100 Euro gekostet.

Leider handelt es sich bei dem Mi Band um ein Armband, ich fand es praktischer, den Fitbit einfach in die Hosentasche zu stecken. Dafür werde ich das Mi Band vermutlich nicht so einfach verlieren können. Nun werden wieder fleißig Schritte gezählt. Ich habe den Eindruck, dass das Mi Band bei den gleichen Entfernungen mehr Schritte als der Fitbit zählt. Daher habe ich mein Tagesminimum von 10.000 auf 12.000 Schritte erhöht. Weil ich das Band gar nicht mehr ablege (duschen ist damit kein Problem), lasse ich jetzt auch wieder den Schlaf messen, das war mir mit dem Fitbit zu aufwändig.

Eine für mich besonders praktische Funktion ist der Vibrationsalarm. Zum einen vibriert das Band drei Mal kurz, wenn man das Tagesziel erreicht hat. Dann kann ich mich also quasi sofort auf die Couch legen. Zum anderen ist das Band per Bluetooth mit dem iPhone gekoppelt. Sobald ich einen Anruf bekomme, vibriert auch das Band. Da ich sehr oft das iPhone in der Hosentasche nicht höre und auch das Vibrieren des Telefons manchmal nicht spüre, habe ich schon so einige Anrufe verpasst. Mit dem Mi Band passiert mir das nicht mehr.

Ein Smartphone (Android oder iPhone) ist auch wichtig, um überhaupt die Daten des Mi Bands sehen zu können, denn es hat kein Display. Zwar sollen drei LEDs auf dem Band über den aktuellen Status Auskunft geben, doch dafür ist eine spezielle Bewegung erforderlich, die anhand der Anleitung nicht nachvollziehbar ist. Zufällig sehe ich ab und an mal was leuchten, aber wenn ich versuche, die Bewegung zu wiederholen, leuchtet es nicht wieder. Eine Möglichkeit, den Status ohne die App anzeigen zu lassen, fände ich noch ganz praktisch.

Das Mi Band kommuniziert über Bluetooth mit dem iPhone, daher muss Bluetooth aktiviert sein, was natürlich wieder ein paar Prozent Akku kostet…

Für den Preis eine klare Kaufempfehlung, auch wenn die Wartezeit beim Kauf direkt in China ca. vier Wochen beträgt.

Gastbeitrag: Ein Stück Käsekuchen richtig genießen – dank Up

IMG_5804Quantified Self ist einer der hässlichsten Begriffe der letzten Jahre, finde ich. Abgesehen davon kann ich mit dieser Bewegung eigentlich nichts anfangen: Mir ist es egal, wie viele Stunden ich geschlafen oder wie viele Schritte ich am Tag gegangen bin. Ein Freund von Zahlen, Statistiken und grafischen Auswertungen bin ich auch nicht. Ausprobiert habe ich es trotzdem. Mit einem erfreulichen Ergebnis.

Angefangen hat alles damit, dass ich das Thema Fitness-Apps einem Kunden angeboten habe, für den ich ab und zu über Internet-Trends schreibe. Von dort ist es nur ein kleiner Schritt zur Quantified Self Bewegung, mit der ich mich kurz mithilfe einer App auseinandergesetzt habe.

Mein Kunde wollte zusätzlich zu den Fitness-Apps eine Einschätzung zu Fitnessarmbändern. Zeitgleich fragte mich ein Freund, was ich von denen halte. Ich gab also meine Erkenntnisse aus der Recherche weiter und schüttelte den Kopf, als der Freund trotzdem über Groupon das stark verbilligte Jawbone Up kaufte. Bis ich es dann samt Auswertungen sah: Mein Neid war geweckt, so etwas Tolles wollte ich auch haben.

Quasi in letzter Sekunde kaufte ich auch das verbilligte Up und war zunächst genervt von dem dicken und wenig flexiblen Kunststoffband, das ich am rechten Arm tragen musste, weil der linke schon durch Schmuck belegt ist. Beim Tippen auf der Tastatur störte mich dieses Band Tag für Tag, trotzdem trug ich es bestimmt zwei Monate. Zu Beginn habe ich es jeden Tag ausgewertet – und war entsetzt, wie wenig ich mich während eines normalen Arbeitstages bewege. Diesbezüglich war das Up schon eine gute Erfahrung – ich versuche seither, mehr Bewegungspausen in den Alltag einzubauen.

Das beste Erlebnis hatte ich allerdings an einem Wochenende in Berlin. Dort steckte ich das Up nachmittags ans Handy und schaute mir die bisherige Auswertung des Tages an: 15.000 Schritte! Ich war sehr stolz auf mich. Und weil ich mich schon so viel bewegt hatte, gönnte ich mir flugs ein Stück Käsekuchen – das Höchste der Gefühle. Da ich dieses jetzt mit absolut gutem Gewissen essen konnte, schmeckte es gleich doppelt so gut. Mein Glück war also dreifach gesteigert. Ich glaube, mir hat Käsekuchen noch nie so gut geschmeckt wie an diesem Tag. Und dafür bin ich Up tatsächlich ein bisschen dankbar.

Trotzdem: Aus Berlin zurück, legte ich das Up ab. Und es liegt heute noch auf dem Platz, wo ich es abgestreift habe. Ich glaube nicht, dass ich es wieder anlegen werde. Statistiken und Zahlen über mich selbst interessieren mich einfach nicht.

Die Autorin Bettina Blaß ist selbstständige Wirtschafts-Journalistin, Dozentin und Buchautorin in Köln. Ihre Homepage: http://www.wirtschaft-verstehen.de

Mal woanders arbeiten

Für dieses Jahr habe ich ja Veränderungen angekündigt. Mittlerweile gibt es einige konkrete Ideen und Pläne. Mir geht es schon seit längerem auf die Nerven, dass ich zuhause arbeite. Auf der einen Seite ist das sehr praktisch, wenn man bei Wind und Wetter trockenen Fußes zur Arbeit kommt. Auf der anderen Seite ist man sehr nah dran, sodass ich auch am Wochenende mal eben schnell im Büro ein paar Sachen mache und prompt ist es schon wieder Samstag Abend.

Auch die Aussicht aus meinem Bürofenster ist zwar grün, aber wenig spektakulär. Und vor allem: ich hätte gerne tagsüber ein paar Menschen um mich herum. Zwar möchte ich beim Arbeiten grundsätzlich meine Ruhe, aber zwischendurch mal jemandem auf dem Weg zur Kaffeemaschine begegnen, das wäre toll.

In Köln habe ich mir schon einige Coworking-Spaces angeschaut, aber noch nicht den optimalen Arbeitsplatz gefunden – sofern es den überhaupt gibt. Doch kurz nach Weihnachten habe ich etwas entdeckt, wo ich sofort wusste, dass ich das ausprobieren werde: The Surf Office. Das ist ein Coworking-Space auf Gran Canaria mit angeschlossener Ferienwohnung mitten in Las Palmas und direkt am Strand. Die angeschlossene Surfschule werde ich wohl nicht nutzen, weil Surfen nicht so meins ist – mit Ausnahme natürlich von Internetsurfen.

Jedenfalls geht es Mitte Februar für zwei Wochen ins Surf Office. Da sieht es zurzeit so aus:

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Ich freue mich darauf, hier aus dem Winter wegzukommen, mal mit anderen zu arbeiten, nach der Arbeit eine Runde am Strand spazieren und vielleicht sogar schwimmen zu gehen…

Schon öfter habe ich im Urlaub gearbeitet, wenn Kunden etwas dringend gebraucht haben. Dann musste man sich immer um eine Internetverbindung bemühen. Auf Kreuzfahrtschiffen, mit denen ich in den letzten Jahren oft gereist bin, ist das ein teurer Spaß. Und auch in Hotels gibt es nicht immer WLAN. Das Surf Office ist da selbstverständlich gut ausgerüstet.

Ich weiß noch nicht, wie genau da mein Arbeitstag aussehen wird. Ich weiß noch nicht, ob der Strand verlockender ist als der Laptop und ob meine Selbstdisziplin ausreicht, dann zu widerstehen. Aber selbst wenn, ich will es ausprobieren. Und natürlich danach darüber berichten.

Ich präsentierte meine erste eigene App: DESKtastic

Ich sitze am Schreibtisch und kann mich nicht motivieren, statt alle fünf Minuten (oder noch öfter) in meine Facebook- oder meine Twitter-Timeline reinzuschauen, endlich mal die ToDo-Liste abzuarbeiten. Was ich brauche, ist Motivation. Jogger nutzen dafür Apps wie runtastic. Dabei postet die App auf Facebook, dass gerade mit dem Lauf begonnen wurde. Jeder Like verwandelt sich in eine akustische Motivation für den Läufer.

Das will ich auch. Also ab sofort heißt es: „Timo Stoppacher hat eine tolle Aktivität auf DESKtastic begonnen: Er sitzt an seinem Schreibtisch und schreibt einen neuen Artikel zu Thema xy. Drücke Gefällt mir, um ihm Motivation zu senden.“ Das wird der Knaller für alle Smartphone-Besitzer *g*.

Likes für meistensdigital motivieren übrigens auch.

Abzeichen sammeln für den Seelenstriptease

Menschen zu motivieren ist eine Kunst (bzw. Wissenschaft) für sich. Belohnung bei Erfüllung einer bestimmten Aufgabe oder Bestrafung bei Nicht-Erfüllung stehen zur Auswahl. Bei Systemen, in denen ich mich freiwillig einfüge, wird Belohnung wohl der wirkungsvollere Ansatz sein. Stellt Euch vor, Facebook würde Strafen einführen, wenn man nicht jeden Tag postet und den Seelenstriptease hinlegt.

Umgekehrt ist es wirkungsvoller. Belohnung für Leistung, das Prinzip ist altbekannt. Mehr und mehr Internetdienste, vor allem Social Media, motivieren ihre Nutzer mit Belohnungen. Die sind zum Teil banal. Der Check-In-Dienst Foresquare verteilt für jedes Einchecken an einem Ort Punkte. Für verschiedene Häufigkeiten von Check-Ins gibt es Abzeichen, die Badges. Zum Beispiel fürs Einchecken an verschiedenen Orten: ich habe den Trainspotter-Badge für ein paar verschiedene Bahnhöfe. Wenn ich an fünf weiteren Bahnhöfen einchecke, bekomme ich den Trainspotter Level 2.

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Anhand der Punkte trete ich in Konkurrenz zu meinen Foresquare-Freunden. Hier führt die Tabelle an, wer in den letzten sieben Tagen die meisten Punkte gesammelt hat. Und was bringt das alles? Nichts. Aber es macht trotzdem Spaß. Dem Bedürfnis des Menschen (in der Bedürfnispyramide bestimmt ganz unten) nach Wettkampf und dem Jagd- und Sammeltrieb des Urmenschen geschuldet, wirkt es einfach. Außerdem gibt es schlimmere Dinge, nach denen man süchtig sein kann oder?

Dieser Ansatz zur Nutzungsmotivation hat sich als „Gamification“ einen Namen gemacht. Wenn man Menschen dazu bringen will, etwas zu tun, muss es irgendwie Spaß machen. Diese Idee, aus einer Treppe ein Klavier zu machen, hat nachweislich dazu geführt, dass mehr Leute Treppen steigen.

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Für mehr Bewegung trage ich schon seit fast einem Jahr* meinen FitBit mit mir rum. Zunächst ist der Fitbit ein Schrittzähler. Er misst meine Schritte, die zurückgelegte Distanz in Kilometern, bewältigte Stockwerke beim Treppensteigen und versucht sich noch an verbrannten Kalorien. Auf Knopfdruck zeigt das kleine Display an, was ich bisher an einem Tag erreicht habe.

Soweit so gut. Spannend wird das Ganze natürlich erst durch die Internetanbindung. Regelmäßig werden nun meine Daten an die Webseite von Fitbit übertragen. Dort wird genau protokolliert, wie viel Bewegung ich gehabt habe. Und auch hier Wettbewerb und Gamification: Es gibt Abzeichen für 500 Etagen beim Treppensteigen usw. und in einer Rangliste kann mich mit Freunden vergleichen. Leider hat nur ein Freund auch den FitBit und weil ich einfach mehr unterwegs bin, kriege ich immer mehr Schritte zusammen als er. Die Motivation zum Wochensieg bleibt.

 

*Nur mal so: bis heute habe ich mit dem FitBit fast 3.000 Kilometer zurückgelegt!