Allein im Zug-Chat

Bahnfahren alleine wäre toll. Also nicht im Sinne von „ich fahre ohne jemand anders irgendwo hin“, sondern im Sinne von „ich habe den Zug für mich allein“. Denn wir wissen es alle: Die Mitfahrer im Zug nerven. Sei es, weil sie im Ruheabteil telefonieren, ihren überbreiten Rollkoffer durch den Gang ziehen und dabei an jeder Sitzreihe hängen bleiben oder weil sie zehn Minuten vor Erreichen des Bahnhofs bereits im Gang stehend diesen blockieren.

lokin4Ganz anders in der Zug-Chat-App Lokin. Da ist man allein. Jedenfalls war ich es immer, selbst wenn ich die App in Zügen genutzt habe, die voll waren wie die sprichwörtliche Sardinenbüchse.

Eigentlich eine schöne Idee. Man wählt in der App den Zug aus, in dem man selber gerade sitzt und kann dann mit anderen Mitreisenden chatten. Warum ich mir von einem Wildfremden, der am nächsten Bahnhof aussteigen könnte, ein Ladegerät leihen soll, wie es die App vorschlägt, erschließt sich mir nicht. Kollektives Jammern über den vollen Zug wäre eine Option, schließlich suchen Menschen ja den Austausch. Und wenn wir schon nicht mehr mit unseren Mitreisenden reden, weil wir alle auf unsere Smartphones starren, wäre das doch eine schöne Alternative.

Lokin2
Einstiegsbahnhof wählen…
lokin3
Zug wählen…
...und schon kann man wunderbar mit sich selbst chatten.
…und schon kann man wunderbar mit sich selbst chatten.

Wie gesagt, wäre. Denn obwohl die App ja schon ganz oft runtergeladen wurde, wie dieser Tweet zeigen soll, ist der Chat regelmäßig leer.


Abgesehen davon hat die App auch ein paar Schwächen. Wenn ich nach einer halben Stunde den Chat wieder aufgerufen habe, hatte mich die App bereits abgemeldet und ich musste erneut den Zug suchen indem ich unterwegs war.
Genau wie Social Media alleine keinen Spaß macht, nutzt diese App auch nichts, wenn sie keiner nutzt. Vielleicht muss ich in einem halben Jahr nochmal reinschauen…vielleicht müsste die Bahn auch einfach das WLAN im Zug freigeben (was ja 2016 passieren soll).