Ko(s)mische Kontaktanfragen

Der Tag begann mit einer Facebook-Nachricht. Freundin A fragt, ob ich Freundin B persönlich kenne. Sie hätte eine Freundschaftsanfrage von ihr bekommen, obwohl sie sich nicht kennen würden. Es gibt zwei gemeinsame Nenner: beide sind Frauen und beide sind bei Facebook mit mir befreundet. A lebt in Köln, B in Berlin. Von B weiß ich, dass sie nicht wahllos Freundschaftsanfragen stellt, also biete ich A an, B zu fragen, was der Grund sei.

B kann sich auf die Anfrage keinen Reim machen und ist sich sicher, keine Anfrage geschickt zu haben und auch nicht das Profil von A besucht zu haben. Einzige Erklärung für sie: Das Smartphone hat sich in der Tasche selbstständig gemacht und eine Empfehlung von Facebook bestätigt.

Ich habe jetzt ein paar Stunden darüber nachgedacht. Eigentlich geht das nicht. Smartphones benötigen Hautkontakt, um eine Aktion auf dem Display auszulösen. Gut, beim Greifen in die Tasche hätte das passieren können. Aber wie wahrscheinlich ist das?

Ich glaube auch nicht, dass B sich einfach nur nicht erinnern kann, denn mir sind schon ähnliche Fälle passiert, wenn auch nicht bei Facebook, sondern bei Xing und Linkedin.
Gerade bei Linkedin habe ich in den letzten Wochen mehrfach die Meldung bekommen: XY ist jetzt ein Kontakt. Aber ich kenne XY nicht, noch habe ich gemeinsame Bekannte mit ihm oder ihr, noch gibt es eine Übereinstimmung bei Branche oder Ort. Sehr merkwürdig.

Wesentlich intensiver als Linkedin nutze ich Xing. Dort gehe ich auch regelmäßig mein Adressbuch durch, um mal zu schauen, wer sich beruflich verändert hat. Und auch da tauchen mittlerweile Namen auf, die ich beim besten Willen nicht zuordnen kann.

Nochmal Facebook: Ab und zu bekomme ich Freundschaftsanfragen von Menschen, mit denen ich zwar 20 gemeinsame Kontakte habe, die ich aber noch nie persönlich getroffen habe. Es hängt dann vom Kontext der gemeinsamen Freunde ab, ob ich sie annehme oder nicht. Weiterhin gibt es Anfragen von Menschen, die ich nicht kenne, mit denen ich keine gemeinsamen Freunde habe, die noch nicht mal aus Deutschland kommen. Spam? Keine Ahnung, ich nehme sie nicht an.

Bei Xing und Linkedin vermute ich mittlerweile Methode. Nun bin ich kein Verschwörungstheoretiker, aber das Geschäftsmodell der beiden ist es schließlich, Kontakte im beruflichen Kontext herzustellen. Ein (soziales) Netzwerk ist meistens nützlicher (und profitabler), je mehr Nutzer es hat, die wiederum untereinander vernetzt sind. Die Software so zu programmieren, dass sie unter gewissen Umständen Kontakte selbsttätig bestätigt oder herstellt, wäre kein Akt.
Schieben mir also manche Netzwerke einfach Kontakte so aus dem nichts unter? Ich beobachte das mal.

Habt Ihr ähnliche Erfahrung? Freue mich auf Eure Kommentare.

So kommt der Hass in meine Filterblase

Das Schöne am Internet ist bekanntlich, dass jeder einfach etwas veröffentlichen kann. So wie in diesem Blog zum Beispiel. Das Schlimme am Internet ist bekanntlich, dass jeder einfach etwas veröffentlichen kann. So wie die ganzen Reichsbürger, die „ich habe nichts gegen Ausländer, aber…“-Fraktion, die Aluhutträger usw.

Irgendwie habe ich Glück, dass unter meinen ganzen Netzkontakten niemand durch entsprechende Kommentare auffällt. Er wäre dann auch nicht mehr lange in meiner Timeline. Trotzdem schlägt mir aus Facebook und Co. leider jeden Tag der blanke Hass entgegen. Denn in den sozialen Medien treffe ich schließlich auch mir bis dato Unbekannte. Wenn zum Beispiel ein großes Medium wie eine Tageszeitung einen Beitrag über Flüchtlinge teilt, sehe ich auf Anhieb ein paar Kommentare dazu. Meistens natürlich die Schlimmsten, weil diese dem Facebook-Algorithmus wohl als die Relevantesten erscheinen.

Natürlich teilen auch meine Kontakte vieles mit dem Hinweis, wie schrecklich diese Kommentare sind. Sie haben Recht. Nur durch soziale Medien komme ich mit den stumpfsinnigsten Kommentaren überhaupt erst in Berührung.

Früher gab es in der Öffentlichkeit vielleicht mal ein Graffiti mit einschlägigen Parolen, im Netz dagegen verbreitet sich der Hass rasend schnell und jeder, der nicht mit der Spraydose durch die Gegend ziehen will, kann sich an seiner Tastatur austoben.

Wäre es schön, wenn das Netz nur aus Katzenbildern, tollen Rezepten und Musikvideos bestehen würde. Nur dass die Realität schließlich auch nicht mit Instagram-Filtern arbeitet. Und so sehen wir weiterhin jeden Tag Hass und ich kann nicht gar nicht so viel Alkohol trinken, wie ich dabei kotzen möchte.

Natürlich kommt nicht nur das Schlechte so in meine Timeline. Ich sehe zunehmend mehr positive Botschaften in Zusammenhang mit dem Thema Flüchtlinge, vor allem Hilfeaufrufe, häufig aus spontaner privater Initiative. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Aktion Blogger für Flüchtlinge hinweisen. Eines der guten Dinge, die meiner Timeline gelandet sind. Und dafür ist es wieder sehr gut, dass im Internet jeder einfach etwas veröffentlichen kann.

10 Regeln für Facebook-Gruppen

kamu2Facebook reißt so ziemlich jede Kommunikation im Netz an sich. Was früher in diversen Foren ausgetauscht wurde, ist heute ziemlich oft in Facebook-Gruppen zu finden. Das ist toll, wenn man zu einem Thema Infos braucht oder Fragen hat, wird aber durch den teilweise ziemlich unverschämten Umgangston ziemlich schnell zum virtuellen Spießrutenlauf.

Ich bin jetzt seit Jahren Mitglied in mehreren Gruppen und immer wieder erstaunt darüber, wie viel Energie Menschen dafür aufwenden, andere (die sie meistens gar nicht kennen) zu belehren oder zu beleidigen. Damit nun keiner, der sich in eine irgendeine Gruppe wagt, gleich frustriert wieder aussteigt, habe ich hier ein paar – mal mehr mal weniger ernstgemeinte – Regeln zusammengestellt.

  1. Halte Dich an die Gruppenregeln!
    Klingt fast schon zu banal, aber die Gründer/Admins der Gruppe haben sich für ihre Gruppe eine Art Hausordnung ausgedacht. Tritt man einer Gruppe bei, sollte man sich informieren, was erlaubt ist und was nicht. Die Gruppenregeln findet man meistens in der Beschreibung oder im fixierten Beitrag. Hält man sich nicht an die Gruppenregeln, weil man sie überflüssig/doof/unnütz findet oder sie noch nicht gelesen hat, tritt die nächste Regel in Kraft.
  2. Weise jemanden unbedingt auf einen Verstoß gegen die Gruppenregeln hin!
    Wer die Gruppenregeln kennt und befolgt, muss jeden, der gegen sie verstößt, auf seine Untat hinweisen – das scheint ein ungeschriebenes Gesetz aller Gruppen zu sein. Es muss Menschen geben, die auf ihrer Tastatur eine Taste haben, die sofort „Lies erstmal die Gruppenregeln!!!!!!!!“ alternativ „Steht alles im fixierten Beitrag!!!!!!!!!!“ (ja, inklusive des inflationären Gebrauchs des Ausrufezeichens).
  3. Der Gruppenadmin hat immer Recht!
    Bedarf keiner Erläuterung.
  4. Hat der Gruppenadmin nicht Recht, hat er per Rollendefinition trotzdem Recht!
  5. Verwechsle die Gruppe mit Google!
    Stelle auch die banalsten Fragen unbedingt in der Gruppe. Sehr beliebt „Sind morgen die Geschäfte auf?“ (vor Feiertagen), „Weiß jemand, was ein iPhone kostet?“ usw.
  6. Poste einfach jeden Scheiß in die Gruppe, egal ob er zur Gruppe passt oder nicht!
  7. Mach aus jeder Diskussion eine Meta-Diskussion!
    Nicht der Inhalt des Postings steht zur Debatte, sondern wer wie wann warum mit wem falsch, beleidigend, gegen die Gruppenregeln interagiert hat.
  8. Mach Dir keine Sorgen, wenn Deine Rechtschreibung unter aller Sau ist!
    Irgendjemand wird Dich garantiert mit charmanten Worten wie „Boah, lern doch erstmal richtig schreiben“ auf Deine Fehler hinweisen.
  9. Lies den Sonstiges-Ordner in den Nachrichten!
    Wer mit anderen privat Nachrichten austauschen möchte, sollte einen Blick in den Ordner „Sonstiges“ bei den Nachrichten werfen. Nachrichten von Facebook-Nutzern, mit denen man nicht befreundet ist, landen meistens da. Unpraktischerweise ist der Sonstiges-Ordner nicht in der Messenger-App enthalten.
  10. Verlasse die Gruppe nur mit einem beleidigenden Abschiedsposting!
    Sollte es Dir in einer Gruppe zu blöd geworden sein, bitte vor dem Verlassen unbedingt noch einen Post schreiben, wie Scheiße diese Gruppe ist und wie doof sich alle verhalten haben, die Dich auf die Gruppenregeln hingewiesen haben inklusive der Gruppenadmins.

Die Sache mit dem Verschenken von Sachen

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Zeug sich so in einer Wohnung ansammeln kann. Von meiner Festplatte will ich jetzt gar nicht erst anfangen.
Man hat so viel Kram, für den man keine Verwendung mehr hat. Oder man hat Dinge mal gekauft, die einem einfach nur gefallen haben – ohne, dass man je Verwendung für sie gehabt hätte. Kleinteile und Altkleider kann ich bequem mit der Post entsorgen, größere Sachen muss ich auf anderem Weg loswerden.

Ganz früher gab es Flohmärkte, früher gab es (und gibt es immer noch) eBay und mittlerweile kann man seinen überflüssigen Kram in unzähligen Facebook-Gruppen loswerden. NETT-Werke, in denen meistens der zweite Kommentar unter einem Beitrag schon nicht mehr nett ist, „Verkaufs in …“ und wie diese Gruppen alle heißen. Nach dem großen Ausmisten zum Jahresanfang war es dann soweit: ich habe wieder Sachen online angeboten. „Geschenkt, einfach so“ (unter anderem in der gleichnamigen Facebook-Gruppe). Es war nichts Besonderes, ein altes, aber teures Buch für die Uni, ein alter IKEA-Sessel und ein kleiner Fernseher.

fernseher

Alles war in wenigen Tagen weg, nur der Fernseher steht jetzt immer noch hier und an ihm möchte ich aufzeigen, woran der gute Gedanke, etwas Funktionierendes zu verschenken, statt es einfach auf den Müll zu werfen, leider oft ins Leere läuft.

Wie für fast alles, was man online anbietet, gibt es schnell Interessenten, vor allem wenn es kostenlos ist. Man darf nur nicht den Fehler machen, die Sachen morgens zu posten (Ausnahme Wochenende). Menschen, die arbeiten, arbeiten dann und die, die nicht arbeiten, scheinen dann noch zu schlafen. Also alle Postings nachmittags machen.

Auch für alle Sachen, die ich angeboten hatte, gab es schnell ein paar Interessenten. Meistens zwei oder drei. Da muss man dann schon kleine Wartelisten führen, denn nicht jeder Interessent bleibt bei der Stange.

Problem 1: Der Standort

Ich wohne in Porz-Wahn am Rand von Köln, ein Kilometer weiter und man ist aus Köln draußen. Deshalb schreibe ich immer in die Beschreibung, dass die Dinge in Wahn abzuholen sind. 9 von 10 Interessenten fragen also wo Porz-Wahn ist, danach springen die meisten wieder ab, weil es sich verständlicherweise für viele Sachen nicht lohnt, eine halbe Stunde pro Strecke mit dem Auto durch die Stadt zu gurken. Es bleiben die übrig, die den Weg auf sich nehmen wollen. Wobei „Weg“ wirklich relativ ist.

Problem 2: Das Auto

Sobald ein Interessent anmerkt, dass er erst an ein Auto kommen muss, weiß ich aus der Erfahrung: das wird nichts mehr. Man kann dann getrost in der Warteliste den nächsten ansprechen.

Problem 3: Die Uhrzeit

Als Freiberufler bin ich recht viel zuhause. Aber wenn jemand etwas um 5 Uhr morgens vor der Arbeit abholen möchte, muss ich passen.

Problem 4: Kurz vorher absagen

Ca. 5 Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt kommt eine Facebook-Nachricht, dass ganz plötzlich ein schlimmer Magen-Darm-Virus/Fieber/Trauerfall in der Familie eingetreten ist und man das Abholen verschieben müsse. Ab zum nächsten in der Warteliste. Aber dann weiß ich wenigstens, woran ich bin, anders als bei Problem 5.

Problem 5: Es kommt keiner und es wird nicht abgesagt

Alles ist vereinbart, Ort, Zeitpunkt usw. Ich sitze hier und warte. Oft genug habe ich meinen Tag nach dem Abholer geplant, weil ich das Zeug ja loswerden will. Ich sitze zwar nicht hier und drehe Däumchen, aber es ist ärgerlich wenn niemand auftaucht. Diese Menschen sind dann auch nicht mehr zu erreichen oder reagieren nicht auf Nachrichten usw.

Mit dem besagtem Fernseher sind ALLE fünf Probleme aufgetreten. Ja, er ist kein Flachbildschirm und ziemlich klein. Aber das steht ja in der Beschreibung bzw. man sieht es auf dem Foto. Nachdem auch das Schwarze Brett im Supermarkt um die Ecke weg ist, will ich nicht noch mehr Zeit und Energie darauf ver(sch)wenden, das Gerät an den Mann zu bringen. Jetzt bleibt nur noch der Elektroschrott. Der wird abgeholt und kann online mit wenigen Klicks bestellt werden.

Mit diesen Erfahrungen bin ich nicht allein. Schon oft habe ich in den genannten Gruppen ähnliche lautende Beschwerden gesehen. Ganz oft funktioniert das Verschenken übers Netz aber hervorragend. Sonst würde ich das nämlich gar nicht machen.

Persönlicher vs. Social-Media-Kontakt – was kommt zuerst?

Facebook und Twitter sind zwei unterschiedliche soziale Netzwerke mit völlig unterschiedlichen Konzepten dahinter. Trotzdem werden sie oft als beliebig und austauschbar hingenommen. No Go: Tweets automatisch in Facebook reinlaufen lassen und Facebook-Posts automatisch zu Tweets verstümmeln.

Mein Freundschaftsanfragen- bzw. Follower-Verhalten ist dabei auch völlig unterschiedlich. Meine Facebook-Freunde kenne ich bis auf ganz wenige Ausnahmen persönlich. Die meisten habe ich offline kennengelernt und wenn man sich dann sympathisch fand, fügt man sich als „Freund“ hinzu.

Bei Twitter lief es bislang in den meisten Fällen (Ausnahmen: Veranstaltungen wie Barcamps usw.) genau umkehrt. Ich folge Leuten auf Twitter, weil ich ihre Tweets interessant finde – da folge ich sogar Menschen, die ich unsympathisch finde. Und dann ist es immer lustig, wenn man jemanden trifft und feststellt, dass man ihm schon lange folgt oder er/sie mir folgt. Da merkt man dann oft die geballte Macht von Photoshop, denn die Twitter-Profilbilder haben oft nicht viel mit der Wirklichkeit gemeinsam.