Eine Wundertüte auf allen Geräten

Ein Beitrag zur Blogparade „Wie träumt ihr euch die Medien der Zukunft“.

Wenn man erst spät an einer Blogparade teilnimmt (obwohl sie schon seit Wochen läuft, sorry Anita, overstressed), wird man zwangsläufig von dem beeinflusst, was andere schon dazu geschrieben haben. Die Alternative wäre gewesen, die anderen Beiträge nicht zu lesen. Doch dafür war meine Neugier zu groß. Denn auch ich bin in erster Linie Medienkonsument und blogge, poste und twittere viel weniger als ich folge. Das liegt ja in der Natur der Sache.

So habe ich jedenfalls in der ersten Zusammenfassung schon gelesen, dass zeit- und ortsunabhängig genau die Inhalte zu bekommen, für die man sich interessiert, nicht nur mein Gedanke war. Das wünsche auch ich mir. Ein Medium bzw. eher ein Dienst, der für mich meine Lieblingsmedien aggregiert und auf allen Geräten zur Verfügung stellt. Und zwar auf allen Geräten – kein Kartell weniger Hightech-Firmen, die mit inkompatiblem DRM-Systemen gegenseitig versuchen, sich die Kunden abspenstig zu machen.

Ich möchte zahlen

Ja, das möchte ich. Nur lässt mich bisher noch kaum jemand. Mein Medium der Zukunft soll bitteschön Exklusives liefern, das ich nicht an jeder Ecke im Netz finde. Und dafür will ich zahlen. Gerade bewegt sich da einiges. Die großen Regionalzeitungen basteln gerade alle an ihren Paywalls. Wenn die Inhalte dahinter genauso spektakulär werden, wie die, die sie auf tote Bäume drucken, halten die Paywalls nur den Bruchteil der Zeit, den die Berliner Mauer gehalten hat.

Mein Medium der Zukunft ist vielleicht ein Abodienst, der mir tolle Inhalte liefert, wie ich sie gewohnt bin. Ich gestehe, ich folge eher konservativen Leitmedien wie der FAZ und dem Spiegel. Gleichzeitig sehe ich, dass der Medienjournalismus der taz hervorragend ist. Mein Medium der Zukunft lernt aus meinem Lese-Verhalten und vielleicht noch wichtiger: aus meinem „Teil-“Verhalten. Was mir so gut gefällt, das ich es anderen empfehle, davon brauche ich auch mehr. Zum Stichwort Big Data müsste da doch einiges möglich sein. Und mit der Abogebühr muss auch nicht alles abgegolten sein. Flatrates sind zwar ganz nett, dadurch sinkt jedoch unbewusst der Wert des einzelnen Produkts. Es könnte ja einen Basisdienst geben und aufwändige, lange und exklusive Geschichten werden separat abgerechnet.

In einer perfekten Welt lese ich dann auf dem iPad mini-but-air-and-lightweight-next-generation-ultra-retina eine spannende Reportage und genau nach einem Cliffhanger kommt die Aufforderung: „Zum Weiterlesen für 1,99 € bitte mit Fingerabdruck bestätigen“. Wenn mich der Artikel angefixt hat, werde ich nicht lange überlegen und das Geld ausgeben. Ich denke, ich bin mit dieser Haltung nicht allein. Ob ich es dann sofort zahle oder erst im Nachhinein, wie es sich Richard Gutjahr und Laterpay vorstellen, ist mir persönlich egal.

Vielleicht ist im Preis dann eine Art Ausleih-Funktion enthalten. Wenn ich die Reportage gelesen habe, darf ich sie noch ein oder zwei guten Freunden schicken. Oder ganz verwegen: ich darf sie ausdrucken.

Das Fenster zur Welt

Und mein Medium der Zukunft überrascht mich regelmäßig. Indem es mir Geschichten zeigt, auf die ich nie von selbst gekommen wäre. Spannende Geschichten natürlich. Mein Medium öffnet mir die Fenster zur Welt, die ich kenne und zu vielen unbekannten Welten. So, wie es heute schon viele Medien machen. Ich behaupte mal, das sind die, die auch erfolgreich sind. Publizistisch, wirtschaftlicher Erfolg steht auf einem anderen Blatt, ist jedoch natürlich notwendig. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan des Weltspiegels. Wenn ich meinen Rundfunkbeitrag auf einzelne Sendungen umlegen würde, kriegen der Weltspiegel ca. 20% und der Tatort 30%. Die restlichen 50% kriegt der WDR für Eins Live. Mehr öffentlich-rechtliches Programm konsumiere ich nicht. Dabei ist es mir völlig unverständlich, warum ich über bezahltes Programm nicht frei verfügen kann. Die 7-Tage-Regel in den ÖR-Mediatheken sind absurd.

Mein Medium der Zukunft lässt mich auf einmal bezahlte Inhalte immer und immer wieder zugreifen. Und das auch an jedem Ort. In Zeiten, wo ich selbst im Urlaub in den entlegensten Ecken ins Internet komme, kann ich nicht begreifen, dass ich als deutscher Kunde, der für eine Leistung wie zum Beispiel einen Streaming-Dienst bezahlt hat, diesen in einem anderen Land aus Lizenzgründen nicht nutzen kann. Selbst innerhalb der EU müssten wir doch eigentlich über solche Fragen hinaus sein. Sind wir aber nicht. Deshalb ist die Zukunft auch noch die Zukunft und wir haben dahin noch einen langen Weg vor uns.