Gastbeitrag: Befreundet Euch mit dem Waldrapp

Das Internet der Tiere war mir bis vor kurzem überhaupt kein Begriff. Dabei ist die Entwicklung, Tiere mit Sensoren auszustatten, die Informationen ins Internet funken, gar nicht so neu. Braucht man das? Muss das sein? – ich schätze, das ist bei vielen die erste Reaktion, wenn sie von diesem Internet der Tiere hören. Tatsächlich fällt die Antwort darauf nicht eindeutig aus. Ziegen beispielsweise spüren einen Vulkanausbruch lange bevor unsere Überwachungsgeräte anschlagen. Sind Ziegen, die an einem Vulkan leben, also mit entsprechenden Sensoren ausgerüstet, und beginnen sie, sich merkwürdig zu verhalten, lässt sich daraus schon früh rückschließen, dass ein Ausbruch bevorsteht. Menschen können dementsprechend früh die Gefahrenregion verlassen.

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Große Haie, kleine Fische

Ein anderes Beispiel sind Haie mit Sensoren. Sowohl Katharine als auch Mary Lee senden ihre Daten ins Netz – und haben eigene Twitter-Accounts mit sehr vielen Followern. Durch die gesendeten Informationen wollen Wissenschaftlern den Menschen die Angst vor Haien nehmen und ihnen deren Leben näher bringen. An einigen Stränden in Australien sollen außerdem Leinwände aufgestellt sein: Kommt ein Hai mit Sensor in die Nähe eines Geo Fences wird ein Tweet abgesetzt, der dann auf der Leinwand die Badenden warnt.

Skeptisch trotz aller Vorteile

Seit ich für einen Kunden das Buch Das Internet der Tiere: Der neue Dialog zwischen Mensch und Natur
von Alexander Pschera zum Thema gelesen habe, bin ich übrigens bei Facebook mit Waldrappen befreundet. Auch sie sind mit Sensoren ausgestattet. Der Vogel ist wohl vom Aussterben bedroht, doch mithilfe der Sensoren können die Betreuer den Waldrappen helfen, wenn sie sich beispielsweise bei der Flucht vor dem kalten Winter in den Süden verfliegen. Als ein Waldrapp einmal für längere Zeit verschwunden war, mobilisierte man sogar die Facebook-Freunde der Vögel, die dann bei der Suche halfen.

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Folge dem Waldrapp

Das alles sind durchaus sinnvolle Anwendungen. Und doch ist es merkwürdig, dass die Natur und die Tiere so transparent werden. Finde ich jedenfalls. Pschera nennt in seinem Buch viele negative Beispiele: Er argumentiert unter anderem, dass Wildnis so keine Wildnis mehr ist. Mich interessiert, wie Ihr das seht. Das Internet der Tiere – ist es sinnvoll oder nicht?

Cicero hat übrigens auch einmal über das Thema berichtet.

Die Autorin Bettina Blaß ist selbstständige Wirtschafts-Journalistin, Dozentin und Buchautorin in Köln. Ihre Homepage: http://www.wirtschaft-verstehen.de

Gastbeitrag: Glühbirne über das Smartphone steuern

Manchmal sehe ich bei Groupon Dinge, die muss ich einfach haben. So ging es mir, als ich die Glühbirne Tabü LüMini dort sah: Man kann sie über eine App fürs Smartphone steuern. Richtig gelesen! Das reichte, um mich ziemlich neugierig auf die Glühbirne zu machen. Der Preis war das Experiment wert – und nur wenige Tage später war Tabü LüMini da. Schnell schraubten wir sie in eine Lampe, luden die entsprechende App und waren fasziniert von den Steuermöglichkeiten: Nachdem Bluetooth aktiviert ist, hat man die Qual der Wahl: Soll die Glühbirne im Takt der Musik das Licht wechseln? In Rot- oder Blautönen erstrahlen? Blinken, wenn das Handy klingelt?[jwplayer mediaid=“701″]

Ich mag solche Spielereien, das gebe ich offen zu. Ganz klar ist aber auch: Man braucht das nicht unbedingt. Aber schön ist es schon.

Die Autorin Bettina Blaß ist selbstständige Wirtschafts-Journalistin, Dozentin und Buchautorin in Köln. Ihre Homepage: http://www.wirtschaft-verstehen.de

Gastbeitrag: Wie digitale Systeme Restaurantgäste frustrieren können

IMG_6854Es war einmal ein hervorragendes Restaurant. Dort gab es nicht nur wunderbares Essen, auch die Atmosphäre in dem kleinen Bistroraum war angenehm: kein Plüsch, nicht überkandidelt, die Gäste in legerer Kleidung – und trotzdem bereit, für den Abend pro Person einen dreistelligen Betrag auszugeben. Das hervorragende Restaurant wollte an den technischen Entwicklungen teilhaben, was verständlich ist. Doch das hatte Folgen.

Es begann damit, dass ich Ende August einen Tisch dort reservieren wollte – für Ende Oktober. Es war ein wichtiger Termin, darum rief ich frühzeitig an. Das Restaurant war bisher nicht dafür bekannt, einen besonders innovativen Onlineauftritt zu haben, darum kam ich nicht auf die Idee, dass man im Netz einen Tisch reservieren könnte. Die Dame am Telefon verwies mich aber genau dorthin. Nun habe ich gar nichts dagegen, übers Internet einen Tisch zu reservieren. Ich finde aber, man darf einen Kunden, der anruft, nicht einfach aufs Netz verweisen, ohne die Reservierung am Telefon anzunehmen. Zumindest ein Restaurant dieser Preisklasse darf das nicht, denn Service spielt bei der Bewertung eines solchen Etablissements eine wesentliche Rolle.

Tatsächlich war ich über die telefonische Abfuhr so verärgert, dass ich eigentlich schon gar nicht mehr dort Essen gehen wollte. Ich war aber moralisch verpflichtet, also rief ich die entsprechende Internetseite auf. Dort erfuhr ich, dass ich erst rund vier Wochen später einen Tisch reservieren könnte. Ich war zu früh dran. Auch das finde ich ein Unding. Also musste ich mir einen Vermerk in den Kalender machen, um den richtigen Zeitpunkt für die Reservierung nicht zu verpassen. Warum macht man es einem Kunden, der Geld ausgeben möchte, so schwer?

Ich reservierte den Tisch, musste meine Handy-Nummer angeben und wurde darüber aufgeklärt, dass mein Nicht-Erscheinen eine Strafgebühr in Höhe X mit sich bringen würde. Zumindest, wenn ich nicht rechtzeitig absagte. Ich weiß, dass diese No-Show-Fees beispielsweise in London üblich sind. Aber ich finde es nicht richtig, wenn Kunden, Gäste wohlgemerkt, wie potenzielle Verbrecher behandelt werden. Abgesehen davon: Würde ich mir wirklich die Mühe machen, einen Tisch dort zu reservieren, wenn ich nicht dort essen wollte? Natürlich, man kann auch plötzlich krank werden – aber dann ist eine No-Show-Fee unfair.

Am besagten Tag bekam ich eine E-Mail vom Reservierungssystem: Ich müsse einen Tag bevor ich komme nochmals per E-Mail bestätigen, dass ich wirklich komme. Nun war die Mail mit dieser Info ja quasi einen Tag zu spät gekommen. Ich fürchtete bereits, dass ich deswegen meinen Tisch verspielt hätte und womöglich trotzdem zahlen müsste. Also machte ich mir die Mühe, eine Mail zu schicken, den Sachverhalt darzustellen und zu bestätigen, dass ich abends käme. Ich bekam nie eine Antwort.

Das Essen war hervorragend, daran hatte ich auch nie gezweifelt. Es war liebevoll angerichtet, wurde von sehr netten Menschen an den Tisch gebracht, es gab diverse Zwischengänge, die nicht im Menü aufgeführt waren. Aber: Die Portionen waren klein. Meines Erachtens kleiner als früher. Nun muss ich mich nicht voll fressen an einem solchen Abend. Aber nach fünf Gängen wäre ich gerne wenigstens so satt, dass ich zuhause nicht noch auf die Idee komme, eine Scheibe Brot zu essen. Selbst wenn das Essen hervorragend ist, für den gezahlten Preis möchte ich bitte wenigstens keinen Hunger mehr haben.

Wir gingen, und uns war klar, dass wird dort nicht mehr so oft essen würden wie in den vergangenen Jahren. Zu speziellen Feiertagen waren wir gerne in dieses Restaurant gegangen um uns etwas Besonderes zu gönnen. Künftig werden wir das nicht mehr machen, denn es gibt in Köln einige sehr gute Restaurants, in denen das Preis-Leistungsverhältnis besser ist und wo man als Gast behandelt wird. Der eigentliche Witz kam jedoch erst einige Tage später in Form einer Zufriedenheitsabfrage-Mail. Ich machte mir die Mühe, in wenigen kurzen Sätzen meine Kritik vorzubringen. Doch ich kam nicht weit. Kritik schien vom System nicht vorgesehen zu sein. Nach zwei Sätzen war mein Zeichenlimit erreicht. Nun gut. Die beiden ersten Sätze waren durchaus auch schon kritisch. Doch das Restaurant hat sich auch darauf nie bei mir gemeldet. Das ist mir übrigens auch schon bei Groupon passiert. Ich bin ein bisschen traurig über die Situation, denn ich habe dort einige sehr schöne Abende verbracht. Aber was in der Vergangenheit war, gilt nicht automatisch für die Zukunft – das gilt offensichtlich nicht nur für Börsenkurse. Darum scheint jetzt der richtige Zeitpunkt zu sein, einen Schlussstrich unter diese Beziehung zu ziehen und sich kulinarisch neu zu orientieren.

Die Autorin Bettina Blaß ist selbstständige Wirtschafts-Journalistin, Dozentin und Buchautorin in Köln. Ihre Homepage: http://www.wirtschaft-verstehen.de

Gastbeitrag: Wie der Bewerberprozess immer digitaler wird

FullSizeRenderEigentlich überfliege ich Pressemitteilungen höchstens und lösche sie direkt. Doch bei „Die sechs wichtigsten Trends im Recruitung“ von der Anxo Management Consulting bleibt mein Blick am Wort „Suchmaschinen“ hängen. „Suchmaschinen und Personalsuche?“, staune ich – und lese weiter. Danach bitte ich um einen Interviewtermin. Das Ergebnis dieses Gesprächs lest Ihr hier.

 

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Dagmar Strehlau. Bild: ANXO MANAGEMENT CONSULTING GmbH

Dagmar Strehlau ist Senior Consultant bei der Anxo Management Beratung in Hofheim im Taunus. Mit ihr spreche ich über die Recruiting-Trends des Jahres – und sie haben alle mit der digitalen Welt zu tun:

Sie sagen, der Bewerbungsprozess finde überwiegend im Internet statt. Was genau bedeutet das eigentlich?
Heute ruft niemand mehr in einer Firma an und bittet darum, eine Unternehmensbroschüre geschickt zu bekommen. Die gesamte Informationsbeschaffung läuft über das Internet. Bewerber suchen nach Stellen in den einschlägigen Plattformen. Sie gehen dann auf die Homepage des Unternehmens und schauen sich dort beispielsweise Videos an, in denen Mitarbeiter sich und ihre Arbeit vorstellen. Im nächsten Schritt geht der potenzielle Bewerber auf eine Bewertungsplattform: Wie zufrieden sind die Mitarbeiter mit dem Unternehmen? Wie ist dort das Arbeitsklima? Dann verschickt er seine Bewerbung per Mail oder über ein spezielles System, das in die Unternehmenswebpage integriert ist.

Moment. Deutschlands Wirtschaft ist vom Mittelstand getrieben. Lesen und hören wir nicht immer, dass der deutsche Mittelstand in Sachen Internet hinterherhinkt?
Richtig. Und das ist ein großes Problem. Denn gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es schwierig, gute Mitarbeiter zu finden. Stellt sich ein Unternehmen im Netz nicht zeitgemäß dar, wird es noch schwieriger. Der Mittelstand hat großen Nachholbedarf in Sachen Internet. Ich hatte erst neulich einen Kunden, der eine einzige Anzeige in genau einer Zeitung aufgeben wollte. Diese Zeiten sind vorbei. Eine Anzeige muss man auf mehreren Kanälen publizieren.

Welche Kanäle sollten das sein?
Das hängt stark davon ab, wen man sucht. Die richtige Plattform muss sowohl zur Branche als auch zur ausgeschriebenen Funktion passen.

Wir sprechen hier aber auch von sozialen Medien?
Absolut. Soziale Medien sind immer stärker eine Visitenkarte für beide Seiten. Nehmen wir das Beispiel Xing. Zu diesem Business-Netzwerk gehört Kununu, eine Plattform, um Arbeitgeber zu bewerten. Während Personaler auf Xing nach Bewerbern suchen, informieren diese sich bei Kununu über die möglichen Arbeitgeber. Das bedeutet, dass beide Seiten in den sozialen Medien sein müssen und sich dort gut präsentieren sollten.

Bewerber können ihr Xing-Konto mit Twitter, Facebook, einem Blog und vielen anderen Dingen verknüpfen. Wie sinnvoll ist das?
Man zeigt sich selbst damit, aber auch, was man kann. Und man zeigt, dass man mit neuen Medien umgehen kann – das ist besonders für ältere Bewerber relevant und für die, die im Vertrieb oder im Marketing arbeiten wollen. Denn dort geht es ums Verkaufen. Wer eine Stelle sucht, macht im Prinzip nichts anderes. Er sucht einen Käufer für seine Arbeitskraft.

Unternehmen wie beispielsweise Daimler haben eine eigene Facebook-Recruiting-Seite. Ist das der richtige Weg?
Das ist ein Weg, gerade wenn man zum Beispiel Nachwuchskräfte gewinnen muss. Es kommt immer darauf an, wen man ansprechen möchte. Suche ich beispielsweise international, komme ich derzeit nicht an LinkedIn vorbei, auch wenn Xing in Deutschland sehr erfolgreich agiert.

Was hat Suchmaschinenoptimierung mit Recruiting zu tun?
Eine ganze Menge: Sucht ein Student einen Praktikumsplatz bei einem Personalberater, gibt er bei Google sehr wahrscheinlich „Praktikum Personalberater“ ein. Das Unternehmen, das als erstes in der Trefferliste auftaucht, bekommt höchstwahrscheinlich mehr Bewerbungen möglicher Praktikanten als die Konkurrenz. Wir alle wissen, dass aus guten Praktikanten Mitarbeiter werden können. Und so schließt sich der Kreis. Das ganze lässt sich sehr einfach auf den Punkt bringen: Wer nicht im Netz ist, wird nicht gefunden. Unternehmen haben gelernt, dass ihre Homepage suchmaschinenoptimiert sein muss, um ihre Produkte zu verkaufen. Heute sind wir einen Schritt weiter: Wer Mitarbeiter sucht, muss die Homepage auch diesbezüglich optimieren.

Wie macht man das?
Unternehmen, die eine gute Onlinemarketingabteilung haben, schaffen das alleine. Allerdings müssen dazu die Personalabteilung und die Marketingabteilung enger zusammenarbeiten als bisher. Ist das nicht möglich, ist es sinnvoll einen externen Experten ins Boot zu holen.

Und dann wartet man als Unternehmen darauf, gefunden zu werden?
So einfach ist es leider nicht mehr. Personalabteilungen müssen umdenken, sie müssen aktiv nach Kandidaten suchen, und zwar in den sozialen Netzwerken. Deswegen ist es so wichtig, dass sie dort auch präsent und aktiv sind. Wir nennen das im Fachjargon „active sourcing“.

Das Internet wird immer mobiler. Welche Auswirkungen hat das auf den Bewerbungsprozess?
Er wird schneller. Bewerber recherchieren morgens in der Bahn, ob es eine freie Stelle gibt. Wer seine Unterlagen auf der zugehörigen Plattform gespeichert hat, kann sich sofort bewerben. Dadurch hat er einen Zeitvorsprung. Wir hören auch immer öfter, dass besonders junge Leute aufgrund einer Anzeige einfach in der Firma anrufen, sich mit ihren Kenntnissen vorstellen und fragen, ob sie passen könnten. Darauf müssen Unternehmen eingestellt sein.

Als Journalistin interessiert mich natürlich, ob das alles auch für die Medienbranche gilt. Sie hat in Sachen Internet doch einiges verschlafen.
Ich vermute, dass Journalisten, deren Aufgabe es ist, kritisch zu sein, darum viele Chancen in den vergangenen zwei Jahrzehnten verpasst haben, weil sie den neuen Medien gegenüber sehr kritisch waren und manchmal noch sind. Schließlich sind diese Medien selbst Wettbewerber, aber sie schaffen auch die Grundlage für andere, neue Konkurrenten. Das ändert allerdings nichts daran, dass auch Medienunternehmen und Journalisten lernen müssen, im Bewerbungsprozess mehr auf das Internet und soziale Medien zu setzen. Sie sollten mutiger sein, sich vielleicht ein Stück vom eCommerce abschneiden. Dort probiert man viel aus, vielleicht manchmal zu viel. Aber ein bisschen von dieser Mentalität täte manchen Medienunternehmen und Journalisten durchaus gut.

Wie der Markenaufbau für Journalisten funktioniert, erklären wir auf Fit für Journalismus.

Die Autorin Bettina Blaß ist selbstständige Wirtschafts-Journalistin, Dozentin und Buchautorin in Köln. Ihre Homepage: http://www.wirtschaft-verstehen.de

Gastbeitrag: Ein Stück Käsekuchen richtig genießen – dank Up

IMG_5804Quantified Self ist einer der hässlichsten Begriffe der letzten Jahre, finde ich. Abgesehen davon kann ich mit dieser Bewegung eigentlich nichts anfangen: Mir ist es egal, wie viele Stunden ich geschlafen oder wie viele Schritte ich am Tag gegangen bin. Ein Freund von Zahlen, Statistiken und grafischen Auswertungen bin ich auch nicht. Ausprobiert habe ich es trotzdem. Mit einem erfreulichen Ergebnis.

Angefangen hat alles damit, dass ich das Thema Fitness-Apps einem Kunden angeboten habe, für den ich ab und zu über Internet-Trends schreibe. Von dort ist es nur ein kleiner Schritt zur Quantified Self Bewegung, mit der ich mich kurz mithilfe einer App auseinandergesetzt habe.

Mein Kunde wollte zusätzlich zu den Fitness-Apps eine Einschätzung zu Fitnessarmbändern. Zeitgleich fragte mich ein Freund, was ich von denen halte. Ich gab also meine Erkenntnisse aus der Recherche weiter und schüttelte den Kopf, als der Freund trotzdem über Groupon das stark verbilligte Jawbone Up kaufte. Bis ich es dann samt Auswertungen sah: Mein Neid war geweckt, so etwas Tolles wollte ich auch haben.

Quasi in letzter Sekunde kaufte ich auch das verbilligte Up und war zunächst genervt von dem dicken und wenig flexiblen Kunststoffband, das ich am rechten Arm tragen musste, weil der linke schon durch Schmuck belegt ist. Beim Tippen auf der Tastatur störte mich dieses Band Tag für Tag, trotzdem trug ich es bestimmt zwei Monate. Zu Beginn habe ich es jeden Tag ausgewertet – und war entsetzt, wie wenig ich mich während eines normalen Arbeitstages bewege. Diesbezüglich war das Up schon eine gute Erfahrung – ich versuche seither, mehr Bewegungspausen in den Alltag einzubauen.

Das beste Erlebnis hatte ich allerdings an einem Wochenende in Berlin. Dort steckte ich das Up nachmittags ans Handy und schaute mir die bisherige Auswertung des Tages an: 15.000 Schritte! Ich war sehr stolz auf mich. Und weil ich mich schon so viel bewegt hatte, gönnte ich mir flugs ein Stück Käsekuchen – das Höchste der Gefühle. Da ich dieses jetzt mit absolut gutem Gewissen essen konnte, schmeckte es gleich doppelt so gut. Mein Glück war also dreifach gesteigert. Ich glaube, mir hat Käsekuchen noch nie so gut geschmeckt wie an diesem Tag. Und dafür bin ich Up tatsächlich ein bisschen dankbar.

Trotzdem: Aus Berlin zurück, legte ich das Up ab. Und es liegt heute noch auf dem Platz, wo ich es abgestreift habe. Ich glaube nicht, dass ich es wieder anlegen werde. Statistiken und Zahlen über mich selbst interessieren mich einfach nicht.

Die Autorin Bettina Blaß ist selbstständige Wirtschafts-Journalistin, Dozentin und Buchautorin in Köln. Ihre Homepage: http://www.wirtschaft-verstehen.de