Neue WLAN-Erlebnisse bei der Bahn

Bisher gab es zum Thema WLAN in Deutschland ja viel zu meckern (zumindest für mich). Doch mittlerweile scheint sich einiges zu tun, gerade bei der Deutschen Bahn. Schon länger ist WLAN in vielen Bahnhöfen kostenlos – wenn auch nur 30 Minuten oder in der DB Lounge.

In den ICE-Zügen ist das WLAN zumindest in der 1. Klasse mittlerweile ebenfalls kostenlos. Dank eines unverschämt günstigen Sparpreises, der noch billiger als die 2. Klasse mit Bahncard 50 war, bin ich neulich von Köln nach Stuttgart mit dem ICE in der 1. Klasse. Dabei habe ich mir mal den Spaß gemacht, das WLAN auf Herz und Nieren zu testen.

Die Anmeldung über den Browser war kein Problem, man braucht keinen Zugangscode. Das WLAN gewährt einfach so Zugang, wenn man sich in einem 1. Klasse-Wagen befindet. In den ca. 2 Stunden Fahrt habe ich dann mal mit dem iPad meine YouTube-Liste mit Vorträgen etc. abgearbeitet. Es war ohne Unterbrechung möglich, die Videos zu sehen. Super.

2015-10-31 07.25.16Ich habe mal mit dem iPhone einen Test der Verbindung zwischen Köln und Frankfurt gewagt und auch hier: sehr akzeptable Download-Geschwindigkeit und fantastische Upload-Geschwindigkeit. Vielleicht lag es daran, dass es früher Samstagmorgen war und die Wagen ziemlich leer. Da muss dann mal zur Stoßzeit getestet werden. Bald soll das WLAN auch auf die 2. Klasse ausgedehnt werden. Ich denke mal, dass diese Geschwindigkeiten dann nicht mehr gehalten werden können.

Entsprechend kann ich diesem Gag des SZ Magazins nicht so ganz zustimmen.

2015-11-01 07.32.43Am Ende des Tages gab es jedoch wieder etwas zu meckern. Ein 4*-Hotel verlangt für die WLAN-Nutzung wirklich gesalzene Preise – das WLAN war langsamer als im Zug!

Allein im Zug-Chat

Bahnfahren alleine wäre toll. Also nicht im Sinne von „ich fahre ohne jemand anders irgendwo hin“, sondern im Sinne von „ich habe den Zug für mich allein“. Denn wir wissen es alle: Die Mitfahrer im Zug nerven. Sei es, weil sie im Ruheabteil telefonieren, ihren überbreiten Rollkoffer durch den Gang ziehen und dabei an jeder Sitzreihe hängen bleiben oder weil sie zehn Minuten vor Erreichen des Bahnhofs bereits im Gang stehend diesen blockieren.

lokin4Ganz anders in der Zug-Chat-App Lokin. Da ist man allein. Jedenfalls war ich es immer, selbst wenn ich die App in Zügen genutzt habe, die voll waren wie die sprichwörtliche Sardinenbüchse.

Eigentlich eine schöne Idee. Man wählt in der App den Zug aus, in dem man selber gerade sitzt und kann dann mit anderen Mitreisenden chatten. Warum ich mir von einem Wildfremden, der am nächsten Bahnhof aussteigen könnte, ein Ladegerät leihen soll, wie es die App vorschlägt, erschließt sich mir nicht. Kollektives Jammern über den vollen Zug wäre eine Option, schließlich suchen Menschen ja den Austausch. Und wenn wir schon nicht mehr mit unseren Mitreisenden reden, weil wir alle auf unsere Smartphones starren, wäre das doch eine schöne Alternative.

Lokin2
Einstiegsbahnhof wählen…
lokin3
Zug wählen…
...und schon kann man wunderbar mit sich selbst chatten.
…und schon kann man wunderbar mit sich selbst chatten.

Wie gesagt, wäre. Denn obwohl die App ja schon ganz oft runtergeladen wurde, wie dieser Tweet zeigen soll, ist der Chat regelmäßig leer.


Abgesehen davon hat die App auch ein paar Schwächen. Wenn ich nach einer halben Stunde den Chat wieder aufgerufen habe, hatte mich die App bereits abgemeldet und ich musste erneut den Zug suchen indem ich unterwegs war.
Genau wie Social Media alleine keinen Spaß macht, nutzt diese App auch nichts, wenn sie keiner nutzt. Vielleicht muss ich in einem halben Jahr nochmal reinschauen…vielleicht müsste die Bahn auch einfach das WLAN im Zug freigeben (was ja 2016 passieren soll).

Wo ist mein Gleis?

2015-03-21 10.06.13Eine tolle Funktion im DB Navigator, die ich jetzt erst entdeckt habe, wohl aber schon ein gutes Jahr verfügbar ist: Für große Bahnhöfen kann man sich den Bahnhofsplan anzeigen lassen, wenn man dort umsteigen muss. Das ist eigentlich eine gute Idee, bringt aber nichts, wenn der Plan nicht gut gemacht ist oder nicht alles zeigt.

Zum Beispiel dieser Plan des Frankfurter Hauptbahnhofs. Er zeigt den oberirdischen Teil des Hauptbahnhofs und die Verteilerebene unter dem Bahnhofsvorplatz.

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Die angezeigte Verbindung in der Reiseauskunft sagt mir, dass ich auf Gleis 5 ankomme und auf Gleis 104 in „Frankfurt (Hbf) tief“ abfahre. Jetzt kenne ich den Frankfurter Hauptbahnhof ganz gut und weiß, wo die S-Bahnen abfahren. Da ich der deutschen Sprache mächtig bin, kann ich zur Not das Wort „tief“ mit einem unterirdischen Geschoss assoziieren. Wer sich dagegen auf den in der App hinterlegten Plan verlassen muss, ist verlassen, bzw. er kann sich nicht mit der App gut auf den Umstieg vorbereiten.
Auf dem Plan finde ich nirgendwo einen Hinweis auf Gleis 104, sondern lediglich das S-Bahn-Symbol. Gut, dass wenigstens im Frankfurter Hauptbahnhof die Gleise 101-104 vernünftig ausgeschildert sind.

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Dass es besser geht, zeigt der Plan des Berliner Hauptbahnhofs: Hier war es für die Bahn ohne weiteres möglich, einen passenden Plan zu machen, der die Gleise auf den verschiedenen Ebenen zeigt.2015-03-24 15.46.37

 

WLAN im Bahnhof – aber natürlich nicht im ganzen Bahnhof

Mittlerweile gibt es in vielen größeren Bahnhöfen Hotspots, mit denen man kostenlos zumindest 30 Minuten im Internet surfen kann. Eine ganz praktische Sache, wenn man ein paar Sachen auf den Laptop laden möchte, weil das Internet im ICE 1. viel zu teuer und 2. viel zu unzuverlässig ist und 3. auf vielen Strecken gar nicht angeboten wird.

Die 30 Minuten finde ich völlig ausreichend, mehr Zeit will ich sowieso nicht auf einem Bahnhof verbringen. Die Prozedur, um sich in diesen Hotspots anzumelden ist zwar etwas aufwändig, bei McDonalds, Starbucks und Co. ist es aber das gleiche, sodass man sich hier nicht umgewöhnen muss.

Was mich dagegen nervt: in vielen Bahnhöfen muss man den Hotspot erst einmal suchen. Denn – wie sollte es in Deutschland auch anders sein – nicht der ganze Bahnhof ist mit Hotspots versorgt, sondern nur eine Ecke irgendwo. Und garantiert gibt es genau in dieser Ecke nur wenige Sitzgelegenheiten. Von Steckdosen will ich gar nicht sprechen.

In Mainz zum Beispiel ist der Hotspot am Ende der Überführung und es gibt dort zwei Sitzbänke. Auf einer saßen Reisende und warteten, auf der zweiten lag ein Obdachloser und schlief. Ich konnte dann im Stehen auf dem einen Arm den Laptop balancieren, während ich mit der anderen Hand auf dem iPhone die SMS mit dem Zugangscode öffnete. Es war leider zu kalt, um sich da für längere Zeit auf dem Boden niederzulassen.

Ganz anders ist das in den DB Lounges: Dort gibt es schon lange kostenloses WLAN ohne Zeitbegrenzung, Steckdosen und einigermaßen bequeme Sitzgelegenheiten. Aber nur für Bahncomfort-Kunden und 1. Klasse-Reisende. Doch praktischerweise reicht das WLAN-Signal bei vielen Lounges auch ein paar Meter aus der Lounge heraus.

Im Frankfurter Hauptbahnhof gibt es beispielsweise im Reisezentrum genug Sitzgelegenheiten und direkt oben drüber ist die DB Lounge mit dem Hotspot.

Dennoch wäre es wünschenswert, wenn die WLAN-Zonen in den Bahnhöfen weiter ausgebaut werden. Sehr genial ist übrigens diese Karte der Bahnhöfe mit WLAN, bei der man auch gleich seine Geographie-Kenntnisse testen kann.

Es tut sich was im WLAN-Land

Ich habe mir schon oft darüber beschwert, dass es bei uns so gut wie keine Hotspots gibt. Doch das scheint sich gerade zu ändern. Heute Morgen habe ich es bewusst wahrgenommen: Eine Kölner Filiale einer großen Bäckereikette wirbt ganz offensiv mit freiem WLAN.  Zwar gibt es da noch ein paar Stehtische, aber sicherlich kein Ort, an dem man stundenlang verweilen möchte (wie zum Beispiel Starbucks). Auch bei meinem Friseur kann ich mittlerweile kostenlos ins Internet.

Selbst die Deutsche Bahn, die sonst nur für Verspätungen und hohe Fahrpreise bekannt ist, schenkt uns jetzt in fast jedem großen deutschen Bahnhof 30 Minuten freies Internet. Und nach und nach tauchen die einschlägigen Medien Meldungen auf, dass viele deutsche Innenstädte mittlerweile richtig aufblühen – zumindest was die Anzahl der kostenlosen Hotspots angeht. Jüngstes Beispiel ist Bonn.

Möglich machen das zum Beispiel Kabelnetzbetreiber. Kabel Deutschland hat einfach allen seinen Kunden einen Hotspot ins Haus gestellt. Die sind dann aber auch nur für andere Kabel Deutschland zugänglich. In Berlin gibt es mittlerweile mehr als 100 öffentliche Hotspots von Kabel Deutschland. Und auch in anderen großen deutschen Städten wie München zieht Kabel Deutschland nach.

Was bedeutet das jetzt? Zum einen muss ich persönlich meinen Datentarif doch nicht erhöhen. Denn in der Regel war es mittlerweile am 20. eines Monats schon recht knapp und ich kurz vor der Drosselung. Jetzt kann ich bei viel mehr Gelegenheiten ein WLAN nutzen. Gerade weil ich viel mit der Bahn unterwegs bin, kommt mir das mit den Bahnhöfen besonders gelegen. Am besten weitet die Bahn den Service auch noch auf die Züge aus. Wobei das wahrscheinlich bald kommen wird: schließlich bieten fast alle Fernbus-Anbieter das schon an. Und Konkurrenz belebt das Geschäft.

Zum anderen sind die Handynetzte bald (hoffentlich) weniger überlastet. Denn unter  der zunehmenden Verbreitung von Smartphones müssen die einiges mitmachen. Die Netzbetreiber können die Handynetze gar nicht so schnell ausbauen, wie sie gefordert werden. Wenn mehr Smartphones und Tablets dann über ein WLAN ins Netz gehen, werden wieder Kapazitäten frei. Und es muss ja auch nicht immer ein kostenloses WLAN sein. Wenn mir einer der Anbieter, mit dem ich sowieso einen Vertrag habe, anbietet gegen einen geringen Aufpreis ein WLAN vor Ort zu nutzen, würde ich das machen. Denn das ist der dann in der Regel viel schneller. Und Zeit Die ist schließlich Geld.