Auf der Jagd nach der Steckdose

Dieses Blog hat ja den Untertitel „über die Schnittstellen zwischen der echten und der virtuellen Welt“. Das Smartphone ist so eine Schnittstelle, wobei für mich die eigentliche Schnittstelle die herkömmliche Steckdose in der Wand ist. Denn wenn es die nicht gibt, ist irgendwann die Schnittstelle zur virtuellen Welt nicht mehr einsatzfähig und ich muss mich wohl oder übel mit der echten Welt beschäftigen.

Das Smartphone-Zeitalter ist paradox: Auf der einen Seite kann ich spontan von jetzt auf gleich irgendwo hin. Ich suche mir per App den nächsten Zug heraus, orientiere mich unterwegs mit Google Maps und kann ab und an sogar meine Fahrkarte direkt mit dem Gerät kaufen. Auf der anderen Seite kann dieser spontane Ausflug aber nicht zu lange dauern oder zu viel Unterwegs-Suche erfordern, denn irgendwann macht der Akku schlapp. Bei meinem Lieblingsgerät, dem iPhone 5, traue ich mich manchmal nicht mehr, unterwegs Musik zu hören, damit noch genug Saft für die Recherche bleibt.

Die Lösungsansätze hierfür sind vielfältig. Entweder schleppe ich ein Akkupack mit, womit ich unterwegs nachtanken kann. Oder ich habe gleich das Netzteil bei und versuche unterwegs eine Steckdose zu finden. Natürlich muss man dann dort verweilen. Kaffeeketten etc. bieten sich da an. Ansonsten ist es erstaunlich, wie wenig Steckdosen sich im öffentlichen Raum finden. Vielleicht schlummert da eine Marktlücke: Telefonzellen, die nur dazu dienen, das Handy zu laden.

Im privaten ist die Frage: „Kann ich mal mein Handy bei Euch laden?“ schon gang und gäbe. Idealerweise haben viele meiner Freunde auch ein iPhone, sodass ich nicht mal das passende Kabel dabei haben muss.

Die Hardcore-Lösung fahre ich, wenn ich auf einer Veranstaltung bin, auf der ich unbedingt twittern muss. Im beruflichen Umfeld gibt’s da ja mittlerweile öfter. Ein Sitzplatz an der Wand ist oft nicht realisierbar. Also muss das zweite Smartphone ran. Gut, dass ich da aus meinen Autorenzeiten noch gut ausgestattet bin. Denn im Vergleich zum iPhone hält der Akku des S3 ewig und man kann den ganzen Tag nach Lust und Laune twittern, bei Facebook und Co. stöbern…und nach der Veranstaltung wird wieder das iPhone benutzt, dass dann zwar auch bei Nichtnutzung zig Prozent Akkuleistung verloren hat, aber immer noch für ein paar Stunden einsatzfähig ist. So reicht es dann wenigstens für die Musik auf dem Nachhauseweg.

Nachtrag zu „Muss man eigentlich im Urlaub erreichbar sein?“

Da bloggt man gerade noch zu dem Thema und dann passiert sowas: Ich war am Wochenende mit einer Gruppe zum Segeln in Holland – zwei Tage ohne mobiles Internet müssen doch gehen. Abends in Enkhuizen haben wir einen Spaziergang gemacht und kamen an einem deutlich gekennzeichneten WLAN-Hotspot vorbei. Eine Internet-abhängige Mitreisende und ich blieben kurz stehen, um mal eben schnell ins Netz zu gehen.

Ergebnis: wir waren so in die „verpassten“ Nachrichten vertieft, dass wir die Gruppe verloren haben. So langsam mache ich mir doch Sorgen 😉

Muss man eigentlich im Urlaub erreichbar sein?

Für Online-Junkies wie mich ist die Antwort eigentlich klar: Ja. Ich betreibe Aufwand um mich zu informieren, wie ich unterwegs vernünftig und günstig ins Netz komme. Damit ich auch weiterhin e-Mailen, surfen, twittern etc. und die neuesten Nachrichten von Spiegel Online verfolgen kann.

Ich gebe zu, ich rede mir das schön, weil ich ja selbständig bin, „muss ich für meine Kunden erreichbar sein.“ Quatsch. Die Bestandskunden wussten vorher, dass ich im Urlaub bin und das Neukundengeschäft ist in der Sommerzeit gleich null und die einzige Anfrage kam dann per E-Mail. Erreichbarkeit muss also nicht sein. Trotzdem bin ich gerne online, auch im Urlaub. Wobei ich dann in der Regel (wenn keine vernünftige Flatrate verfügbar ist) nur zwei oder drei Mal am Tag nach den Mails schaue und sie nicht wie zuhause permanent erhalte. Das ist schon Urlaub 😉

Paradoxerweise wundere ich mich über Mitreisende oder Touristen generell, die nicht vom Handy lassen können, koste es, was es wolle. Und zum Teil ist es richtig teuer. Wer mich kennt weiß, dass ich ab und an mal Kreuzfahrten mache. Sobald das Schiff die Küstengewässer verlässt, wird ein bordeigenes Mobilfunksystem aktiviert. Das Handy bucht sich da ungefragt ein. Selbst wenn man innerhalb der EU unterwegs ist, gilt dann nicht mehr der günstige EU-Tarif, der die Kosten für Roaming stark begrenzt. Man ist im wahrsten Sinne des Wortes in internationalen Gewässern. Da können pro Minute schon mal 5 Euro oder mehr anfallen (siehe Grafik). Auch WLAN ist auf Schiffen mit bis zu 10 Euro die Stunde schon ziemlich teuer. Da siegt bei mir meistens die Sparsamkeit über die Sucht.

Handynutzung auf hoher See? Lieber nicht. Quelle: www.welches-netz.com
Handynutzung auf hoher See? Lieber nicht. Quelle: www.welches-netz.com

Bei anderen nicht. Auf der letzten Kreuzfahrt (ein italienisches Schiff zur italienischen Hauptreisezeit mit vielen Italienern) herrschte rund um die Uhr Dauergequassel. Ich hoffe, sie wussten was sie tun. Sonst wird die Handyrechnung nachher teurer als der ganze Urlaub.

Fazit: Ich bin gern im Urlaub erreichbar, aber nicht um jeden Preis.

Die digitale Heimat

Dies ist ein Beitrag zur Blogparade „Was ist Eure Heimat“.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich gerade in einem ICE und werde mit 300 Stundenkilometern von Köln nach Frankfurt befördert. Von der einen Heimat in die nächste. Wieso zwei Heimaten? Geht das? Kommt auf den Betrachtungswinkel an.

Ich wurde in Frankfurt geboren. Als ich zehn war, zog meine Mutter mit mir in die Eifel in die Nähe von Köln. Die Eifel wurde mir nie Heimat, die Gegend ist mir persönlich zu weit ab vom Schuss und die Menschen eine Spur zu konservativ.

Meine zweite Heimat habe ich in Köln gefunden. Wobei ich Köln nicht auf die Stadt alleine beschränke, sondern einen großen Teil des Rheinlands wie zum Beispiel Bonn mit einbeziehe. Was macht nun Köln zu meiner Heimat?

Ich fühle mich in Köln wohl. Die meisten meiner Freunde leben hier. Mit meiner alten Heimat Frankfurt verbinden mich noch ein paar Familienbande und ein paar Freunde aus Köln sind mittlerweile auch nach Frankfurt gezogen. Neulich war ich ein Wochenende in meiner Geburtsstadt. Ich habe mich wohl gefühlt, aber heimisch?

Was ist denn Heimat? In einer Zeit, in der ich zwischen Heimat Nr. 1 und Nr. 2 in einer Stunde pendeln kann, verliert dieser Begriff eigentlich seine ursprüngliche Bedeutung. Ähnlich ist es mit „Zuhause“. Zuhause bin ich in meiner Wohnung. Wenn ich davon spreche, meine Mutter zu besuchen, fahre ich auch „nach Hause“. Strange, isn’t it?

Lassen wir das Internet ins Spiel kommen. Es verwischt die Grenzen zwischen beruflich und privat, öffentlich und persönlich und hebt Entfernungen auf. In meinem USA-Urlaub („Das gelobte Internet-Land“) hatte ich eine US-SIM-Karte in meinem Smartphone und war so immer mit der Heimat verbunden. Ich konnte mit meinen Freunden schreiben, Facebook etc. nutzen, wie ich auch in Deutschland mache. Die Heimat war immer nur einen Klick entfernt, obwohl ich ca. 6.000 Kilometer weit weg war. Beeindruckend oder?

Insofern würde ich Heimat nicht mehr an einem festen geografischen Ort fest machen. Heimat ist da, wo ich Anschluss ans Internet habe. Na gut, wohlfühlen sollte man sich an diesem Ort auch. Ich weiß auch nicht, ob ich ewig in Köln bleiben werde. Und selbst wenn nicht, die alte Heimat wäre immer nur einen Mausklick oder Tastendruck weit weg.

Das gelobte Internet-Land Teil 3

Ein Aspekt, der weniger mit der Internetnutzung an sich, dafür mit den von mir hier schon mehrfach monierten unpraktischen Lösungen für das Bezahlen mit dem Smartphone zu tun hat: Ich habe in den USA nirgendwo jemanden mit dem Smartphone bezahlen sehen. Bei Starbucks und Co. stehen zwar Lesegeräte, mit denen kontaktloses Zahlen (zum Beispiel Visa NFC) möglich war, aber benutzt hat das kein Mensch. Dafür zog jeder für seinen Kaffee die Kreditkarte durch das Gerät, auch für wenige Dollar. Gerade die Zahlungsvorgänge bei Kleinbeträgen (unter 20 Euro) sollen bei uns auch irgendwann mal drahtlos erfolgen. Die NFC-Technik (ein Funksignal, dass nur auf wenige Zentimeter funktioniert) ist schon in vielen Smartphones verbaut – nein, nicht im iPhone. Kreditkarten erhalten zunehmend auch den NFC-Chip. Und wenn die Technik schon die gleiche ist, könnte das Smartphone die Kreditkarte ersetzen. Und das Smartphone hat man in der Regel sowieso dabei.

Und auch sonst war das öffentliche Leben nicht so sehr auf Smartphones und mobile Dienste ausgelegt. Zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr: Auch wenn es bei uns schon schwer ist, den passenden Fahrschein für den Zug zu kriegen, in den USA – zumindest in New York und Umgebung – ging es gar nicht.

In der New Yorker Subway sind Magnetstreifen auf Pappkarten der letzte Schrei, wobei der U-Bahn-Betreiber MTA schon seit Jahren mit NFC experimentiert, bislang ohne Ergebnis. Wenigstens nehmen sämtliche Fahrkarten-Automaten Kreditkarten, was bei uns ja auch nicht immer der Fall ist.

Bei den Vorort-Zügen von New Jersey Transit war es ebenfalls sehr old fashioned. Der Automat spuckt für Hin- und Rückfahrt je eine Fahrkarte aus. Der Schaffner nimmt dann ein Ticket, locht es und steckt es ein. Ich habe wohl selten ein dämlicheres Gesicht gemacht als bei der ersten Fahrt. Die Schaffner stecken dann spezielle Karten an die Sitzreihen, auf denen sie gelocht haben, wie viele Leute da sitzen. So können später zugestiegene identifiziert werden. Aber: es funktioniert. Auch wenn der Smartphone-Akku leer ist und man kein Netz hat.