Das gelobte Internet-Land Teil 2

Ich hatte vor ein paar Wochen angekündigt, mir mal das Internet in seinem Heimatland anzuschauen, den USA. Habe ich getan. Wie erwartet, gibt es da doch ein paar deutliche Unterschiede. Und alles habe ich rein subjektiv wahrgenommen.

WLAN für alle

Ein Schlaraffenland, frei zugängliche WLANs an jeder Ecke. Speziell New York, wo ich die meiste Zeit meiner Reise verbracht habe, strotzte nur so vor Internetzugang. Starbucks und diverse andere Kaffee-Ketten waren sowieso dabei, aber auch fast jede U-Bahn-Station, viele öffentliche Gebäude, Museen usw. In vielen großen Kaufhäusern und auch den Museen gab es zusätzlich zum Internetzugang spezielle Seiten, die als Führer durch das Gebäude dienen. In Kombination mit Google Inside Maps wurde jegliches Studieren von gedruckten Plänen überflüssig. Auch die Ortung innerhalb der Gebäude durch die WLAN-Router hat immer ziemlich gut funktioniert. Im Gegensatz zu draußen:

Ortungsdienste sind schwach

Durch die Kombination aus Triangulation und GPS weiß hier jedes Smartphone ziemlich genau, wo es gerade ist. So können ortsbasierte Dienste verlässlich arbeiten. Und das hat in den USA bei mir schlicht nicht funktioniert. Vielleicht senden die Mobilfunkmasten in den USA keine Positionsdaten oder sie sind zu ungenau. Wenn ich einen Ortungsdienst wie Foursquare benutzen wollte, dauerte die Ortung ewig. Sobald ich WLAN eingeschaltet habe, könnte mein Smartphone dann die Position blitzschnell bestimmen, selbst wenn ich ich in das (private) WLAN nicht eingebucht habe. Das ist wohl noch ein Ergebnis der Streetview-Fahrten von Google, bei denen wie wir heute wissen auch alle WLANs mit erfasst wurden.

Internetgeschwindigkeit an sich

Auch wieder eine subjektive Wahrnehmung: Egal, ob ich über ein WLAN eingebucht war oder das Mobilfunknetz (in meinem Fall AT&T) genutzt habe, Seiten aus Deutschland ließen sich – verglichen zu US-Seiten – ziemlich langsam laden. Umgekehrt ist mir das noch nie aufgefallen. Spiegel und New York Times laden bei mir zuhause gleich schnell. Ich hatte gedacht, dass im Jahr 2013 das Internet so global ist, dass der Standort des Servers in zwei hochentwickelten Länden keinen Unterschied macht. Denkste!

Vielleicht wird in Anbetracht von gewissen Abhörgeschichten der Datenverkehr nach Deutschland einfach stärker überwacht und braucht daher länger?

Fazit

Keine großen Überraschungen, dafür ein paar kleine. Natürlich sind die Amis ein wenig netzaffiner als wir, nutzen mehr Online-Dienste usw. Doch ansonsten haben wir hier schon viel Neuland erobert.

Die ganze Reise kann man in meinem Reise-Blog nachlesen.

Kleiner Tipp für USA-Reisende

WLANs kennt in den USA niemand. Wi-Fi ist hier die geläufige Vokabel.

Smartphones werden langweilig

Gerade erst ging wieder ein bestimmtes Smartphone durch die Medienwelt: Das Samsung Galaxy S4. Der Hype, den dieses Gerät auslöst, steht dem um ein neues iPhone in nichts mehr nach, inkl. Gerüchten, Vermutungen, Analysen, Leaks usw.

Auch ich habe mich in den letzten Jahren viel mit Smartphones beschäftigt und dazu ein gutes Dutzend Bücher, zig Artikel und unzählige Blogbeiträge geschrieben. Aber für mich sind Smartphones langweilig geworden. Das ist zum einen wahrscheinlich die Fokussierung auf das Thema, zum anderen fehlen die wirklich bahnbrechenden Neuerungen.

Wenn ich an mein erstes Android-Gerät zurückdenke (das HTC Tattoo mit Android 1.6), das konnte noch lange nicht so viel wie das iPhone, das ich mir ein Jahr vorher gekauft hatte. Android hat ein Entwicklungstempo vorgelegt und ist mit innovativen und teilweise verblüffenden Neuerungen an Apple vorbeigezogen. Wer von einem alten iPhone auf ein neues umsteigt, muss sich nicht umgewöhnen. Bei Android hat fast jedes Gerät ein anderes Bedienkonzept, was auch daran liegt, dass viele Hersteller wie Samsung auf das Android-System noch eine eigene Oberfläche drüber stülpen. Und so toll viele Android-Funktionen sind, das iPhone ist immer noch intuitiver zu bedienen.

Die bahnbrechendsten Erfindungen sind gemacht. Smartphones sind leistungsfähiger als jeder Rechner vor zehn Jahren, machen Fotos, die genauso gut sind wie die einer normalen Kamera, filmen in HD und vieles mehr.

Was soll noch kommen? Größer werden Smartphones nicht mehr. High-End-Geräte haben in der Regel einen 4,8“ Bildschirm. Jeder weitere Zoll macht aus dem Smartphone ein Tablet (oder Phablet). Leichter? Schwierig, schon 130 Gramm spürt man kaum noch in der Tasche.

Stärkere Akkus wären toll, sodass man nicht gezwungen wird, ein Ladekabel mitzunehmen, wenn man das Haus mehr als acht Stunden verlassen möchte. Aber sonst?

Die Entwicklungen, die jetzt noch nötig sind, finden nicht mehr im Smartphone statt. Die Welt muss jetzt lernen, mit den Millionen Smartphones zu Recht zu kommen und diese Masse zu nutzen.

Mobiles Bezahlen mit dem Handy? Bei uns immer noch Fehlanzeige. Fahrkarten und Tickets für öffentliche Verkehrsmittel? Ja, aber… Es fehlen mir die richtig nützlichen Dienste, die einen Wow-Effekt auslösen.

Und noch was: früher war ein Smartphone ein Statussymbol. Da hatte man was Besonderes. Heute sind Smartphones ein Alltagsgegenstand. Jede Schwörerin kann den Unterschied zwischen ihrem mit Glitzerstrass beklebten iPhone und einem Android-Handy aufsagen und „ey Alter, ich schwör, iPhone ist voll viel besser“. Sehe ich auch so (aber das nur am Rande).

Social Cinema – das nächste große Ding

Zu Social TV habe ich mich ja erst kürzlich geäußert. Und nun das nächste große Ding: Social Cinema. Also in Kino den Film kommentieren bei Twitter. Was das bringen soll? Ja, das frage ich mich auch.

Aber neulich im Kino sah ich viele Zuschauer um mich herum, bei denen es regelmäßig in den Handflächen aufleuchtete und die fleißig andere Menschen auf dem Laufenden hielten. Natürlich kann ich nur mutmaßen, dass sie den Filminhalt weitergaben und nicht den neuesten Cliquen-Klatsch. Doch wenn ich zwischen 6 und 12 Euro für eine Kinokarte zahle, konzentriere ich mich auf en Film und nicht auf das Internet und das Gerät, dass es mit mir verbindet.

Vor allem ist es auch für andere störend, wenn irgendwo im Saal immer eine weitere Leuchtquelle ist. Und die gibt es immer. Ok, mich stört auch schon das Licht eines Notausgang-Schilds im dunklen Kino. Solange die Leute Ihre Smartphones auf lautlos stellen, ist es mir recht. Wenigstens filmen sie nicht mit dem Handy den Film ab, um ihn anschließend zu einer der Nachfolge-Seiten von kino.to hochzuladen.

Ähnliche Situation bei Konzerten:

„Zeigt mir Eure Hände“

Die beliebte Forderung einschlägiger Musiker ergibt keinen Sinn mehr. Die Hände sind schon oben und sie halten eine Digitalkamera oder ein Smartphone. Was bringt es mir, wenn ich ein Konzert die ganze Zeit durch das Mini-Display betrachte??? Will mir nicht in den Kopf. Wer unbedingt in Facebook zeigen will, wie cool er ist, weil er bei XY steht, soll ein (1) Foto machen und es posten. Das reicht doch. Dann gehen auch weniger Handys bei Konzerten zu Bruch, weil sie aus zwei Metern Höhe runterfallen und der Nebenmann unabsichtlich drauf tritt.

Und wer guckt sich die 90 Minute-Aufnahme eines Konzerts nachher auf seinem iPhone nochmal an? Zeigt man das seinen Freunden? Ich denke, eher wird sich der Filmer selbst das Werk noch einmal betrachten, damit er sieht, was er verpasst hat, als er auf sein Display konzentriert war.

Fernsehen nur noch #social

Nachdem ich mich lange und breit wissenschaftlich, also eher theoretisch, mit Social TV befasst habe, hat mich mittlerweile das Twitter-Fieber gepackt: es gibt kaum noch eine Sendung im deutschen Fernsehen, bei der ich nicht parallel die Diskussionen bei Twitter verfolge. Egal ob #tatort, #polizeiruf, #dsds, #gntm oder #jauch: zu allem wird getwittert (ja, ich bin schuldig, ein bisschen Trash-TV muss sein). Und oft finde ich die Tweets unterhaltsamer als das TV-Programm selbst. Ich habe schon schallend losgelacht, weil es bei Twitter jemand genau auf den Punkt gebracht hat, was mir gerade durch den Kopf ging.

 

Die „Mädchen“ bei Germany’s next topmodel wurden gerade in einer Hotelsuite an einen opulent gedeckten Tisch geführt.

Wie die meisten Nutzer von sozialen Netzwerken lese ich in der Regel nur. Ab und an packt es mich aber und ich muss meine Meinung kundtun. Dann bin ich als @CGNTimo unterwegs und teile auch aus. Oft reicht natürlich auch ein Retweet. Andere haben es ja schon auf den Punkt gebracht.

Wenn ich das mit der Studie vergleiche, habe ich mich ziemlich genau meinen Testobjekten angepasst. Meine Nutzungssituation beeinflusst die Parallelnutzung von Fernsehen und Internet:

„Wer alleine ist, greift häufiger zum Second Screen.“

Ich sehe in der Regel alleine Fernsehen. Ergo findet der Austausch online statt. Warum sollte ich auch twittern, wenn ich mich mit jemandem unterhalten kann? Wenn ich im Zug sitze und einen Gesprächspartner habe, schreibe ich ihm ja auch nicht per WhatsApp (ok, das soll es trotzdem geben).

„Der Second Screen bleibt der zweite Bildschirm. Das TV-Programm wird weiterhin überwiegend auf dem TV-Gerät konsumiert.“

Jepp.

„Spezielle Social-TV-Apps erreichten in der Studie keinen nennenswerten Anteil bei der Parallelnutzung.“

Die Twitter-App reicht vollkommen.

Anders als die meisten Teilnehmer meiner Studie nehme ich aber das iPad. Da kann ich einfach mehr Tweets auf einmal sehen.

Social TV macht süchtig. Dagegen gibt es dann nur ein Mittel. Den Fernseher auslassen. #buchlesen

Virtuelle SIM-Karten wären toll

Ich sammele SIM-Karten. Unfreiwillig. Wer viel mit Smartphones umgeht und darüber schreibt, muss die Dinger ja in Betrieb halten und gerade bei uns kann man draußen nun mal nicht auf ein WLAN hoffen. Also für jede Gelegenheit die passende SIM-Karte: eine fürs „normale“ Alltagshandy, eine fürs iPad und dann geht’s los. Das aktuelle Testobjekt braucht wie das Vorgängermodell Micro-SIM-Karten. Gut, dass da noch welche in Reserve liegen. Das Alltagshandy hat nämlich schon Nano. Die günstige Roaming-SIM-Karte von Airbaltic ist Normalformat, weil die kleineren viel teurer waren. Gut, dass noch ein ganz alter Knochen in Reserve hier lag.

Aber jetzt wird gnadenlos auf kleine umgestellt. Die Handys für große Karten sind bei eBay und die verbleibenden Karten werden gestanzt.

Ich weiß, das sind Luxusprobleme. Aber es wäre so viel praktischer, wenn Apple sich mit seinem Vorschlag der virtuellen SIM-Karten durchgesetzt hätte. Kein Gefuddel, Hantieren und falsch eingelegte Karten mehr, keine Formatprobleme. Stattdessen ein Klick und der Tarif ist gewechselt. Oder man nutzt einen Tarif problemlos abwechselnd auf allen seinen Geräten. Ein Traum, zumindest für mich.

Nur schlecht für die Netzbetreiber. Denn das Geschäftsmodell ist ja die Gewohnheit der Nutzer. So wie wir rechtzeitig dran denken müssen, den Vertrag nach 21 Monaten zu kündigen (und wehe, man ist einen Tag zu spät), ist es auch bequemer, nicht die Karte wechseln zu müssen und immer zum Normaltarif zu telefonieren – der teuer sein kann.

Roaming im Ausland ist ein tolles Beispiel: In meinem Lieblingsurlaubsziel Dubai wird damit geworben, dass man eine Woche in Europa Datenroaming nutzen kann. Für umgerechnet 30 Euro. Wenn ich in Dubai eine Woche Datenroaming nutze, wird das teurer als der Urlaub. Das musste selbst Kai Dieckmann schon erleben (wenn auch in Marokko). Aber in Dubai einen lokalen Tarif kaufen und mit einem Klick nutzen, wäre schön. Bleibt wohl eine Fata Morgana.