Das gelobte Internet-Land Teil 3

Ein Aspekt, der weniger mit der Internetnutzung an sich, dafür mit den von mir hier schon mehrfach monierten unpraktischen Lösungen für das Bezahlen mit dem Smartphone zu tun hat: Ich habe in den USA nirgendwo jemanden mit dem Smartphone bezahlen sehen. Bei Starbucks und Co. stehen zwar Lesegeräte, mit denen kontaktloses Zahlen (zum Beispiel Visa NFC) möglich war, aber benutzt hat das kein Mensch. Dafür zog jeder für seinen Kaffee die Kreditkarte durch das Gerät, auch für wenige Dollar. Gerade die Zahlungsvorgänge bei Kleinbeträgen (unter 20 Euro) sollen bei uns auch irgendwann mal drahtlos erfolgen. Die NFC-Technik (ein Funksignal, dass nur auf wenige Zentimeter funktioniert) ist schon in vielen Smartphones verbaut – nein, nicht im iPhone. Kreditkarten erhalten zunehmend auch den NFC-Chip. Und wenn die Technik schon die gleiche ist, könnte das Smartphone die Kreditkarte ersetzen. Und das Smartphone hat man in der Regel sowieso dabei.

Und auch sonst war das öffentliche Leben nicht so sehr auf Smartphones und mobile Dienste ausgelegt. Zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr: Auch wenn es bei uns schon schwer ist, den passenden Fahrschein für den Zug zu kriegen, in den USA – zumindest in New York und Umgebung – ging es gar nicht.

In der New Yorker Subway sind Magnetstreifen auf Pappkarten der letzte Schrei, wobei der U-Bahn-Betreiber MTA schon seit Jahren mit NFC experimentiert, bislang ohne Ergebnis. Wenigstens nehmen sämtliche Fahrkarten-Automaten Kreditkarten, was bei uns ja auch nicht immer der Fall ist.

Bei den Vorort-Zügen von New Jersey Transit war es ebenfalls sehr old fashioned. Der Automat spuckt für Hin- und Rückfahrt je eine Fahrkarte aus. Der Schaffner nimmt dann ein Ticket, locht es und steckt es ein. Ich habe wohl selten ein dämlicheres Gesicht gemacht als bei der ersten Fahrt. Die Schaffner stecken dann spezielle Karten an die Sitzreihen, auf denen sie gelocht haben, wie viele Leute da sitzen. So können später zugestiegene identifiziert werden. Aber: es funktioniert. Auch wenn der Smartphone-Akku leer ist und man kein Netz hat.

Das gelobte Internet-Land Teil 2

Ich hatte vor ein paar Wochen angekündigt, mir mal das Internet in seinem Heimatland anzuschauen, den USA. Habe ich getan. Wie erwartet, gibt es da doch ein paar deutliche Unterschiede. Und alles habe ich rein subjektiv wahrgenommen.

WLAN für alle

Ein Schlaraffenland, frei zugängliche WLANs an jeder Ecke. Speziell New York, wo ich die meiste Zeit meiner Reise verbracht habe, strotzte nur so vor Internetzugang. Starbucks und diverse andere Kaffee-Ketten waren sowieso dabei, aber auch fast jede U-Bahn-Station, viele öffentliche Gebäude, Museen usw. In vielen großen Kaufhäusern und auch den Museen gab es zusätzlich zum Internetzugang spezielle Seiten, die als Führer durch das Gebäude dienen. In Kombination mit Google Inside Maps wurde jegliches Studieren von gedruckten Plänen überflüssig. Auch die Ortung innerhalb der Gebäude durch die WLAN-Router hat immer ziemlich gut funktioniert. Im Gegensatz zu draußen:

Ortungsdienste sind schwach

Durch die Kombination aus Triangulation und GPS weiß hier jedes Smartphone ziemlich genau, wo es gerade ist. So können ortsbasierte Dienste verlässlich arbeiten. Und das hat in den USA bei mir schlicht nicht funktioniert. Vielleicht senden die Mobilfunkmasten in den USA keine Positionsdaten oder sie sind zu ungenau. Wenn ich einen Ortungsdienst wie Foursquare benutzen wollte, dauerte die Ortung ewig. Sobald ich WLAN eingeschaltet habe, könnte mein Smartphone dann die Position blitzschnell bestimmen, selbst wenn ich ich in das (private) WLAN nicht eingebucht habe. Das ist wohl noch ein Ergebnis der Streetview-Fahrten von Google, bei denen wie wir heute wissen auch alle WLANs mit erfasst wurden.

Internetgeschwindigkeit an sich

Auch wieder eine subjektive Wahrnehmung: Egal, ob ich über ein WLAN eingebucht war oder das Mobilfunknetz (in meinem Fall AT&T) genutzt habe, Seiten aus Deutschland ließen sich – verglichen zu US-Seiten – ziemlich langsam laden. Umgekehrt ist mir das noch nie aufgefallen. Spiegel und New York Times laden bei mir zuhause gleich schnell. Ich hatte gedacht, dass im Jahr 2013 das Internet so global ist, dass der Standort des Servers in zwei hochentwickelten Länden keinen Unterschied macht. Denkste!

Vielleicht wird in Anbetracht von gewissen Abhörgeschichten der Datenverkehr nach Deutschland einfach stärker überwacht und braucht daher länger?

Fazit

Keine großen Überraschungen, dafür ein paar kleine. Natürlich sind die Amis ein wenig netzaffiner als wir, nutzen mehr Online-Dienste usw. Doch ansonsten haben wir hier schon viel Neuland erobert.

Die ganze Reise kann man in meinem Reise-Blog nachlesen.

Kleiner Tipp für USA-Reisende

WLANs kennt in den USA niemand. Wi-Fi ist hier die geläufige Vokabel.