Persönlicher vs. Social-Media-Kontakt – was kommt zuerst?

Facebook und Twitter sind zwei unterschiedliche soziale Netzwerke mit völlig unterschiedlichen Konzepten dahinter. Trotzdem werden sie oft als beliebig und austauschbar hingenommen. No Go: Tweets automatisch in Facebook reinlaufen lassen und Facebook-Posts automatisch zu Tweets verstümmeln.

Mein Freundschaftsanfragen- bzw. Follower-Verhalten ist dabei auch völlig unterschiedlich. Meine Facebook-Freunde kenne ich bis auf ganz wenige Ausnahmen persönlich. Die meisten habe ich offline kennengelernt und wenn man sich dann sympathisch fand, fügt man sich als „Freund“ hinzu.

Bei Twitter lief es bislang in den meisten Fällen (Ausnahmen: Veranstaltungen wie Barcamps usw.) genau umkehrt. Ich folge Leuten auf Twitter, weil ich ihre Tweets interessant finde – da folge ich sogar Menschen, die ich unsympathisch finde. Und dann ist es immer lustig, wenn man jemanden trifft und feststellt, dass man ihm schon lange folgt oder er/sie mir folgt. Da merkt man dann oft die geballte Macht von Photoshop, denn die Twitter-Profilbilder haben oft nicht viel mit der Wirklichkeit gemeinsam.

Auf der Jagd nach der Steckdose

Dieses Blog hat ja den Untertitel „über die Schnittstellen zwischen der echten und der virtuellen Welt“. Das Smartphone ist so eine Schnittstelle, wobei für mich die eigentliche Schnittstelle die herkömmliche Steckdose in der Wand ist. Denn wenn es die nicht gibt, ist irgendwann die Schnittstelle zur virtuellen Welt nicht mehr einsatzfähig und ich muss mich wohl oder übel mit der echten Welt beschäftigen.

Das Smartphone-Zeitalter ist paradox: Auf der einen Seite kann ich spontan von jetzt auf gleich irgendwo hin. Ich suche mir per App den nächsten Zug heraus, orientiere mich unterwegs mit Google Maps und kann ab und an sogar meine Fahrkarte direkt mit dem Gerät kaufen. Auf der anderen Seite kann dieser spontane Ausflug aber nicht zu lange dauern oder zu viel Unterwegs-Suche erfordern, denn irgendwann macht der Akku schlapp. Bei meinem Lieblingsgerät, dem iPhone 5, traue ich mich manchmal nicht mehr, unterwegs Musik zu hören, damit noch genug Saft für die Recherche bleibt.

Die Lösungsansätze hierfür sind vielfältig. Entweder schleppe ich ein Akkupack mit, womit ich unterwegs nachtanken kann. Oder ich habe gleich das Netzteil bei und versuche unterwegs eine Steckdose zu finden. Natürlich muss man dann dort verweilen. Kaffeeketten etc. bieten sich da an. Ansonsten ist es erstaunlich, wie wenig Steckdosen sich im öffentlichen Raum finden. Vielleicht schlummert da eine Marktlücke: Telefonzellen, die nur dazu dienen, das Handy zu laden.

Im privaten ist die Frage: „Kann ich mal mein Handy bei Euch laden?“ schon gang und gäbe. Idealerweise haben viele meiner Freunde auch ein iPhone, sodass ich nicht mal das passende Kabel dabei haben muss.

Die Hardcore-Lösung fahre ich, wenn ich auf einer Veranstaltung bin, auf der ich unbedingt twittern muss. Im beruflichen Umfeld gibt’s da ja mittlerweile öfter. Ein Sitzplatz an der Wand ist oft nicht realisierbar. Also muss das zweite Smartphone ran. Gut, dass ich da aus meinen Autorenzeiten noch gut ausgestattet bin. Denn im Vergleich zum iPhone hält der Akku des S3 ewig und man kann den ganzen Tag nach Lust und Laune twittern, bei Facebook und Co. stöbern…und nach der Veranstaltung wird wieder das iPhone benutzt, dass dann zwar auch bei Nichtnutzung zig Prozent Akkuleistung verloren hat, aber immer noch für ein paar Stunden einsatzfähig ist. So reicht es dann wenigstens für die Musik auf dem Nachhauseweg.

Geschenkideen bei Facebook

Normalerweise bin ich kreativ genug, mir selbst Geschenkideen auszudenken. Die Gutscheinkarten, die man mittlerweile in jedem Supermarkt und an jeder Tankstelle kaufen kann, finde ich zum Beispiel total kreativ 😉
Wenn ich dann eine zündende Idee habe und es geht um etwas, wovon ich selbst keine Ahnung habe, habe ich mir angewöhnt, das Internet zu fragen. Speziell Facebook ist da eine hervorragende Anlaufstelle. Ich gebe einfach ein, wonach ich suche und es kommen tolle Hinweise. Natürlich nicht sofort wie bei Google. Aber im Laufe des Tages kommt da schon Einiges zusammen.

Mein erstes bewusstes Erlebnis dieser Art: Ich brauchte einen Whisky. Als Geschenk, ich selber bin mehr für Cocktails zu haben.
Timo Stoppacher - kann mir jemand einen guten Whisky zwischen..
Mein Glück in diesen Fall: der zu Beschenkende ist nicht bei Facebook. Dafür über 600 andere Menschen, mit denen ich „befreundet“ bin. Und ich war sehr überrascht, wie viele davon sich sehr gut mit Whisky auskennen.
Den ganzen Tag über liefen nun die Empfehlungen zusammen und mit den gesammelten Empfehlungen bin ich abends auf Einkaufstour. Der Beschenkte äußerte sich später sehr wohlwollend über die gewählte Sorte (für Kenner: ein Cardhu).

Die Macht der Algorithmen

Und hier kommen wieder mal die Algorithmen ins Spiel. Denn viele Leute antworteten auf den Beitrag. Dadurch wurde er für Facebook wichtiger und wurde wiederum mehr Leuten angezeigt. Ich glaube, ich habe noch nie auf einen Post so viele Rückmeldungen bekommen. Später wurde ich von mehreren Leuten angesprochen, ob das mit dem Whisky geklappt hätte. Also von Leuten, die ich später offline traf. Ich gehe davon aus, dass der Post bei sehr vielen Leuten angezeigt wurde, eben weil er viel diskutiert wurde. Danke nochmal allen, die mir geholfen haben.

Auch bei der nächsten Herausforderung half Facebook. Ein Geschenk für eine Baby-Shower. Wer das noch nicht kennt, hier lesen. Mamis haben den ganzen Tag Zeit und innerhalb kürzester Zeit hatte ich auch hier mein Geschenk und sogar jemanden, der es mir abends persönlich mitbrachte. Dagegen sieht Amazon alt aus.
Klar, kann ich mich bei Amazon durchs Sortiment klicken und die Rezensionen lesen, aber die Empfehlungen aus meinem Netzwerk haben ein ganz anderes Gewicht. Und Geschenke bei Amazon kaufen ist auch so eine Sache. Ich habe mal für meine Cousine was von Prinzessin Lillifee bestellt. Daraufhin hat mir Amazon natürlich munter weiter Artikel aus dem rosa Sortiment empfohlen. Da darf man halt nicht vergessen, den Button „Für Empfehlungen nicht berücksichtigen“ zu drücken.

Übrigens habe ich das mit dem Whiskey parallel bei Twitter probiert. Es gab keine einzige Reaktion. Soviel zum Thema #followerpower.

Muss man eigentlich im Urlaub erreichbar sein?

Für Online-Junkies wie mich ist die Antwort eigentlich klar: Ja. Ich betreibe Aufwand um mich zu informieren, wie ich unterwegs vernünftig und günstig ins Netz komme. Damit ich auch weiterhin e-Mailen, surfen, twittern etc. und die neuesten Nachrichten von Spiegel Online verfolgen kann.

Ich gebe zu, ich rede mir das schön, weil ich ja selbständig bin, „muss ich für meine Kunden erreichbar sein.“ Quatsch. Die Bestandskunden wussten vorher, dass ich im Urlaub bin und das Neukundengeschäft ist in der Sommerzeit gleich null und die einzige Anfrage kam dann per E-Mail. Erreichbarkeit muss also nicht sein. Trotzdem bin ich gerne online, auch im Urlaub. Wobei ich dann in der Regel (wenn keine vernünftige Flatrate verfügbar ist) nur zwei oder drei Mal am Tag nach den Mails schaue und sie nicht wie zuhause permanent erhalte. Das ist schon Urlaub 😉

Paradoxerweise wundere ich mich über Mitreisende oder Touristen generell, die nicht vom Handy lassen können, koste es, was es wolle. Und zum Teil ist es richtig teuer. Wer mich kennt weiß, dass ich ab und an mal Kreuzfahrten mache. Sobald das Schiff die Küstengewässer verlässt, wird ein bordeigenes Mobilfunksystem aktiviert. Das Handy bucht sich da ungefragt ein. Selbst wenn man innerhalb der EU unterwegs ist, gilt dann nicht mehr der günstige EU-Tarif, der die Kosten für Roaming stark begrenzt. Man ist im wahrsten Sinne des Wortes in internationalen Gewässern. Da können pro Minute schon mal 5 Euro oder mehr anfallen (siehe Grafik). Auch WLAN ist auf Schiffen mit bis zu 10 Euro die Stunde schon ziemlich teuer. Da siegt bei mir meistens die Sparsamkeit über die Sucht.

Handynutzung auf hoher See? Lieber nicht. Quelle: www.welches-netz.com
Handynutzung auf hoher See? Lieber nicht. Quelle: www.welches-netz.com

Bei anderen nicht. Auf der letzten Kreuzfahrt (ein italienisches Schiff zur italienischen Hauptreisezeit mit vielen Italienern) herrschte rund um die Uhr Dauergequassel. Ich hoffe, sie wussten was sie tun. Sonst wird die Handyrechnung nachher teurer als der ganze Urlaub.

Fazit: Ich bin gern im Urlaub erreichbar, aber nicht um jeden Preis.

Vernetzt ohne Ende

Man lernt jemanden kennen. Nein, nicht den Mann oder die Frau fürs Leben, sondern einfach so. Zum Beispiel im beruflichen Kontext einen neuen Kollegen, Kunden, Lieferanten, Auftraggeber, was auch immer. Nun vernetzt man sich mit ihm, zum Beispiel bei Xing, dem Social Network fürs Business. Obwohl Xing in Deutschland ja eine große Nummer ist, findet man bei Xing wenig Verbindung zu anderen Netzen. Nur Facebook und Twitter.

Ganz anders sieht das beim großen internationalen Linkedin aus. Ein Linkedin-Profil lässt sich mit allem vernetzen, was im sozialen Teil des Internets en vogue ist. Ähnlich wie auch bei Facebook lässt sich der Linkedin-Account zum Einloggen bei anderen Diensten benutzen. Das ist schon praktisch. Hier muss Xing aufholen, wenn es in Deutschland weiterhin führend bleiben möchte.

Lernt man jemanden privat kennen, kommt Facebook ins Spiel und man befreundet sich dort. Ist derjenige auch auf Twitter aktiv und postet dort interessante Sachen, folgt man ihm auch dort. Und natürlich wird er oder sie in meine Google-Kreise aufgenommen, die Instagram-Bilder geliked und die Blogs abonniert.

Mit einem „Durchschnittskontakt“ bin ich also drei Mal verbunden. Das hat dann natürlich zur Folge, dass ich manche Infos auch mindestens drei Mal sehe. Wobei man eigentlich nur relevante Infos in das jeweilige Netzwerk geben soll. Macht keiner, macht auch nix. Durch die vielen Wiederholungen hat das fast schon Soap-Charakter, wo man durch Dialoge, die die Ereignisse der letzten Folgen zusammenfassen, nie den Anschluss verliert. So bleibt nur die selektive Wahrnehmung anschalten und weiter in den Timelines.