Ich blogge, also bin ich etwa blöd? – von Gastbeiträgen und „Kooperationen“

Gestern gab es wieder mal einen Gastbeitrag von Bettina Blaß. Von ihr nehme ich sehr gerne Gastbeiträge an, denn ich kenne Bettina seit vielen Jahren und weiß, dass ihre Beiträge sowohl sehr gut geschrieben als auch sauber recherchiert und in jeder Hinsicht unbedenklich sind.
Andere wollen ebenfalls gerne bei mir veröffentlichen: In schöner Regelmäßigkeit bekomme ich als Blogger E-Mails von mal mehr, mal weniger seriös wirkenden „Agenturen“, denen meine Blogs (neben meistensdigital Fit für Journalismus und einReisender) „sehr gut gefallen und sich gut eine Kooperation vorstellen können“.

Meistens handelt es sich um ziemlich plumpe Massenmails, die ich gar nicht beantworte, weil erkennbar ist, dass einfach E-Mail-Adressen von Blogs zusammengetragen wurden und niemand sich mehr als eine Sekunde mit den Themen der Blogs beschäftigt hat.
In letzter Zeit kamen ein paar „bessere“ Anfragen, bei denen sich jemand intensiv mit den Inhalten beschäftigt hat. So wie diese kurz vor Weihnachten:

Mein Kollege xxxx xxxx und ich bauen unter www.xxxxxx.de zur Zeit ein News-Portal zum Thema Smart Home auf.
Hierfür suchen wir nach etablierten Partnern und sind dabei auf Ihre Website gestoßen.

Gerne würden wir einen Gastartikel bei Ihnen veröffentlichen, z.B. im Bereich der Gebäudeautomation. Dieser würde selbstredend für Sie geschrieben und exklusiv bei Ihnen veröffentlicht werden. Wir denken hier an ca. 300-500 Wörter zu einem aktuellen Thema, welches Sie gerne vorgeben oder grob eingrenzen können sowie einer kurzen Autoren-Info samt Link auf unsere Seite.

Gebäudeautomation fand ich einigermaßen passend zu meistensdigital und weil die Anfrage eben nicht so plump war wie viele andere, habe ich geantwortet, dass ich gerne einen Gastbeitrag veröffentlichen würde. Mit folgender Einschränkung zum Text:

Solange es da nicht vor Werbung drin wimmelt, mache ich da keine Vorgaben. Vielleicht irgendwas zur Steuerung mit Smartphone/iPad… würde thematisch am Nächsten liegen…

Mir wurde dann ein Text zu einer LED-Lichterkette, die per App gesteuert werden kann, versprochen, der einen Tag später kam.

(Produktname): Sparsame Lichterkette mit App-Steuerung

(Produktname) heißt die frisch auf den Markt gebrachte, smarte Lichterkette von (Herstellername). Sie kann über das Smartphone gesteuert werden und in 16,7 Millionen Farben leuchten.
Ob Sie mit dem guten Stück Ihren Weihnachtsbaum optisch aufwerten oder draußen einen Strauch dekorieren – mit der (Produktname) Lichterkette haben Sie das ganze Jahr über Ihren Spaß. Per Smartphone steuern Sie Helligkeit und Farbe der LED-Beleuchtung, die auch bei schlechtem Wetter funktioniert – zertifiziert mit IP66 und IP44.

Bei aller Liebe, aber das war nun wirklich nicht, was ich mit unter einem Gastbeitrag so vorgestellt habe. Genauso gut hätte ich den Marketingtext des Herstellers 1:1 veröffentlichen können.
Ich habe das beim Autor angemerkt und er hat vollstes Verständnis gezeigt und mir eine neue Version des Textes geschickt, in der Herstellername und Produktname deutlich seltener verwendet worden wären.

(Produktname): Sparsame Lichterkette mit App-Steuerung

(Produktname) heißt die frisch auf den Markt gebrachte, smarte Lichterkette von (Herstellername). Sie kann über das Smartphone gesteuert werden und in 16,7 Millionen Farben leuchten.
Ob Sie mit dem guten Stück Ihren Weihnachtsbaum optisch aufwerten oder draußen einen Strauch dekorieren – mit der (Produktname) Lichterkette haben Sie das ganze Jahr über Ihren Spaß. Per Smartphone steuern Sie Helligkeit und Farbe der LED-Beleuchtung, die auch bei schlechtem Wetter funktioniert – zertifiziert mit IP66 und IP44.

Zumindest im ersten Absatz tauchten weder der Herstellername noch der Produktname seltener auf, der ganze Absatz war unverändert. Im weiteren Text wurde dann der Hersteller einmal weniger genannt und der Link war rausgenommen.

Und das war der Punkt an dem ich mich fragte: Halten die mich für blöd?
Jede 14-jährige Modebloggerin weiß doch, dass sie einen Betrag kriegt, der jedes monatliche Taschengeld armselig aussehen lässt, wenn sie einmal ein bestimmtes Modelabel nennt – ja, das ist übertrieben, weiß ich auch.
Aber hier versucht mich doch jemand zu verarschen. Oder er ist extrem unprofessionell, wenn er denkt, dass man einem Blogger mit Anspruch (ich bemühe mich zumindest), der außerdem noch Journalist ist und weiß, was Schleichwerbung bedeutet, einfach extrem werbliche Gastbeiträge ohne Bezahlung unterjubeln kann. Oder beides, was ich mittlerweile glaube.

Gesponserte Beiträge

Gegen ein Honorar mit der klaren Kennzeichnung als Sponsored Post hätte man drüber reden können. Solche Anfragen habe ich auch schon des Öfteren bekommen, meistens hat aber das Thema nicht gepasst. Gerade gestern kam wieder so eine Anfrage von Frau H. von der Agentur O.:

Guten Tag nach Köln, Herr Stoppacher,

sehr gern möchte ich für Ihre Seite fitfuerjournalismus.de einen interessanten Artikel verfassen lassen. Dieser Artikel wird natürlich einen Mehrwert für Ihre Leser bieten und ein externer Link wird zielgruppenorientiert und hilfreich gesetzt sein.

Im Gegenzug kann ich Ihnen einen Backlink für Ihre Seite anbieten. Alternativ bezahlen wir Sie auch gern für die Platzierung des Artikels und Links. Falls dies für Sie infrage kommt, senden Sie mir bitte folgende Infos:
• Wie hoch ist der Preis?
• Ist der Link „follow“?
• Ist der Artikel gekennzeichnet (z.B. als „Advertorial“ oder „Gesponsert“)?
• Können Sie mir eine Beispiel-URL für diese Art der Integration zusenden?

Liebe Frau H., wenn Sie sich mit Fit für Journalismus etwas mehr als 10 Sekunden beschäftigen würden, hätten Sie gemerkt, dass wir bislang keine gesponserten Beiträge veröffentlicht haben. Und da wir (Bettina und ich) uns als professionelle Journalisten verstehen, nicht mal im Ansatz auf die Idee kämen, einen solchen Beitrag ohne Kennzeichnung zu veröffentlichen.
Sehr professionell fand ich dagegen diese Anfrage:

Hallo Herr Stoppacher,

mein Name ist xxx xxxxx und ich arbeite im Auftrag der Online-Marketing Agentur xxxxx.
Ihre Website ist mir auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern positiv aufgefallen.
Wir wären an einer Zusammenarbeit interessiert, da die Inhalte gut zu unserem Kundenprofil passen.
Unsere Agentur ist auf Link- und Contentmarketing ausgerichtet und betreut dabei eine Vielzahl namhafter Kunden aus relevanten Themenbereichen.

Ich möchte Ihnen gut recherchierte, redaktionelle Beiträge zu aktuellen Themen anbieten.
Die Texte werden speziell für Ihr Portal erstellt und an bestehende angeglichen – thematisch, sowie stilistisch.
Im Detail wird es sich um Gast- beziehungsweise Fachartikel handeln, welche keinen werblichen Charakter aufweisen.
Sie erhalten also informativen Content und zusätzlich eine Vergütung für die Veröffentlichung.

Falls ich Ihr Interesse wecken konnte, schreiben Sie mir einfach eine kurze Mail, dann sende ich Ihnen weitere Details zu Vergütung und Ablauf.
Wir freuen uns auf eine Antwort und beantworten umgehend alle Ihre Fragen.

Auch meine Antwort empfand ich dem angemessen:

Hallo Herr xxxx,

danke für Ihre Anfrage. Ich habe bislang keine guten Erfahrungen mit Kooperationen in Form von Gastartikeln gemacht.
Aber vielleicht schaffen Sie es ja, mich zu überzeugen.
Machen Sie mir doch bitte zunächst einen oder zwei Themenvorschläge, damit ich sehen kann, ob unser Verständnis der Thematik des Blogs übereinstimmt.

Das ist jetzt ca. 4 Wochen her und er hat sich nicht mehr gemeldet. Finde nur ich das unprofessionell?

Warum?

Warum handeln Agenturen so? Ich fürchte, weil es genug Blogger gibt, die auf so was reinfallen, die sich über die paar Euro freuen, keine ethischen oder moralischen Bedenken haben oder sich im Presserecht nicht auskennen. Oder alles zusammen.
Schon vor ca. 1,5 Jahren habe ich für t3n ein Interview mit Lars Siebenhaar zu Blogger Relations geführt, der auf Allaboutsamsung bloggt. Damals war ich noch mehr oder weniger „Unbeteiligter“, mittlerweile kann ich aus eigener Erfahrung den Ärger nachvollziehen.

Fazit

Diese unprofessionellen Anfragen kosten Zeit und bringen nichts.

Gastbeitrag: Wie der Bewerberprozess immer digitaler wird

FullSizeRenderEigentlich überfliege ich Pressemitteilungen höchstens und lösche sie direkt. Doch bei „Die sechs wichtigsten Trends im Recruitung“ von der Anxo Management Consulting bleibt mein Blick am Wort „Suchmaschinen“ hängen. „Suchmaschinen und Personalsuche?“, staune ich – und lese weiter. Danach bitte ich um einen Interviewtermin. Das Ergebnis dieses Gesprächs lest Ihr hier.

 

DagmarStrehlau
Dagmar Strehlau. Bild: ANXO MANAGEMENT CONSULTING GmbH

Dagmar Strehlau ist Senior Consultant bei der Anxo Management Beratung in Hofheim im Taunus. Mit ihr spreche ich über die Recruiting-Trends des Jahres – und sie haben alle mit der digitalen Welt zu tun:

Sie sagen, der Bewerbungsprozess finde überwiegend im Internet statt. Was genau bedeutet das eigentlich?
Heute ruft niemand mehr in einer Firma an und bittet darum, eine Unternehmensbroschüre geschickt zu bekommen. Die gesamte Informationsbeschaffung läuft über das Internet. Bewerber suchen nach Stellen in den einschlägigen Plattformen. Sie gehen dann auf die Homepage des Unternehmens und schauen sich dort beispielsweise Videos an, in denen Mitarbeiter sich und ihre Arbeit vorstellen. Im nächsten Schritt geht der potenzielle Bewerber auf eine Bewertungsplattform: Wie zufrieden sind die Mitarbeiter mit dem Unternehmen? Wie ist dort das Arbeitsklima? Dann verschickt er seine Bewerbung per Mail oder über ein spezielles System, das in die Unternehmenswebpage integriert ist.

Moment. Deutschlands Wirtschaft ist vom Mittelstand getrieben. Lesen und hören wir nicht immer, dass der deutsche Mittelstand in Sachen Internet hinterherhinkt?
Richtig. Und das ist ein großes Problem. Denn gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es schwierig, gute Mitarbeiter zu finden. Stellt sich ein Unternehmen im Netz nicht zeitgemäß dar, wird es noch schwieriger. Der Mittelstand hat großen Nachholbedarf in Sachen Internet. Ich hatte erst neulich einen Kunden, der eine einzige Anzeige in genau einer Zeitung aufgeben wollte. Diese Zeiten sind vorbei. Eine Anzeige muss man auf mehreren Kanälen publizieren.

Welche Kanäle sollten das sein?
Das hängt stark davon ab, wen man sucht. Die richtige Plattform muss sowohl zur Branche als auch zur ausgeschriebenen Funktion passen.

Wir sprechen hier aber auch von sozialen Medien?
Absolut. Soziale Medien sind immer stärker eine Visitenkarte für beide Seiten. Nehmen wir das Beispiel Xing. Zu diesem Business-Netzwerk gehört Kununu, eine Plattform, um Arbeitgeber zu bewerten. Während Personaler auf Xing nach Bewerbern suchen, informieren diese sich bei Kununu über die möglichen Arbeitgeber. Das bedeutet, dass beide Seiten in den sozialen Medien sein müssen und sich dort gut präsentieren sollten.

Bewerber können ihr Xing-Konto mit Twitter, Facebook, einem Blog und vielen anderen Dingen verknüpfen. Wie sinnvoll ist das?
Man zeigt sich selbst damit, aber auch, was man kann. Und man zeigt, dass man mit neuen Medien umgehen kann – das ist besonders für ältere Bewerber relevant und für die, die im Vertrieb oder im Marketing arbeiten wollen. Denn dort geht es ums Verkaufen. Wer eine Stelle sucht, macht im Prinzip nichts anderes. Er sucht einen Käufer für seine Arbeitskraft.

Unternehmen wie beispielsweise Daimler haben eine eigene Facebook-Recruiting-Seite. Ist das der richtige Weg?
Das ist ein Weg, gerade wenn man zum Beispiel Nachwuchskräfte gewinnen muss. Es kommt immer darauf an, wen man ansprechen möchte. Suche ich beispielsweise international, komme ich derzeit nicht an LinkedIn vorbei, auch wenn Xing in Deutschland sehr erfolgreich agiert.

Was hat Suchmaschinenoptimierung mit Recruiting zu tun?
Eine ganze Menge: Sucht ein Student einen Praktikumsplatz bei einem Personalberater, gibt er bei Google sehr wahrscheinlich „Praktikum Personalberater“ ein. Das Unternehmen, das als erstes in der Trefferliste auftaucht, bekommt höchstwahrscheinlich mehr Bewerbungen möglicher Praktikanten als die Konkurrenz. Wir alle wissen, dass aus guten Praktikanten Mitarbeiter werden können. Und so schließt sich der Kreis. Das ganze lässt sich sehr einfach auf den Punkt bringen: Wer nicht im Netz ist, wird nicht gefunden. Unternehmen haben gelernt, dass ihre Homepage suchmaschinenoptimiert sein muss, um ihre Produkte zu verkaufen. Heute sind wir einen Schritt weiter: Wer Mitarbeiter sucht, muss die Homepage auch diesbezüglich optimieren.

Wie macht man das?
Unternehmen, die eine gute Onlinemarketingabteilung haben, schaffen das alleine. Allerdings müssen dazu die Personalabteilung und die Marketingabteilung enger zusammenarbeiten als bisher. Ist das nicht möglich, ist es sinnvoll einen externen Experten ins Boot zu holen.

Und dann wartet man als Unternehmen darauf, gefunden zu werden?
So einfach ist es leider nicht mehr. Personalabteilungen müssen umdenken, sie müssen aktiv nach Kandidaten suchen, und zwar in den sozialen Netzwerken. Deswegen ist es so wichtig, dass sie dort auch präsent und aktiv sind. Wir nennen das im Fachjargon „active sourcing“.

Das Internet wird immer mobiler. Welche Auswirkungen hat das auf den Bewerbungsprozess?
Er wird schneller. Bewerber recherchieren morgens in der Bahn, ob es eine freie Stelle gibt. Wer seine Unterlagen auf der zugehörigen Plattform gespeichert hat, kann sich sofort bewerben. Dadurch hat er einen Zeitvorsprung. Wir hören auch immer öfter, dass besonders junge Leute aufgrund einer Anzeige einfach in der Firma anrufen, sich mit ihren Kenntnissen vorstellen und fragen, ob sie passen könnten. Darauf müssen Unternehmen eingestellt sein.

Als Journalistin interessiert mich natürlich, ob das alles auch für die Medienbranche gilt. Sie hat in Sachen Internet doch einiges verschlafen.
Ich vermute, dass Journalisten, deren Aufgabe es ist, kritisch zu sein, darum viele Chancen in den vergangenen zwei Jahrzehnten verpasst haben, weil sie den neuen Medien gegenüber sehr kritisch waren und manchmal noch sind. Schließlich sind diese Medien selbst Wettbewerber, aber sie schaffen auch die Grundlage für andere, neue Konkurrenten. Das ändert allerdings nichts daran, dass auch Medienunternehmen und Journalisten lernen müssen, im Bewerbungsprozess mehr auf das Internet und soziale Medien zu setzen. Sie sollten mutiger sein, sich vielleicht ein Stück vom eCommerce abschneiden. Dort probiert man viel aus, vielleicht manchmal zu viel. Aber ein bisschen von dieser Mentalität täte manchen Medienunternehmen und Journalisten durchaus gut.

Wie der Markenaufbau für Journalisten funktioniert, erklären wir auf Fit für Journalismus.

Die Autorin Bettina Blaß ist selbstständige Wirtschafts-Journalistin, Dozentin und Buchautorin in Köln. Ihre Homepage: http://www.wirtschaft-verstehen.de

Schnell durch die elektronische Passkontrolle

2015-02-20 11.30.22Gestern Morgen kam ich aus dem Urlaub zurück. Nach einem durchwachten Nachtflug (ich kann im Flugzeug nicht schlafen) stand mir noch der Stress der Ankunft bevor. Denn wir landeten in Düsseldorf und dort habe ich bislang keine guten Erfahrungen mit der Passkontrolle und der Gepäckausgabe gemacht. Es dauerte immer ewig. Diesmal sollte es aber tatsächlich anders sein.

Schon auf dem Hinflug ist mir die elektronische Passkontrolle aufgefallen, die aber nicht in Betrieb war. Entsprechend haben wir ca. 15 Minuten an der Passkontrolle angestanden. Das war allerdings nichts im Vergleich zur Passkontrolle am Zielort Abu Dhabi, wo wir über eine Stunde in der Passkontrolle standen.
Wieder zurück in Düsseldorf war das Wunderwerk der Technik in Betrieb. Und das war ziemlich super. Während es eine kurze Schlange vor der normalen Passkontrolle gab, beschränkte sich die Schlange an der elektronischen auf jeweils eine Person pro Eingang, von denen es sechs Stück gab.

Die Prozedur ist einfach: Man klappt seinen Pass auf und legt ihn wie auf einem Monitor gezeigt in den Scanner. Das geht jedoch nur mit einem Pass, der auf einem RFID-Chip die Passdaten gespeichert hat. Wer innerhalb der letzten zehn Jahre einen neuen Reisepass bekommen hat, hat in der Regel diesen „ePass“ bekommen. Man kann ihn an dem Symbol mit dem Punkt in der Mitte erkennen.
Der Scanner liest zunächst die Daten des Chips aus. Dann öffnet sich eine Schranke und man tritt vor eine Art Spiegel. In diesem Spiegel ist eine Kamera integriert, die das Gesicht scannt und mit dem Passbild vergleicht. Daher müssen die Passbilder seit vielen Jahren biometrisch sein, sodass der Abgleich anhand des Gesichts funktioniert. Das dauert nur wenige Sekunden und der Spiegel klappte beiseite und ich war wieder in Deutschland eingereist. Der ganze Vorgang war in weniger als einer Minute erledigt.

Die sechs Eingänge wurden von insgesamt zwei Bundespolizisten überwacht, die bei Bedarf noch eine manuelle Überprüfung vornehmen. So können mit weniger Personal mehr Menschen gleichzeitig kontrolliert werden. Ich finde das ziemlich praktisch und es versöhnt mich ein wenig mit dem Flughafen Düsseldorf. Mit dem Gepäck hat es trotzdem wieder lange gedauert.

Bislang gibt es „EasyPASS“, so der offizielle Name, außer in Düsseldorf noch in Frankfurt, Hamburg  und München. Mehr Infos gibt es bei der Bundespolizei.

Die Sache mit dem Verschenken von Sachen

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Zeug sich so in einer Wohnung ansammeln kann. Von meiner Festplatte will ich jetzt gar nicht erst anfangen.
Man hat so viel Kram, für den man keine Verwendung mehr hat. Oder man hat Dinge mal gekauft, die einem einfach nur gefallen haben – ohne, dass man je Verwendung für sie gehabt hätte. Kleinteile und Altkleider kann ich bequem mit der Post entsorgen, größere Sachen muss ich auf anderem Weg loswerden.

Ganz früher gab es Flohmärkte, früher gab es (und gibt es immer noch) eBay und mittlerweile kann man seinen überflüssigen Kram in unzähligen Facebook-Gruppen loswerden. NETT-Werke, in denen meistens der zweite Kommentar unter einem Beitrag schon nicht mehr nett ist, „Verkaufs in …“ und wie diese Gruppen alle heißen. Nach dem großen Ausmisten zum Jahresanfang war es dann soweit: ich habe wieder Sachen online angeboten. „Geschenkt, einfach so“ (unter anderem in der gleichnamigen Facebook-Gruppe). Es war nichts Besonderes, ein altes, aber teures Buch für die Uni, ein alter IKEA-Sessel und ein kleiner Fernseher.

fernseher

Alles war in wenigen Tagen weg, nur der Fernseher steht jetzt immer noch hier und an ihm möchte ich aufzeigen, woran der gute Gedanke, etwas Funktionierendes zu verschenken, statt es einfach auf den Müll zu werfen, leider oft ins Leere läuft.

Wie für fast alles, was man online anbietet, gibt es schnell Interessenten, vor allem wenn es kostenlos ist. Man darf nur nicht den Fehler machen, die Sachen morgens zu posten (Ausnahme Wochenende). Menschen, die arbeiten, arbeiten dann und die, die nicht arbeiten, scheinen dann noch zu schlafen. Also alle Postings nachmittags machen.

Auch für alle Sachen, die ich angeboten hatte, gab es schnell ein paar Interessenten. Meistens zwei oder drei. Da muss man dann schon kleine Wartelisten führen, denn nicht jeder Interessent bleibt bei der Stange.

Problem 1: Der Standort

Ich wohne in Porz-Wahn am Rand von Köln, ein Kilometer weiter und man ist aus Köln draußen. Deshalb schreibe ich immer in die Beschreibung, dass die Dinge in Wahn abzuholen sind. 9 von 10 Interessenten fragen also wo Porz-Wahn ist, danach springen die meisten wieder ab, weil es sich verständlicherweise für viele Sachen nicht lohnt, eine halbe Stunde pro Strecke mit dem Auto durch die Stadt zu gurken. Es bleiben die übrig, die den Weg auf sich nehmen wollen. Wobei „Weg“ wirklich relativ ist.

Problem 2: Das Auto

Sobald ein Interessent anmerkt, dass er erst an ein Auto kommen muss, weiß ich aus der Erfahrung: das wird nichts mehr. Man kann dann getrost in der Warteliste den nächsten ansprechen.

Problem 3: Die Uhrzeit

Als Freiberufler bin ich recht viel zuhause. Aber wenn jemand etwas um 5 Uhr morgens vor der Arbeit abholen möchte, muss ich passen.

Problem 4: Kurz vorher absagen

Ca. 5 Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt kommt eine Facebook-Nachricht, dass ganz plötzlich ein schlimmer Magen-Darm-Virus/Fieber/Trauerfall in der Familie eingetreten ist und man das Abholen verschieben müsse. Ab zum nächsten in der Warteliste. Aber dann weiß ich wenigstens, woran ich bin, anders als bei Problem 5.

Problem 5: Es kommt keiner und es wird nicht abgesagt

Alles ist vereinbart, Ort, Zeitpunkt usw. Ich sitze hier und warte. Oft genug habe ich meinen Tag nach dem Abholer geplant, weil ich das Zeug ja loswerden will. Ich sitze zwar nicht hier und drehe Däumchen, aber es ist ärgerlich wenn niemand auftaucht. Diese Menschen sind dann auch nicht mehr zu erreichen oder reagieren nicht auf Nachrichten usw.

Mit dem besagtem Fernseher sind ALLE fünf Probleme aufgetreten. Ja, er ist kein Flachbildschirm und ziemlich klein. Aber das steht ja in der Beschreibung bzw. man sieht es auf dem Foto. Nachdem auch das Schwarze Brett im Supermarkt um die Ecke weg ist, will ich nicht noch mehr Zeit und Energie darauf ver(sch)wenden, das Gerät an den Mann zu bringen. Jetzt bleibt nur noch der Elektroschrott. Der wird abgeholt und kann online mit wenigen Klicks bestellt werden.

Mit diesen Erfahrungen bin ich nicht allein. Schon oft habe ich in den genannten Gruppen ähnliche lautende Beschwerden gesehen. Ganz oft funktioniert das Verschenken übers Netz aber hervorragend. Sonst würde ich das nämlich gar nicht machen.

Das iPad als Babysitter

Ich war Anfang des Jahres im Urlaub in einem Hotel in der Türkei. Dort habe ich etwas beobachtet und ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich davon halten soll.
Es waren viele Familien mit kleinen Kindern da und bei jeder Mahlzeit im Restaurant saßen Mama und Papa am Tisch und aßen, während die Kleinen (entweder am Tisch oder im Buggy neben den Tisch) auf dem iPad Kinderfilme schauten.

Eigentlich eine Win-win-Situation. Die Eltern können in Ruhe essen und müssen sich nicht die ganze Zeit mit ihrem Nachwuchs beschäftigen und den Kindern macht es bestimmt mehr Spaß, einen lustigen Film zu sehen, als am Tisch zu sitzen und zu warten, bis Mama und Papa sich wieder ihnen widmen können.

Wenn ich an meine eigene Kindheit zurückdenke, verstehe ich diese Eltern. Ich war gelinde gesagt sehr aufmerksamkeitsbedürftig – gerade in der Öffentlichkeit. Wahrscheinlich hätten meine Eltern für eine ruhige Minute, in der sie mal eine Mahlzeit essen können, ohne sich um mich kümmern zu müssen, ihre Seele verkauft. Entsprechende elektronische Ablenkungsspielzeuge gab es damals noch nicht und ein Buch hätten Mama oder Papa schließlich auch mit mir durchblättern müssen.

Auf der anderen Seite: Wie lernen diese Kinder denn sowas wie Tischmanieren? Ich bin kein Knigge-Fanatiker, aber Kinder lernen ja in erster Linie durch Nachmachen. Wenn sie vom iPad so gefesselt sind, dass sie die Welt um sie herum nicht wahrnehmen, wie können sie dann mitbekommen, wie Mama und Papa sich benehmen.

Der Nebeneffekt des Babysittings mit dem iPad: Zwischen den Eltern und den Kindern fand auch so gut wie keine Kommunikation statt. Ich hoffe, dass die Eltern sich wenigstens außerhalb der Mahlzeiten mit ihren Kindern beschäftigen und nicht nur die ganze Zeit auf ihr Smartphone starren, denn auch das war zu beobachten. Und nicht nur in meinem Urlaub. Auch hier sehe sehr oft Mütter und Väter, die sich statt mit den Kindern mit dem Smartphone beschäftigen. Auf dem Spielplatz geht dann alle paar Minuten der Blick mal rund, ob das Kind noch da ist und dann wieder aufs Display.
Ich will das nicht verurteilen, weil ich mir denken kann, dass Kinderbetreuung vielleicht nicht für jeden eine erfüllende Vollzeitbeschäftigung ist. Aber wie gesagt, Kinder lernen vieles durchs Nachmachen und wenn Eltern die ganze Zeit aufs Smartphone starren, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die Kinder das dann ebenfalls tun.